Italien 07. Oktober - 19. November 2020

Unsere Reiseroute:

  • Sanremo
  • Albenga
  • Piacenza
  • Brescia
  • Padua
  • Venedig
  • Ravenna
  • Rimini
  • Arezzo
  • Montepulciano
  • Pienza
  • Val d'Orcia
  • Buonconvento
  • Montalcino
  • Castello Banfi
  • Cortina d'Ampezzo
  • Heimreise über den Chiemsee


Ligurien

Sanremo

Zwischen den Sportplätzen und dem Campingplatz „Villagio dei Fiori“ liegt der große Wohnwagenstellplatz von Sanremo, mit Blick auf´s Ligurische Meer und kostenloser Übernachtungsmöglichkeit.

Außer einer kleinen Fahrradtour und einem ausgedehnten Sonnenbad bei 23°C ist heute nichts weiter geplant. 

 

 

Die alte Bahntrasse von Ospedaletti nach

San Lorenzo al Mare wurde auf einer Länge von 24km zur Fahrradstrecke ausgebaut. 

Gesäumt von hohen Gräsern, Palmen, Wandelröschen, Hibiskus und dichten Oleanderhecken auf der einen - und der fantastischen Küstenansicht auf der anderen Seite, radeln wir durch kleine Dörfer und vorbei an großen Yachthäfen. 

Nebenbei können wir uns noch am wild wachsenden Rosmarin bedienen, um unseren Hacksteaks heute Abend die entsprechende Würze zu verleihen. 

Die Aufräumarbeiten entlang der Strände nach dem verheerenden Unwetter sind noch nicht abgeschlossen und überall sind Raupen und Bulldozer im Einsatz, um Baumstämme, Hausrat und sonstiges Strandgut einzusammeln.

Wir genießen ein paar ruhige Tag und können beim ausgedehnten Frühstück zusehen, wie sich der Platz mit italienischen Wochenendcampern füllt. Die Wohnmobile werden zusammengerückt, die Markisen ausgefahren und im Nu stehen die Campingtische und biegen sich unter der Last der Speisen - und des Weins. Alle greifen fröhlich zu und das typisch melodische, italienische „Divertimento“ schallt herüber.

 

Heute brauchen wir nirgendwo mehr hinzufahren, denn sämtliche Plätze werden über das Wochenende belegt sein.

Über Imperia geht es dann die Küste entlang weiter bis Albenga, einer Kleinstadt mit wunderschönem mittelalterlichen Stadtkern an der Mündung der Centa. 

Der familiäre Campingplatz „Lo Zafferano“ liegt inmitten Dutzender Treibhäuser in denen tausende Töpfe Rosmarin, Salbei und Lavendel ebenso auf den Versand warten wie die Chrysanthemen für die Herbstbepflanzung. Daniele und seine Familie verkaufen Eigenprodukte wie Honig, Olivenöl, Eier, Käse und Wein. Die Hühner laufen frei auf dem Gelände herum; Pferde, Esel, Schafe und Hunde ergänzen die Bauernhofidylle.

Wir sammeln unsere Wäsche ein und geben sie Daniele zum Waschen mit. Für 3,-€/Maschine steht sie abends getrocknet vor dem Reisemobil - DAS ist ein Service !

Während dessen können wir die Umgebung und Albengas historischen Kern bei einer Radtour erkunden. Für eines unserer nächsten Ziele - Venedig - bekommen wir abends noch ein paar Tipps und Adressen von John und Marianne aus Velbert und revanchieren uns mit ein paar Scheiben frisch gebackenen Tomate-Olivenbrotes.

Radtour über Arnasco, Cenesi und Martinetto
Radtour über Arnasco, Cenesi und Martinetto

Es ist gar nicht so einfach, eine längere Radtour zu planen, denn ausgewiesene Radwege sind hier Mangelware. Über Komoot erarbeiten wir eine Route über Arnasco, Cenesi, Martinetto und Cisano sul Neva, landen aber irgendwann auf einem sehr schmalen, sehr steinigen Alpentrail und müssen die Räder 2km schieben... aber dafür duftet es traumhaft nach wildem Thymian ;-)

Am Nachmittag ist Franjo´s Brötchenteig fertig, wird geformt, eingeschnitten, bepinselt, bestreut, ... ich freue mich schon, muss aber bis morgen früh warten, denn heute Abend gehen wir nochmal in die Altstadt, um die Abendstimmung mit der Kamera einzufangen. Zehn schlanke Geschlechtertürme prägen das Bild der Stadt. Die Kathedrale St. Michael und das frühchristliche Baptisterium werden wirksam angestrahlt und auf der Piazza Erbe genießen wir bei einem guten Rotwein die Antipasti, die automatisch mit dazu gereicht werden.


Venetien

Das Wetter soll sich noch bis Mitte nächster Woche halten, und um Venedig zu besuchen, ist jetzt die beste Gelegenheit. Der Herbst im Allgemeinen bedeutet weniger Touristen, und die Corona-Situation im Besonderen hält einen Großteil der anderen Touristen fern - hoffen wir - haben es aber auch schon von anderen Reisenden bestätigt bekommen. 

Also machen wir uns auf den Weg - langsam - denn am Wochenende wollen wir trotz allem nicht durch die Lagunenstadt bummeln. 

Über Piacenza, Brescia, Verona und Vicenza erreichen wir Pianiga, eine kleine Gemeinde kurz vor Mestre. Eine Campergemeinschaft unterhält hier einen eingezäunten Schotterplatz am Sportgelände. Der freundliche Signore kommt persönlich vorbei und kassiert die 6,-€/Nacht incl. Wasser. 

Hier wollen wir die 2 Tage bis Sonntag „abbummeln“ sehen uns den eher unscheinbaren Ort an und unternehmen eine Radtour Richtung Mestre. 

Venedig

Der Campingplatz Fusina liegt direkt an der Fährstation, wo die Vaporetti im Stundenrhythmus Richtung Venedig ablegen. 

An der Station Zattere schultern wir unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg zum Markusplatz, der in dieser frühen Stunde noch beinahe jungfräulich vor uns liegt. Die ersten Souvenirverkäufer bauen ihre Stände auf und ein paar Einheimische eilen auf dem Weg zur Arbeit an uns vorbei. Noch nicht einmal die Tauben haben sich zum täglichen Stelldichein versammelt. 

An der Rialto-Brücke ist schon etwas mehr Betrieb, auch wenn die Souvenirläden noch geschlossen sind. 

In der Nähe der Brücke steigen wir in ein Vaporetto und tuckern über den Canale Grande bis hinaus zum Lido, dem Stadtstrand Venedigs - und wieder zurück. 

Mittlerweile ist es Mittag und die Sonne lädt zu einer Pause am Canale di Cannaregio, um in einer kleinen Pizzeria an der Ponte dei Tre Archi eine original italienische Pizza mit einem Glas Vino bianco frizzante de la Casa zu genießen. Na ja.... es waren zwei Gläser ;-)

 

Mittagspause am Canale di Cannaregio...

passend zum Thema ;-)
passend zum Thema ;-)

Entlang des Rio della Misericórdia wandern wir zurück Richtung Markusplatz - immer wieder mit einem Abstecher in die engen, verwinkelten Gassen, die über kleine Brücken führen und jenseits eines schmalen Kanals hinter der nächsten Ecke weitergehen - oder einfach vor einer Haustür enden...

Die Piazza San Marco hat sich mittlerweile gefüllt, wobei sich sowohl die Touristen, als auch die Tauben, stark reduziert haben. Bei Ersteren ist es auf die Corona-Situation zurück zu führen. Bei den Tauben hingegen auf das seit Mai 2008 geltende Fütterungsverbot, das bei Nichtbeachtung mit bis zu 500 € geahndet werden kann.

La Serenissima Repubblica di San Marco

Gondeln mit "fèro" im Abendlicht
Gondeln mit "fèro" im Abendlicht

Den momentanen Rückgang der Touristenzahlen bekommen natürlich auch die Gondoliere zu spüren. Überall werden wir angesprochen und zu einer Gondelfahrt eingeladen - mit oder ohne Gesang. Die Preise differieren je nach Interesse und Wetterlage. 

Die Gondeln sind übrigens asymmetrisch gebaut, haben eine gewollte Schieflage nach rechts und kippen ins Gleichgewicht, sobald der Gondoliere an Bord geht.

Die Bauzeit beträgt ca. 3 Monate, das Gewicht 600kg und die Kosten liegen bei ca. 30.000€. 

Eine typisch venezianische Gondel wird am Bug mit der „fèro“ geschmückt. Die sechs Zähne dieses Eisenkamms symbolisieren die sechs Stadtteile Venedigs, und die S-förmige Verzierung ist zu einem Wahrzeichen der Gondelschifffahrt Veneziens geworden. 

Ein schöner Tag geht zu Ende...

Mit dem Vaporetto Nr. 2 erreichen wir Zattere genau eine Minute zu spät... Das nächste geht in einer Stunde, also genügend Zeit, um sich am Canale della Giudecca eine kleine Bar zu suchen und den Tag bei einem Glas Aperol Sprizz, einem typischen Aperitivo italiano, den Tag ausklingen zu lassen. 

Der Nebel am nächsten Morgen ist so dicht, dass sich das Vaporetto nur langsam durch die mit Pfählen markierte Fahrrinne nach Zattere vortastet, aber ab 10h soll es besser werden. 

Muss es auch, denn wir wollen nach Murano und Burano hinausfahren. 

Ab Zattere verkehrt allerdings nur das Vaporetto Nr. 2 - alle anderen sind wegen der dichten Suppe, die Venedig umhüllt, eingestellt. Also fahren wir zunächst bis Ferrovia, um von dort mit dem nächsten Vaporetto nach Murano überzusetzen, aber diese Linie fährt verkehrt ebenfalls nicht - wegen Nebel. 

Na dann eben: Venedig im Nebel... dabei ist zwischen den Häusern kaum etwas davon zu bemerken, nur die feuchte Kälte, die uns zu einer etwas schnelleren Gangart zwingt, um warm zu bleiben. 

Über die Ponte degli Scalzi überqueren wir den Canale Grande und erkunden San Croce und San Polo bis zur Ponte di Rialto. 

Cicchetti und Ombra im Bacaro

Durch San Marco erreichen wir den nächsten Stadtteil, Castello, auf der Suche nach einem Mittagssnack. 

Man sollte in Venedig unbedingt einmal Cicchetti in einem Bacaro essen - sie gehören hierher wie der Markusplatz ;-)

Die kleinen, getoasteten Weißbrotscheiben mit allerlei Belägen, wie Frischkäse, Schinken, Olivenpaste, Gambas, getrockneten Tomaten mit Mortadella, ... passen hervorragend zu einer „Ombra“ - einem Glas Vino de la Casa, und da die Sonne den Nebel mittlerweile verdrängt hat, sitzen wir nun in der Via Garibaldi, mit Blick auf den Canale Ortanello und genießen den Tag... und das Leben!!!

 

Am Ufer treffen wir den Maler Michael Richardson aus Margate Harbour , machen ein paar Fotos im Gegenlicht und versprechen, sie ihm per Mail zu schicken... Liebe Grüße Michael ;-)

Gemütlich geht´s zurück zur Piazza San Marco und - diesmal zu Fuß - nach Zattere. 

 

Dass wir unser Vaporetto wieder knapp verpasst haben muss ich wohl nicht extra erwähnen... oder ???

Letzter Tag in Venedig

Heute Morgen ist der Nebel so dicht, dass wir die Containerschiffe, die 50m entfernt an uns Richtung Hafen fahren, zwar hören, aber absolut nicht sehen können. Die Besichtigung von Murano und Burano werden wir wohl verschieben müssen.

Gegen Mittag nehmen wir zum letzten Mal das Vaporetto nach Zattere hinüber. 

Am Rio de San Trovaso liegt der Squero di San Trovaso, ein berühmtes Werftgebäude aus dem 17. Jhdt., in dem Holzgondeln gebaut wurden - heute aber nur noch repariert werden.

Beim Bummel durch das Dorsoduro-Viertel entdecken wir viele kleine Osterias, die Cicchetti und Ombra anbieten. Das müssen wir uns für heute Abend merken!

 

Am östlichen Zipfel des Stadtteils steht die barocke Kuppelkirche Santa Maria della Salute, mit einzigartigem achteckigen Grundriss und 12 Tizian-Werken in der Sakristei.

Der Markus-Dom ist leider immer noch geschlossen, aber über das Museum können wir einen kleinen Blick von oben ins Dominnere werfen, und von der Plattform einen großen Blick auf die Piazza San Marco - so leer, wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Abschied von Venedig...

Nach ein paar traumhaft schönen Gegenlichtaufnahmen nehmen wir das nächste Vaporetto zurück nach Zattere -

 

und ratet einmal, wann wir dort ankamen ???

 

 

Diebische Möwen...

 

Richtig - genau 2 min zu spät, also noch knapp eine Stunde Zeit, um sich mit ein paar Cicchetti und einem Glas Wein an den Rio de San Trovaso zu stellen und den Tag ausklingen zu lassen. 

Die Möwen dort sind übrigens auch ganz wild auf die kleinen Häppchen.

 

Uns haben sie zum Glück aber nur eine Olive geklaut...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben sehr viele Fotos von Venedig gepostet, aber glaubt uns, wir haben schon ordentlich reduziert.

Wer jemals in Venedig war, kann uns verstehen ;-)

 

Es gibt einfach an jedem Kanal, in jeder Gasse hinter jeder Ecke und auf jeder Piazza unendlich viele schöne Motive...

die Entscheidung viel unendlich schwer.


Emilia Romagna

1000MIGLIA in Comacchio

Unsere Reise geht weiter über Chioggia entlang der Adriaküste. Kurz vor Ravenna gibt es einen kostenlosen Übernachtungsplatz am Rande der Valli di Comacchio. Diese Lagunenlandschaft gehört zum Parco regionale del Delta del Po - toller Name ;-) ... und von der UNESCO als Welterbe anerkannt.

Beim abendlichen Beinevertreten fliehen wir vor den Mücken an der Lagune und wählen den Rückweg durch das sympathische Dorf, wundern uns aber über gesperrte Straßen und ein großes Aufgebot an Polizei und Sicherheitskräften. Ein Radrennen??

In den Metallgittern entlang der Hauptstraße stecken hunderte Fähnchen: 1000MIGLIA.

Gut, dass es Mr. Google gibt - so erfahren wir schnell, dass es sich hierbei um ein Langstrecken-Rennen über 1000 Meilen handelt (... und wir mittendrin!)

1927 fiel zum ersten Mal der Startschuss für 77 Fahrzeuge - 30 Jahre später wurde das Rennen eingestellt. 

Seit der Wiederbelebung 1977 ist die 1000MIGLIA ein reines Gleichmäßigkeitsrennen. Teilnehmen dürfen ausschließlich Fahrzeuge, von denen ein Exemplar zwischen 1927 und 1957 an den Start gegangen ist. 

Start und Zieleinfahrt dieses Oldtimer-Rennens ist Brescia, die Route führt u.a. über Bologna, Siena, Rom und entlang des Gardasees. 

Hier in Comacchio starten ab 18.00h über 400 Fahrzeuge im Minutentakt, so dass wir das Röhren der Motoren noch bis spät in die Nacht hören können. 

Ravenna

Am nächsten Tag geht es weiter nach Ravenna. Der große Parkplatz am Parco Teodorico kann kostenlos genutzt werden und bietet auch Ver- und Entsorgung.

Für die Besichtigung Ravennas wechseln wir auf den großen Parkplatz am Giardino Maria Montessori und starten von dort über die Piazza del Popolo zur „Zona del Silenzia“, einer Ruhezone zum Andenken an den Dichter Dante Aleghieri, dessen Gebeine hier begraben sind - zum großen Verdruss der Florentiner. 

Die Besichtigung der Basilika di San Vitale mit ihrer reichen Mosaikausstattung und des Mausoleums der Galla Placidia bleibt uns verwehrt, da wir nicht bereit sind, nach dem Kauf des Tickets noch einige Stunden auf den regulierten Einlass zu warten, obwohl kaum Besucher da sind. 

Durch die Via Cavour - Ravennas Einkaufsstraße - bummeln wir zurück und setzen unseren Weg entlang der Küste Richtung Rimini fort. 

Rimini

Während unserer sonntäglichen Strandwanderung Richtung Bellaria kommen uns etliche Spaziergänger entgegen - fast alle mit Maske, trotzdem geht man sich aus dem Weg und grüßt sich kaum. Man kann sich doch trotz dieser Geißel die Tageszeit sagen - oder?

Aber hinter der Maske ist ja noch nicht einmal zu erkennen, ob mein Gegenüber lacht, oder grimmig dreinschaut... das ist allmählich ziemlich bedrückend.

Die Corona-Neuinfektionen haben in Italien mittlerweile die Marke von 20.000 überschritten.

Wir sind unsicher, ob eine Weiterreise sinnvoll ist - momentan zumindest nicht nach Süditalien oder Sizilien, denn bei einer evtl. Ansteckung möchten wir ungern in einem italienischen Krankenhaus landen.

Auf dem ruhigen Wohnmobil-Stellplatz in Igea Marina nutzen wir das schöne Wetter und warten die weitere Entwicklung ab - zumindest noch ein paar Tage, denn dann ist die Saison hier zu Ende.

Kreuz und quer durch die Toskana

Wir haben beschlossen, das herrliche Herbstwetter zu nutzen und die Toskana jenseits aller Menschenmassen zu durchstreifen - und so verlassen wir Igea Marina Richtung Südwesten. 

 

Der erste Übernachtungsplatz in dieser traumhaft schönen Region liegt etwas außerhalb von Badia Tedalda, mit herrlicher Aussicht auf die herbstlich gefärbten Wälder. 

Ohne Werkstatt geht es nicht...

Kurz nach der Abfahrt am nächsten Tag leuchtet bei TIO die Motorwarnleuchte auf. In Absprache mit unserem „persönlichen“ und stets erreichbaren Mercedes Kfz-Meister (Danke!!!) steuern wir sicherheitshalber eine Werkstatt in Arezzo an. 

Nach Fehlerauslese und erfolgreicher Reparatur wissen wir nun auch, was Drosselklappenantrieb auf italienisch heißt: Attuatore della valvola a farfalla - klingt für deutsche Ohren eher nach einem Pastagericht ;-)

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang schaffen wir es noch bis auf den kostenlosen Parkplatz vor der historischen Altstadt von Sinalunga.

Von Arezzo nach Chiusi führt ein Radweg entlang des Canale Maestro della Chiana. In Foiano della Chiana schwingen wir uns in den Sattel und radeln südwärts bis zum Riserva naturale Lago di Montepulciano.

Die Route führt durch ein trockengelegtes Sumpfgebiet, das nun landwirtschaftliche genutzt wird, aber die Entwässerungskanäle führen noch genügend Wasser um als Brutstätte einer beträchtlichen Mückenpopulation zu dienen, der man nur durch schnelles Strampeln entkommen kann.

Knapp 50km später sind wir wieder zurück am Ausgangspunkt und setzen unsere Reise fort - zur „Città del vino nobile“ - Montepulciano.

Montepulciano ohne Touristen...

Beim Bummel durch die mittelalterliche Hügelstadt sehen wir kaum noch Touristen - nur Einheimische, die ihrer Arbeit nachgehen oder für das Wochenende einkaufen. Die vielen  Weingeschäfte und Probierstuben sind leer, die Eigentümer stehen in der Gasse und warten auf Kundschaft. 

Wie schön wäre es jetzt, sich mit Gleichgesinnten in einer gemütlichen Enoteca zur Weinprobe zu treffen, ein paar Kleinigkeiten zu essen, ...

Aber die aktuellen Corona-Zahlen liegen heute bei über 31.000 Neuinfektionen ...

Die ehemalige Wallfahrtskirche „Madonna di San Biagio“, südwestlich von Montepulciano, ist leider nur von außen zu besichtigen, so dass wir gegen Mittag nach Monticchiello weiterfahren.

Dieser malerische Ort auf 500m Höhe bietet herrliche Panoramaausblicke in die weite Hügellandschaft der Toscana. 

Der Parkplatz am Ortsrand ist kostenfrei und ruhig, so dass wir den Kaffee vor TIO in der Sonne genießen können. 

 

Am späten Nachmittag richten wir uns unterhalb von Pienza auf dem kleinen Parkplatz vor der „Pieve dei Santi Vito e Modesto“ für die Nacht ein. 

Das Val d’Orcia gehört seit 2004 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die auffällige, flache Landschaft mit ihren kegelförmigen Hügeln inspirierte schon in der Renaissance viele Künstler für ihre Landschaftsbilder. Wir haben es mit unseren Kameras etwas einfacher - sind aber ebenso begeistert auf der Suche nach den schönsten Motiven.

Mit dem Rad auf Motivsuche

Rund um Pienza gibt es einige interessante Foto-Spots, die wir mit dem Rad erkunden wollen.

Der Film „Gladiator“ mit Russell Crowe wurde vor den Toren Pienzas gedreht und es führt sogar ein Wegweiser zu der Zypressenallee.

Über Schotterstraßen und Feldwege radeln wir durch die hügelige Landschaft, landen irgendwann wieder in Monticchiello und finden eine gut ausgebaute Strecke, die uns in weitem Bogen nach Pienza zurückbringt.

Die Nacht verbringen wir etwas weiter unterhalb der Stadt mit herrlicher Aussicht und einem stimmungsvollen Sonnenuntergang.

Von Bagno Vignoni startet unsere nächste Radtour auf der Suche nach schönen Fotomotiven. 

Das Wetter spielt mit und immer wieder blitzt die Sonne durch die Wolken und begeistert uns mit einem herrlichen Licht-Schatten-Muster auf den langen, von Zypressen gesäumten Alleen, die auf die vielen Hügel zu den Höfen und Weingütern führen.

Über San Quirico d’Orcia radeln wir gemütlich Richtung Pienza, stoppen immer wieder an den vielen Aussichtspunkten, schießen Foto um Foto und genießen den Tag - weit ab von allem Trubel.

Bagno Vignoni ist für seine Thermen bekannt, die bereits von den Etruskern genutzt wurden. Heiße Quellen speisen das riesige Bassin in der Ortsmitte. Das überlaufende warme Wasser wird durch kleine, offene Kanäle an den Ortsrand geleitet, wo es kaskadenartig über mehrere Becken und Zwischenspeicher abfließt. Die mittelalterlichen Horizontalradwassermühlen sind mittlerweile verfallen und von Kalkablagerungen überdeckt - die Ruinen wurden ausgegraben und wieder zugänglich gemacht.

Castiglione d'Orcia
Castiglione d'Orcia

Nach dem Rundgang durch den gemütlichen Ort fahren wir hinauf nach Castiglione d’Orcia und finden am Sportplatz einen kostenlosen Parkplatz mit Entsorgungsmöglichkeit.

Auf der Suche nach dem nächsten Highlight müssen wir ein Stück zurück Richtung Montepulciano.

An der „Strada Provinciale Traversa Amiata Chianciano“ (kurz SP40) liegt ein Parkplatz mit Aussichtsplattform ins Tal.

Der von Zypressen gesäumte Serpentinenweg zum Podere San Bernardino entspricht dem typisch toskanischen Klischee, aber da sich die Sonne heute nicht zeigt, lohnt es sich kaum... Kurzerhand übernachten wir auf dem Parkplatz und hoffen für morgen auf besseres Fotowetter. 

 

Es gibt jetzt bestimmt Leser, die den Kopf über uns schütteln ... ;-)

 

...aber die Sonne hat ein Einsehen und schickt am nächsten Tag immer mal wieder ein paar Strahlen durch die lockere Wolkenschicht, so dass wir diesen Spot erfolgreich abhaken können.

Jetzt müssen wir aber dringend einkaufen. Der nächste, größere Ort - Chianciano Terme - liegt nur 8km weiter und verfügt zudem über einen Stellplatz mit Trinkwasseranschluss. Leider ist die Zufahrtsstraße gesperrt, und der Coop ist wegen des Wochenmarktes für TIO auch nicht erreichbar, die Gassen sind zu eng und die Stadttore zu niedrig, so dass wir zu guter Letzt wieder in Montepulciano landen und uns beim Eurospin eindecken. Die Corona-Auflagen werden hier strikt eingehalten: Pro Einkauf eine Person, mit Maske und nach Temperaturkontrolle.

Über Pienza geht´s dann weiter zum nächsten Spot - San Quirico d’Orcia.

Sowohl der frühmorgendliche Ausblick auf den landwirtschaftlichen Betrieb „Podere Belvedere“, als auch die Ansicht auf die Zypressenallee, die zur gegenüber liegenden „Fattoria Poggio Manzuoli“ führt, sind atemberaubend und entschädigen für eine 2-tägige Wartezeit im Nebel.

Mit der Sonne aufstehen...

Fattoria Poggio Manzuoli
Fattoria Poggio Manzuoli

Crete Senesi

Baccoleno
Baccoleno

In der Crete Senesi (übersetzt: die Tonminerale von Siena) liegt die nächste Fotolocation: Die von Zypressen gesäumte Zufahrt zum Anwesen Baccoleno ist eines der am meisten fotografierten Motive der Toskana. 

Ein paar Kilometer weiter liegt Asciano, eine kleine Ortschaft, die schnell durchwandert ist - menschenleer - aber wir sind mal wieder während der Siesta unterwegs, die zu dieser Jahreszeit  erst zwischen 16 und 17.00h endet, obwohl schon ab 18.00h coronabedingtes Ausgangsverbot herrscht und alle wieder schließen müssen.

Auf einem Schotterweg oberhalb von Baccoleno finden wir gegen Abend einen atemberaubenden Übernachtungsplatz mit 360° Panoramablick, wo wir 2 Tage stehen bleiben und am 7. November die Wahl von Joe Biden zum 46. Präsidenten der USA feiern - auch wenn Trump es noch nicht wahrhaben will ;-)

Was für ein Sonnenaufgang !!!

Wir wachen über den Wolken auf. Das ganze Tal ist in Morgennebel gehüllt, der genau an der Zypressenallee von Baccoleno endet und auch unseren erhöhten Stellplatz nur knapp ausspart. 

Franjo schickt die Drohne hoch, schießt Foto um Foto und ist vor Begeisterung total aus dem Häuschen.

 

Das hat sich absolut gelohnt!

 

Honig von den Olivetanern...

Zisterne von Monte Oliveto Maggiore
Zisterne von Monte Oliveto Maggiore

Wir genießen Sonne und absolute Ruhe und setzen unsere Reise am Nachmittag fort. Die 1319 gegründete Abtei „Monte Oliveto Maggiore“ ist das Stammkloster der Olivetaner, die es in ihrer weißen Ordenstracht immer noch bewirtschaften und ihre Produkte im Klosterladen verkaufen. So komme ich - als absoluter Honigliebhaber - mal wieder zu außergewöhnlichen Sorten: Kastanie und Efeu.

Kurz vor Sonnenuntergang können wir noch einen kurzen Bummel durch die kleine Altstadt von Buonconvento machen und uns dann auf dem großen, kostenfreien Gemeindeparkplatz für die Nacht einrichten. 

Toskanische Weinfreuden ;-)

Das nächste Weinanbaugebiet steht auf dem Programm - bis Montalcino sind es nur 15km, so dass wir am frühen Nachmittag schon durch die historischen Gassen des Hügeldorfes schlendern, die Aussicht vom Festungsplateau genießen und eine gemütliche, gut ausgestattete Enoteca finden in der wir den berühmten Brunello di Montalcino und seinen „kleinen Bruder“ Rosso verkosten - als einzige Gäste.

Überfüllte Lokale sind nicht schön, aber wenn niemand da ist, fühlt man sich irgendwie verloren...

Da hilft nur: Positiv denken, Wein trinken - und sich über den Pecorino di Pienza freuen, den wir hier auch noch bekommen ;-)

Sant' Antimo zum Zweiten...

Die im 8. Jhdt. von Benediktinern gegründete Abtei „Sant’ Antimo“, 10km südlich von Montalcino, haben wir vor 20 Jahren schon einmal besucht. Nach einer ruhigen Nacht direkt vor der Kirche war der Besuch der Frühmesse mit gregorianischen Gesängen und Sonnenstrahlen, die durch weihrauchgeschwängerte Luft tanzten, ein großes Highlight unserer Reise.

Heute darf man vor der Kirche nicht mehr stehen, die Mönche wohnen seit 2 Jahren nicht mehr im Kloster, Messe ist nur noch sonntags um 11.00h und der offizielle Womo-Stellplatz ist eine Müllhalde...

Castello Banfi

Somit wenden wir uns den (Wein-)geistigen Genüssen zu und lenken TIO zum Castello Banfi, dem größten Weingut der Toskana.

Hände desinfizieren, Einmalhandschuhe überstreifen und automatische Temperaturkontrolle - dann dürfen wir den riesigen, edel ausgestatteten Verkaufsraum betreten, und werden prompt auf deutsch begrüßt ;-)

Paul ist im Urlaub in Italien hängen geblieben, arbeitet seit 15 Jahren hier und berät uns bei der Weindegustation, die über Sekt und Weißweine bis zu den hochwertigen Rotweinen von Rosso und Brunello reicht, und sogar Chianti Classico im Programm hat.

Nur gut, dass TIO seinen Schlafplatz seitlich der langen Zufahrtsstraße schon gefunden hat...

Wein - soweit das Auge reicht
Wein - soweit das Auge reicht

Wie wir gestern von Paul erfahren haben, waren wir die letzten Degustationsgäste, da die Corona-Maßnahmen in der Toskana ab heute verschärft werden und Restaurants und Bars den ganzen Tag geschlossen bleiben müssen. Um so glücklicher sind wir, dass er für uns noch eine private Führung durch die Produktions- und Lagerstätten - die heiligen Hallen von Banfi - organisieren konnte.

Auf den tausenden Hektar Land werden nicht nur diverse Rebsorten angebaut, es finden sich hier auch Obstbäume (Pflaume, Apfel, Kirsche) und Olivenbäume, Hartweizen für die Eigenproduktion der Banfi-Pasta und einiges mehr. 

Castello Banfi wurde zudem als weltweit erstes Weingut für außergewöhnlichen Umwelteinsatz ausgezeichnet.

Die diversen Schritte der Weinbereitung laufen im Hightech-Keller mit seinen riesigen Stahl- und Holzfässern computergesteuert ab. Die Trauben für die absoluten Spitzenweine werden nach der Handverlesung sogar noch durch einen Hochleistungsscanner geleitet, der nur die Perfekten durchlässt.

Wir sind beeindruckt und dankbar für den sehr informativen Rundgang. 

Und nun...???

Die Toskana gehört seit heute zur mittleren, orangefarbenen, Corona-Zone, was bedeutet, dass nicht nur alle Genusstempel dauerhaft geschlossen sind (was wir noch verschmerzen könnten), sondern dass es auch verboten ist, sich zwischen verschiedenen Regionen und Kommunen zu bewegen. Aber das ist ja nun einmal Sinn und Zweck einer Reise, und bevor wir hier festgesetzt werden, wie es einigen unserer Freunde seit 10 Monaten in Südamerika ergeht, beschließen wir schweren Herzens die Heimreise anzutreten. 


Über Siena und Florenz kommen wir bis kurz vor Bologna und finden in Sirano einen ruhigen Platz für die Nacht.

Maser, nördlich von Montebelluna ist die nächste Station auf unserer „Flucht“, wieder einmal ein Friedhofsparkplatz, denn dort steht man meistens allein und ruhig ;-)

Wandern statt Skifahren - Cortina d'Ampezzo

Cortina d'Ampezzo war Olympiadorf 1956. Im Eisstadion wurden einige Szenen aus dem James Bond Film „In tödlicher Mission“ gedreht. Beim Nachmittagsbummel durch den ruhigen Ort können wir einen Blick darauf werfen, bevor wir es uns – bei ungewohnt kühlen Temperaturen – mit einem Glühwein im Wohnmobil gemütlich machen. 

Unser Parkplatz ist Startpunkt etlicher Wanderwege. Über die Komoot-App erarbeiten wir eine Route und machen uns bei idealem Wetter auf den Weg zum Lago de Pianozes und weiter über den Lago d'Aial zum Lago Plan del Conte, dem höchsten Punkt für heute.

Der Himmel ist wolkenlos und die Aussicht auf die umliegenden Berge der Dolomiten atemberaubend. Nach 4 Stunden und 11km sind wir zurück in Cortina – glücklich aber geschafft, nach 350 Höhenmetern.

 

Auf dem Weg nach Lienz legen wir am Lago di Landro (Dürrensee) einen Zwischenstopp ein und wandern bei idealem Wetter entlang einer Langlauf-Loipe zum Dreizinnen-Blick,  umrunden den See in großem Bogen und können abschließend noch einen Cappuccino vor TIO in der Sonne genießen. 

Erster Frost...

Toblach soll unser nächster Übernachtungsplatz sein, aber die Plätze sind entweder abgehängt, oder für Wohnmobile verboten – in Innichen und den nachfolgenden Orten sieht es nicht anders aus, so dass wir nach Österreich weiterfahren und in Thal, auf einem Nebenweg, einen Schlafplatz an der Drau finden.

Die kalten Temperaturen lassen den Nebel, der von dem kleinen Fluss aufsteigt, wie Raureif auf den Ästen gefrieren. 

Wolkenspektakel in den Bergen...

Österreich geht ab morgen in den Corona-Lockdown, was nicht nur die „Schließung des öffentlichen Lebens“, sondern auch eine 24-stündige Ausgangssperre zur Folge hat. Um Schwierigkeiten zu vermeiden fahren wir in einem Rutsch durch, aber nicht, ohne zuvor noch am Felbertauern und am Pass Thurn ein paar großartige Eindrücke dieser grandiosen Landschaft einzufangen. Die Wolkenstimmung wechselt im Sekundentakt...

Ohne Zwischenfall erreichen wir kurze Zeit später Bad Reichenhall.

Deutschland hat uns wieder ;-)

Ein perfektes Ende...

Wir möchten die letzten schönen und ungewohnt warmen Tage noch genießen und fahren zum Chiemsee.

Der Schotterplatz am Strandweg in Chieming  kostet tagsüber nur 3,-€ und ist nachts frei.

Campen verboten – aber wir parken ja nur, ebenso wie die anderen Reisemobile aus Paderborn und Passau.

Der Nachmittagsspaziergang entlang des Sees artet aus zum Hindernislauf – definitiv zu viele Leute unterwegs, und alle ohne Maske, so dass wir einfach eine leere Bank in Beschlag nehmen und den Sonnenuntergang genießen. 

Der Radweg um den Chiemsee herum ist knapp 60km lang. Bei herrlichstem Sonnenschein radeln wir gegen den Uhrzeigersinn über Seebruck nach Gstadt, mit Ausblick auf das Benediktinerinnen-Kloster auf Frauenchiemsee.

In Prien haben wir vor einigen Jahren auf dem Campingplatz gestanden und von dort mit dem Kajak die Herreninsel umrundet.

Am Südufer führt der Weg ein kurzes Stück entlang der Autobahn bevor er von Winkl nach Norden abbiegt und wir nach 4 Stunden unseren Stellplatz wieder erreichen... gerade rechtzeitig, um mit Klappstühlen und Cappuccino an den Strand zu ziehen.

Unsere Paderborner Nachbarn Annika und Alex haben die gleiche Idee – und mit gebührendem Abstand sitzen wir am spiegelglatten See und schauen der untergehenden Sonne zu, die das Wasser erst rötlich, dann golden färbt.

 

Die Stimmung ist phänomenal, das finden auch Marcela und Martin aus Traunstein, die mit Kajak und SUP so fotogen am Ufer entlang paddeln, dass wir gar nicht anders können, als zur Kamera zu greifen ;-)

 

Der Fotograf der Beiden kann leider nicht bleiben, so bitten sie uns um ein Fotoshooting, dem wir nur zu gerne zustimmen, denn als Abschlussfotos unserer Reise sind diese stimmungsvollen Bilder einfach perfekt !!!

Über Regensburg und Nürnberg geht es am nächsten Tag in die Heimat. Mal sehen, wie lange wir ausharren müssen, bevor die nächste Tour geplant werden kann. 

Wäre schön, wenn Ihr dann wieder dabei seid.