25. Mai - 06. Juni 2020

Reisen in Zeiten von Corona...

Der Ausbruch der Corona–Pandemie im Februar und die daraus resultierenden Auflagen und Einschränkungen haben unseren Reiseplänen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Unser Vorhaben, ab Mitte Mai über das Baltikum, Russland und Georgien ans Schwarze Meer zu fahren, mussten wir leider auf Eis legen. Statt dessen haben wir uns 11 Wochen lang in Isolation begeben und sämtliche Kontakte auf ein Minimum beschränkt.

Wenn man aber einmal mit dem Vagabundenleben begonnen hat, hält man es nicht mehr lange am selben Platz aus...

Also - - - was tun ??

Die meisten Grenzen sind immer noch dicht und, wenn wir ehrlich sind:

Falls uns das Virus trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erwischt, soll das – bitteschön – in Deutschland sein.

Aber auch hier gibt es ja wunderschöne Landstriche, die wir noch gar nicht alle erkundet haben – also lauten die vorläufigen Reisepläne dieses Jahr:

Deutschland – Ost – West – Süd – Nord … ;-)

Sehr gelegen kommt uns daher unser nächster Termin in Sachsen: TIO bekommt neue Aufbaubatterien...

Gemünden - offizieller Stellplatz an der Mehrzweckhalle
Gemünden - offizieller Stellplatz an der Mehrzweckhalle

Nachdem mein Friseur aufgrund der gelockerten Auflagen seinen Salon endlich wieder öffnen durfte, habe ich knapp 4 Wochen auf diesen Termin gewartet.

Deshalb schaffen wir es heute erst um 19.00h „vom Hof zu reiten“...

 

Aber es ist ja lange hell, und so kommen wir bis Gemünden, wo ein einsamer Platz hinter der Mehrzweckhalle zum Übernachten einlädt.

Am nächsten Morgen lässt es sich bei 9°C Außentemperatur trotzdem herrlich in der Sonne frühstücken.

Die Zeit drängt nicht, denn bis Schneeberg sind es nur noch 330km.

Dort hat TIO morgen früh einen Termin bei der Autotechnik Schuh. Die alten Aufbaubatterien (AGM), nach 5 Jahren Dauerbetrieb erschöpft, werden gegen leistungsstärkere Lithium-Batterien ersetzt.

Am frühen Abend erreichen wir die Werkstatt und dürfen etwas oberhalb auf dem Gelände übernachten.

 

Nach ein paar Stunden Werkstattaufenthalt darf TIO wieder in die Sonne, die neuen Batterien werden aufgeladen und wir bleiben noch eine Nacht, um sicher zu gehen, dass alles funktioniert und die Synchronisation geklappt hat.

Ein letzter Check vom Chef persönlich – alles o.k.

 

Mit unseren fest verbauten Solarpaneelen (200, bzw. 120W), dem Faltpaneel (180W) und den beiden Lithium-Eisen-Batterien (à 150Ah), die energieeffizienter sind als die alten AGM-Batterien, werden wir künftig wieder ohne Probleme autark in der „Wildnis“ stehen können.

Radeln und Wandern im grünen Vogtland

An der Talsperre Pöhl wird das auch sofort ausgetestet: Auf dem großen Wiesenparkplatz der Schlosshalbinsel finden wir ein ruhiges Plätzchen zwischen der Surfschule und einer Mischung aus Bungalowsiedlung und Dauercampingplatz... Unter der Woche ist hier zum Glück nicht viel los.

Wir unternehmen eine kurze Wanderung am Seeufer entlang und wundern uns über Jaron:

Frisch geschoren präsentiert er sich von seiner aktivsten Seite. Bewegungsfreudig und agil, wie schon seit Monaten nicht mehr, begleitet er uns und fordert uns, mit mittlerweile 12 Jahren, zum Spielen heraus.

Aber vielleicht hat ihm auch einfach nur das Reisen gefehlt... ???

Die Nacht war ruhig und heute morgen kommen nur ein paar Surfer, um bei dem frischen Wind ihrem Hobby nachzugehen.

Mittags wollen wir mit Jaron die Talsperre umrunden: Den Fahrradanhänger liebt er mittlerweile heiß und innig...

Zwischendurch darf er immer mal raus, ein bisschen schnuppern, die Beine vertreten und an den Hundestränden, die hier besser beschildert sind als der ganze Rundweg, ein erfrischendes Bad nehmen.

Leider führt die Strecke sehr häufig an der Straße entlang (ohne Radweg!!) und wenn wir mal einen schmaleren Weg nehmen, landen wir im Unterholz oder mitten auf dem Feld. Ein paar Schilder mehr wären schon hilfreich – aber so ist es halt ein Abenteuer-Trail von 27km ;-)

Historisches Rathaus in Plauen
Historisches Rathaus in Plauen

Da Pfingsten vor der Tür steht, müssen unsere Vorräte noch ein wenig aufgestockt werden und so steuern wir Plauen an, wo nach dem Einkauf noch ein kleiner Rundgang durch die Altstadt lockt. 

Als „Metropole des Vogtlandes“ bietet Plauen neben dem historischen Rathaus auf dem Altmarkt einige Sehenswürdigkeiten für Handarbeitsinteressierte: Handplatt-Stickerei, Tüllspitze, Schiffchenstickerei und Ätzspitze sagen uns nicht allzu viel, aber die Plauener Spitze, die Ende des 19. Jhdt. einen Siegeszug um die Welt antrat, ist selbst mir ein Begriff. 

Wir sparen uns aber die Museen und fahren weiter. 

Talsperren-Hopping ... ;-)

Talsperre Pirk
Talsperre Pirk

An der Talsperre Pirk, die von der Weißen Elster gespeist wird, legen wir eine kurze Rast mit Besichtigung der Staumauer ein, bevor TIO am Nachmittag auf den kleinen Wanderparkplatz der Förmitztalsperre in Oberfranken gelenkt wird.

Einige Sportler nutzen das reichhaltige Angebot auf dem Wasser: Segeln, Baden, Tauchen, Surfen, ... Aber am Abend leert sich der Platz und wir genießen eine ungestörte Nacht. 

Blick von der Staumauer - Talsperre Pirk
Blick von der Staumauer - Talsperre Pirk
Förmitztalsperre
Förmitztalsperre

Zum Ende unseres Freiluft-Frühstücks ziehen Wolken auf und wir beschließen, vor der Weiterfahrt noch eine Runde um den Stausee zu drehen. 

Die 4,5km auf gut geschotterten Wanderwegen sind auch für Jaron kein Problem, zumal ein frischer Wind weht und alle Nase lang ein kurzes Bad Abkühlung verschafft (für den Hund...!!!)

 

In der park4night-App wird der Womo-Stellplatz in Marktleuthen in den höchsten Tönen gelobt: Wir werden sehr freundlich begrüßt, der Platz ist wunderbar gelegen und sehr gepflegt, aber uns ist es hier - mit 8 Reisemobilen - zu voll...

Nach der Ver-, bzw. Entsorgung sind wir wieder auf der Piste. 

Radeln und Wandern in Oberfranken

In Wirsberg entdecken wir einen ausgewiesenen, kostenlosen Womo-Platz am Freibad im Schorgasttal. Da dieses wegen COVID-19 noch nicht geöffnet hat und man nur mit eigener Sanitär-Einrichtung an Bord hier übernachten darf, stehen nur 3 Fahrzeuge auf dem weitläufigen Gelände. 

Von hier starten mehrere Rad- und Wanderwege. Wir verstauen Jaron im Fahrradanhänger und machen uns auf den gut beschilderten Weg, zunächst durch den Wald entlang der Schorgast. Über Gothendorf und Rimlas erreichen wir Bad Berneck, belohnen uns - und Jaron - mit einem leckeren Eis und erreichen über Lanzendorf und Himmelkron, wo der Weiße Main für Abkühlung sorgt, nach 30km unseren Ausgangspunkt wieder. 

Für den Rest des Tages ist Faulenzen angesagt.

Küchenarbeit mit Kino

Kurzfristig haben wir den Platz am nächsten Morgen für uns alleine, bis - pünktlich zum Abwasch- ein typischer Vertreter des pedantischen Wohnmobilisten genau gegenüber einparkt und als erstes die einzige Stromsäule in Beschlag nimmt. Sodann werden 2 große Töpfe mit Tomatenpflanzen vor die Tür gestellt und mit der Markise beschattet. Die obligatorische Riesenfußmatte entfällt, statt dessen wird die mobile SAT-Schüssel mit Kabelverlängerung quer über den Platz getragen und auf einem Höckerchen neben unserem Küchenfenster positioniert. Das ist der Zeitpunkt, wo wir die Sonnenblende herunterziehen, damit wir besser sehen können... Nicht dass wir neugierig wären - wir wollen es nur wissen ;-)

 

Nun wird herumprobiert, an welchem Platz, in welcher Höhe (mit oder ohne Hocker) und in welcher Richtung sich das Funksignal am besten einfangen lässt - während dessen die Schüssel einen penetranten Brummton von sich gibt. 

Nach einer halben Stunde streichen wir die Segel und setzen TIO um - der Platz ist ja groß genug !

Auf geht´s nach Kulmbach - Jaron freut sich schon auf´s Eis
Auf geht´s nach Kulmbach - Jaron freut sich schon auf´s Eis

Eine Stunde später herrscht endlich Ruhe; das Signal wurde gefunden und unsere Nachbarn sitzen, bei herrlichem Sonnenschein, im Auto und schauen in die Röhre...

Wir laden die Räder ab und fahren nach Kulmbach - - - Eis essen.

 

Im Laufe des Nachmittags gesellen sich noch 2 weitere energiebedürftige Fahrzeuge um die Stromsäule, und wir sind glücklich über unsere neuen Batterien, durch die bei diesem Wetter kein Bedarf an diesbezüglicher Versorgung entsteht.

Pünktlich zum einsetzenden Gewitter landen wir am nächsten Nachmittag in Kulmbach. Der offizielle Wohnmobilstellplatz darf wegen der Pandemie nur zu 50% ausgelastet werden und ist dementsprechend voll. Der staubige Belag des Nachbarparkplatzes wird sich durch den Regen in ein Matschfeld verwandeln - also stellen wir TIO auf dem großen Parkplatz des Freibades ab, das ohnehin noch geschlossen ist. Offiziell ist er zwar nur für PKW, aber außer uns steht ohnehin kaum jemand hier...

Um 7.30h kommt bereits das Gemeindefahrzeug und bunkert lautstark Gießwasser aus dem Weißen Main in einen großen Tank... Wozu? Es regnet doch!!!

Der große Parkplatz scheint zudem der örtlichen Fahrschule als Motorrad-Übungsplatz zu dienen. Während unseres Frühstücks üben diverse Führerschein-Probanden die Kurvenfahrt, Ausweich- und Bremsmanöver:

Also wieder mal Kino für uns ;-)

 

Die Plassenburg in Kulmbach

Wir nutzen eine Regenpause und wandern hinauf zur Plassenburg, einer der größten Festungsbauten der Renaissance in Deutschland. 

Das Deutsche Zinnfiguren-Museum, mit 300.000 Figuren das größte der Welt, ist coronabedingt leider geschlossen, also genießen wir den Ausblick auf die Altstadt und sind pünktlich zum nächsten Regenschauer wieder zurück. 

 

Für Jaron ist es genug: Der Aufstieg zur Burg hat ihn an seine Grenzen gebracht.

Unseren 40. Hochzeitstag werden wir heute Abend im Kulmbacher Kommunbräu mit einem leckeren Bier und einheimischen Spezialitäten feiern :-)

Auf dem Heimweg durch den Spessart

Auf dem Heimweg finden wir in Gemünden am Main nochmal einen ruhigen Übernachtungsplatz direkt am Fluss. 

Der Main Radweg führt auf der gegenüberliegenden Seite vorbei - und es steht fest, dass wir hier nicht zum letzten Mal waren. 

Leider erlaubt das Wetter heute keine ausgedehnte Radtour, so dass wir mit Jaron nur einen kurzen Spaziergang machen und dann - vorerst - wieder ins heimatliche Neuhäusel zurückkehren.