16. - 29. Mai 2017

Altiplano - Vulkane und Salare

... und wieder ein Grenzübertritt

Von Calama kommend fahren wir auf der Routa 21 nach Nordosten in Richtung Uyuni.

Mit Jarons Papieren gab es mal wieder Theater bei der SAG. Zum einen sollten sie erst nach 3 Tagen abholbereit sein und die Impfung, welche in Deutschland noch bis Juni 2019 reichen würde, gelte hier nur 10 Monate... Wir beschlossen, es an der Grenze einfach drauf ankommen zu lassen.

In Ollagüe wollen wir die Grenze nach Bolivien überqueren. Die Straße ist zu unserer Überraschung bis dorthin asphaltiert und die Landschaft zwischen 3500 und 4000m Höhe bietet noch nicht gesehene Eindrücke: viele Felsen, Geröll, überwiegend Brauntöne, aber auch zarte Pastellfarben (allerdings dezenter als in den Quebradas und dem Paso Negra).

Dazwischen liegen rauchende Vulkane, Salare und Lagunen – z.T. mit Flamingos.

Die Eisenbahn „Ferrocarril“ begleitet uns ein gutes Stück bis zur Grenze und ihr Pfeifen erfüllt die Hochebene. Franjo ist ganz neidisch: „So ein Signalton für TIO - - WOW!!“

Die Grenzformalitäten sind schnell erledigt. Der bolivianische Zollbeamte fragt nach Obst und Alkohol, dann wirft er einen kurzen Blick von der Treppe in den Kühlschrank: Nur eine Dose Bier?? Können wir behalten – den Pisco-Sour mag er scheinbar nicht – und die Früchte... und Jaron???                                  Hat er nicht entdeckt ;-)

... Friedhof der Männerspielzeuge

Die Routa 5 über San Cristobal nach Uyuni ist eher unspektakulär. Die gewalzte Schotterstrecke weist zwar selten Waschbrettcharakter auf, dafür aber reichlich Schlaglöcher und Umleitungen über Lehmpisten, so dass hohe Konzentration gefordert ist und wir für die 200km doch 5 Stunden benötigen.

Bekannt als Salz-Puna im Hochbecken des bolivianischen Altiplano wechselt die Landschaft eher monoton zwischen trockener Grassteppe, Geröllwüste und kleinen Salaren.

Kurz vor einem farbintensiven Sonnenuntergang erreichen wir Uyuni und unseren Stellplatz in der Nähe des Eisenbahnfriedhofs „Cementerio de Trenes“.

Dass wir nicht den schönsten Platz zum Übernachten gefunden haben, war uns gestern Abend schon klar, aber eine Müllhalde...?? Beim Blick aus dem Fenster schauen wir auf Berge von Plastikmüll, den der Wind hier, in der Nähe des Klärbeckens zusammengeweht hat.

Am „Museo Abierto de Ferrocarril“ ist schon eine Horde Jeeps eingefallen, deren Insassen auf den ausrangierten Eisenbahnrelikten herumklettern um sich ablichten zu lassen, oder es mit ausgestrecktem Arm und oft erprobtem Grinsen selber zu tun: „I was here, and here, and here...“

Dutzende ausrangierte, verbeulte und vor sich hin rostende Züge und Waggons, teilweise kunstvoll mit Graffiti gestaltet, finden sich hier „zur letzten Ruhe“.

Cristal Samaña - Das Hotel aus Salz

Bis zum Salar sind es jetzt nur noch 20km. Auf einer bräunlichen Masse, die an Schneematsch erinnert, erreichen wir das Salz-Hotel „Cristal Samaña“ und fragen, ob wir uns umsehen dürfen. Nicht nur das: Der Hotelmanager kommt persönlich und führt uns herum.

Das Hotel steht seit 15 Jahren und kann mit 80 Zimmern insgesamt 200 Gäste beherbergen. In den großen Kingsize-Betten liegen Heizdecken bereit, die Wände und Gänge sind liebevoll mit Tierskulpturen gestaltet – alles aus Salz. Der Fußboden des Restaurants ist mit einer 3cm dicken Schicht aus grobem Salz bedeckt – falls man sein Steak nachwürzen möchte ;-)

Felipe bietet uns an, vor dem Hotel zu übernachten, aber wir wollen ja auf den Salar...

Der größte Salzsee der Welt - Salar de Uyuni

Die bräunliche Uferfarbe verschwindet allmählich – und dann überwältigt uns die riesige, schneeweiß glitzernde Salzfläche, die sich bis zum Horizont vor uns ausbreitet.

Mit einer Fläche von rund 10.580 Quadratkilometern und einer Tiefe von bis zu 100m besitzt der Salar de Uyuni eine Salzmenge von ca. 10 Mrd. Tonnen, von denen jährlich etwa 25.000t abgebaut werden – das sollte doch für unser Frühstücksei reichen. Die Salzfläche ist jetzt, außerhalb der Regenzeit, trocken, hart und ca. 30m dick – nur unterbrochen von einigen Wasseraugen „ojos“, so dass wir die Insel Incahuasi auf direktem Wege anfahren können. 

3 Overlander - Fahrzeuge stehen u.a. in sicherer Entfernung vor dem matschigen Ufer. Wir kommen ins Gespräch und treffen uns zum Sonnenuntergang ein Stück weiter auf dem Salzsee, dessen gleichmäßig strukturierte Oberflächen mittlerweile so hart ist, dass nicht einmal die Autoreifen Spuren hinterlassen.

Die gleißende Helligkeit des Salars, die ohne Sonnenbrille nicht zu ertragen wäre, erinnert an einen zugefrorenen See – dabei sitzen wir auf einem der weltweit größten Lithiumvorkommen (geschätzte 5,4 Mrd. Tonnen)... und frühstücken.

Franjo schickt die Drohne hoch, aber außer der kleinen Isla del Pescado, vor der wir die 2. Nacht verbracht haben, ist nur die endlos weite Salzfläche zu erkennen. Wir können uns von diesem fantastischen, einmaligen Ort noch nicht trennen, schwenken kurz vor dem Salz-Hotel nordwärts und übernachten noch einmal in der absoluten Stille des Salars.

Höher, reicher, älter, lauter, ...

In Höhenlagen zwischen 3600 und 4100m fahren wir dann bis Potosí. Es sind etliche Estancias hier angesiedelt und wir durchqueren eine kilometerlange Hochebene, die mit tausenden Tieren bevölkert ist: Rinder, Lamas, Schafe – ein gigantischer Anblick.

Potosí (in der Quechuasprache: Lärm), eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt profitiert schon seit der Inkazeit vom Silberreichtum des „Cerro Rico“ (reicher Berg), der sie im 17. Jhdt. zur reichsten Stadt der Erde machte. Über 3 Jahrhunderte füllte der Reichtum der Stadt die Staatskasse Spaniens. Sage und schreibe 60.000t Silber wurden aus der Mine gefördert, außerdem Zinn, Nickel andere Edelmetalle und diverse Mineralien. Für die indigenen Zwangsarbeiter war Potosí allerdings „Der Berg, der die Menschen lebendig frisst“ und bis zu 8Mio. starben.

Es besteht die Möglichkeit, die engen, niedrigen, dunklen und staubigen Minengänge zu besichtigen. Als Gastgeschenk bringt man den Bergarbeitern – oftmals Kinder – Cocablätter oder Dynamitstangen mit, die hier auf dem Markt frei verkäuflich sind – aber wir verzichten dankend...

Die Cholitas

- Die Kleidung „chola“ drückt die kulturelle Verschmelzung Spaniens und des Inka-Reiches aus.

- Der Bowler-Hut „bombin“ ist seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts das charakteristische Merkmal.

- Zu besonderen Anlässen werden kostbare Ohrringe getragen „pendientes“ oder „caravanas“.

- Der weite, voluminöse Rock „pollera“ besteht aus bis zu 8m Stoff und wird für festliche Anlässe aus Seide, Samt, Taft und Brokat in leuchtenden Farben hergestellt. Beim Tanzen lässt er die Frau als „drehende Blume“ erscheinen.

- Das Schultertuch, die „manta“ ist mit unterschiedlich langen Fransen geschmückt.

- Das Umhängetuch, der „ahuayo“ wird zum Tragen von Waren oder Kleinkindern benutzt.

Durch immer enger werdende Straßen fahren wir am nächsten Tag ins Zentrum von Potosí, ergattern einen Parkplatz in der Nähe des Zentralmarktes und stürzen uns ins Getümmel. Das Markttreiben und der Trubel in den Gassen sind unbeschreiblich. Vor jeder Haustür sitzt eine „Cholita“ in ihrer typischen Tracht und verkauft ihre Waren: Brot, Gebäck, Empanadas, Früchte, Nüsse, Getreide, Kräuter, Gewürze und Cocablätter... alles eingehüllt in die Abgase der unzähligen Autos und Kleinbusse, die sich Stoßstange an Stoßstange durch die engen Gassen quälen.

Potosí erstreckt sich über 400 Höhenmeter – und bei jedem Anfahren am Berg wird eine schwarze Abgaswolke, angereichert mit unverbranntem Diesel, ausgestoßen, die uns in der dünnen Luft das Atmen zusätzlich erschwert. Die Auspuffrohre der Kleinbusse sind zwar hochgezogen bis an die Dachkante – aber das hilft auch nicht wirklich. Nach 3 Stunden haben wir im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll. Über enge steile Gassen quälen wir TIO den Berg hinauf, bis wir die Routa F5 nach Sucre erreichen.

Sucre, die konstitutionelle Hauptstadt Boliviens.

Von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt gilt die Altstadt mit ihren weißen Gebäuden als eines der am besten erhaltenen Beispiele einer Kolonialstadt in Südamerika, was man von den Straßen nicht unbedingt behaupten kann. Über z.T. abenteuerliche Wege erreichen wir den kleinen Campground von Alberto und Felicidad, wo wir uns zwischen zwei schweizer und vier deutsche Overlanderfahrzeuge quetschen, die bereits sicher hinter hohen Mauern stehen. Es ist eng, aber gemütlich – und die Nähe zum Zentrum ein großer Vorteil.

Am Spätnachmittag unternehmen wir unseren ersten Erkundungsgang durch die quirlige, lebendige Stadt mit ihren engen Bürgersteigen, großen Plazas, interessanten Mercados und freundlichen Menschen.

Feliz cumpleaños - Sucre !!!

Mit Felicidad fahren wir nachmittags mit dem Micro-Bus in die Stadt zu einem Stoffgeschäft, das die typisch bunten, bolivianischen Stoffe ballenweise anbietet. Ein paar schöne Muster werden ausgesucht, um neue Kissen für unsere Sitzgruppe nähen zu lassen. Einen Schneider hat Felicidad auch gleich parat, aber der muss bis morgen warten, da Gustavo – der Sohn unserer Spanischlehrerin – mit seiner Tochter vor dem Tor steht.

Dank seiner Hilfe bringen wir unsere mitgebrachte Babykleidung im hiesigen Waisenhaus unter und für den Abend verabreden wir uns zum Essen in einem guten Steak-Restaurant.

Es ist die Nacht zum 25. Mai – Nationalfeiertag in Bolivien und 208. Geburtstag von Sucre.

Auf 3 Plätzen spielen verschiedene Bands aus der Umgebung. Die Leute singen mit und tanzen vor der Bühne, bis weit nach Mitternacht die letzte Band vor das Publikum tritt und der Alkoholpegel in einigen Gruppen ungesunde Höhen erreicht. Ein kurzes Feuerwerk rundet den gelungenen Abend ab.

Nachdem wir in der Nacht erst um 2.30h im Bett waren, ist ausschlafen und gemütlich frühstücken angesagt. Mittags gehe ich mit Uwe zum Schneider, um die Kissen für TIO nähen zu lassen: Ein abenteuerlicher Laden, in dem neben Näharbeiten auch Fahrzeuge gewaschen und repariert werden, sowie Autositze gepolstert, neu bezogen werden …..

Bei den vielen Tätigkeiten sind die Kissen natürlich nicht zum versprochenen Zeitpunkt fertig und wir werden auf morgen vertröstet.

Beim abendlichen Stadtrundgang landen wir im Restaurant „Florin“, treffen auf unsere Nachbarn... und der Abend wird wieder lang und lustig.

Bolivianische Fiesta

Am nächsten Abend hat Felicidad im „Origines“ einen Tisch für 12 Personen reserviert, um uns die bolivianische Kultur etwas näher zu bringen. Es wird ein kurzweiliger Abend mit vielen bunten Kostümen und temperamentvollen Tanzdarbietungen und Max, gerade mal 5 Jahre alt, ist hin und weg und sitzt mit großen Augen in der ersten Reihe.

Es wird Zeit, dass wir Sucre verlassen – der Reihe nach werden unsere Nachbarn vom Magen-Darm-Virus auf die Matratze befördert. Für ein paar letzte Fotos bei Tageslicht lassen wir Jaron auf dem Campingplatz und ziehen, mit Rucksack und Kamera bewaffnet, los. Auf dem Rückweg lockt der große Markt noch einmal: Obst, Gemüse, Eier, Fleisch, Nüsse, Blumen, Brot, Cocablätter – und vor allem frisch gepresste Fruchtsäfte – es gibt wirklich alles hier. Wir probieren unbekannte Obstsorten, decken uns ein, kehren zum Platz zurück und machen uns reisefertig. Es ist immer wieder ein Schnitt, wenn man sich von Gleichgesinnten verabschieden muss, mit denen man ein paar schöne Tage verbracht hat. Gustavo kommt noch mit seiner Frau um „Adios“ zu sagen, dann suchen wir die kürzeste Strecke, um mit heiler Haut aus den ständig verstopften Straßen Sucres herauszufinden.

In Tarabuco findet einer der größten Sonntagsmärkte in ganz Bolivien statt. Der komplette Ort ist bis nachmittags für den Autoverkehr lahmlegt. Aus der ganzen Umgebung kommen die Leute zum Kaufen und Verkaufen. Wir haben uns gestern Abend schon auf den Fussballplatz gestellt, damit wir die Stände, die zu hunderten hier aufgebaut sind, gut zu Fuß erreichen können.

Es gibt nichts, was man hier nicht kaufen kann und wir lassen uns entspannt durch die Gassen treiben. Am Nachmittag kehren wir nach Sucre zurück, da TIO nun doch einen Fachmann benötigt, der seine Fehler auslesen und wieder zurücksetzen kann, denn wir haben die Steigungen aufgrund der Drehzahldrosselung nur mit Mühe und Not bewältigt...


30. Mai - 09. Juni 2017

Nervenaufreibende Tage, der Umgang mit korrupter Polizei und ein kleines Ventil, das alles lahmlegt...

Am nächsten Morgen verlassen die restlichen Overlander den Campingplatz in Sucre. Wir verabschieden uns zum 2. Mal und fahren in eine Werkstatt. Gustavo hat sich von seiner Arbeit losgeeist und steht uns den ganzen Nachmittag hilfreich zur Seite. Der Fehler wird ausgelesen und zurückgesetzt, der Luftfilter gereinigt und ein Ölwechsel durchgeführt. Jetzt sollte TIO wieder laufen... aber auf dem Weg aus der Stadt merken wir, dass er immer noch keine Steigungen mag.

Mit dieser reduzierten Leistung kommen wir niemals nach Cochabamba... Gustavo weiß eine andere Werkstatt – angeblich auf 2 Monate ausgebucht - aber der Meister wird so lange von ihm und seinem Kollegen beschwatzt, bis wir am Nachmittag auf den Hof fahren dürfen. Viel passiert allerdings nicht mehr: Das Problem wird ausführlich diskutiert und der Luftfilter ausgebaut. Dann ist Feierabend, das Tor wird ver-, und wir mit TIO eingeschlossen. Der Schäferhund des Besitzers läuft frei auf dem Hof herum und bewacht unseren Schlaf...

Beim Spülen des Dieselfilters kommen Sediment und Schmutzpartikel zum Vorschein – die anschließende Probefahrt verläuft zufriedenstellend, aber wir sollen unbedingt noch einen neuen Filter einbauen lassen. Also auf nach Santa Cruz , denn so etwas gibt es in Sucre nicht.

40km hinter Sucre, beim ersten steileren Anstieg, fällt die Leistung wieder ab, TIO weigert sich über 2800 U/min zu gehen – und so wird die Fahrt zum Horrortrip. Zurück nach Sucre kommen wir nicht mehr, denn das liegt mittlerweile 1400m höher...

Langsam schleppen wir uns bis Aquile – immer bangend, ob wir den nächsten Berg hinaufkommen. Wir nutzen das Tageslicht und fahren so weit es geht. Bis Santa Cruz sind es noch 350km und die Straßen werden schlechter: Ripio, Erdpiste, Schlaglöcher, Staub, Baustelle an Baustelle... Mit einem Schnitt von 22 km/h kommen wir nach 7 Stunden Fahrt kurz vor der Dunkelheit in Samaipata an, rumpeln über dicke Steine und Straßenschwellen zum „Soccerfeld“, stellen den Motor ab und atmen erst einmal tief durch. Aber TIO hat sich tapfer geschlagen: Im niedertourigen Bereich erklomm er alle Steigungen ohne große Probleme. Unter diesen Voraussetzungen sollten wir Santa Cruz morgen erreichen.

Die Laufbahn des Sportplatzes dient scheinbar auch als Rennpiste und heute morgen erleben wir zur schönsten Frühstückszeit als Zaungäste den „Einmarsch der Gladiatoren“. Mit aufheulenden Motoren fahren die ersten Rennwagen in die „Arena“, Zelte werden aufgebaut und die Mechaniker breiten ihre Werkzeuge aus. Das Herz des südamerikanischen „Hombre“ hängt scheinbar am röhrenden Auspuff...

 

Das wird ein heißes Pfingstwochenende, aber wir müssen leider weiter.

In Santa Cruz besorgt uns der Bosch Diesel Service von Alejandra Barbera tatsächlich einen Original-Mercedes-Kraftstofffilter und baut ihn fachmännisch am Straßenrand für 10 US-Dollar ein.

Die riesige Badelandschaft des „Aqualand“ in Santa Cruz sieht zwar nicht so aus, als würde sie jemals wieder in Betrieb genommen, aber der große Parkplatz ist auf alle Fälle unsere Rettung, da es mal wieder dunkel geworden ist.

Zur Sicherheit holen wir bei Mercedes noch einen Reservefilter und fahren, diesmal auf der nördlichen und besser ausgebauten Routa F4, in Richtung Cochabamba. In Buena Vista decken wir uns in einer Käserei mit schweizer Käse ein und übernachten 3km außerhalb vor der Kaffeeplantage „Buena Vista“, bei der wir am nächsten Tag eine Privatführung bekommen mit vielen interessanten Informationen rund um die braune Bohne. 

Auf der weiteren Strecke wird im iOverlander vor der korrupten Polizei in Santa Fe de Yacapani gewarnt, wir sind also gewappnet: Quer über der Straße liegt ein Seil, das der Gehilfe rechts des Weges bei bestimmten Fahrzeugen anhebt – so auch bei uns. Er bedeutet mir auszusteigen und sämtliche Dokumente in dem kleinen Office gegenüber vorzulegen, wo ein schwitzender, gelangweilter Staatsbeamter sitzt, der die Papiere mit herrischem Gehabe einfordert und wissen will woher und wohin.

 

Der spanischen Sprache urplötzlich nicht mehr mächtig antworte ich auf englisch, was ER wiederum nicht versteht. Irgendwann nervt ihn dieses Hin und Her und er lässt uns mit einer unwirschen Handbewegung weiterfahren – von der Hitze zu träge um aufzustehen und auch noch das Fahrzeug zu untersuchen, wie einige Leidtragende geschildert haben...

5 Tage Fehlersuche... 

Wir sind noch keine 10km weitergefahren, als TIO wieder Mucken macht: Reduzierte Leistung, Notlaufprogramm, … Jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden, also zurück nach Santa Cruz – sind ja nur 90 langsame Kilometer. 

In der Mercedes-Werkstatt dort erkennt man das Problem sofort – Tank ausbauen und reinigen ist die einzige Lösung.

Hier die fünftägige Fehlersuche in 2 verschiedenen Werkstätten in abgekürzter Version:

Bei Mercedes wird der Speicher ausgelesen und die Selbstreinigung des Dieselpartikelfilters gestartet. Eine Probefahrt zeigt keine Leistungssteigerung. Am kommenden Tag wird der Tank ausgebaut und die Dieselpumpe gereinigt – diverse Probefahrten lassen keine Verbesserung erkennen. Insgesamt stehen wir 3 Tage vor der Mercedes-Niederlassung und bekommen Wasser und Strom für TIO und ein schnelles W-Lan Netz für uns, sowie einen bewachten Schlaf.

Sämtliche Mitarbeiter sind ständig bemüht uns zu helfen, kommen aber nicht weiter, weil das Analysegerät keine Fehler anzeigt.

Am 4. Tag bringt uns Fernando, der Chef, persönlich zu seinem Freund, der 8km weiter eine Bosch-Werkstatt betreibt. Der Inhaber, Carlo Quintela, hat in Deutschland seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht und spricht fließend deutsch.

Bei ihm wird ebenfalls der Fehlerspeicher ausgelesen - ohne Resultat und der Dieselpartikelfilter erneut gereinigt - ohne Ergebnis. 

Jetzt beginnt die detektivische Kleinarbeit:

- Dieselinjektoren werden ausgebaut und gereinigt

- Dieselpartikelfilter ausgebaut und diverse Ventile überprüft

- Turbolader getestet – mehrere erfolglose Probefahrten lassen uns immer weiter verzweifeln.

Wir dürfen auf dem überwachten Gelände der Werkstatt im Auto übernachten und Carlo verspricht uns, das Sprinterhandbuch zur Nachtlektüre zu machen.

Ein kleines Ventil - 10 Tage Aufregung

Wir müssen zur Migracion und unsere Aufenthaltsgenehmigung verlängern. Bei unserer Rückkehr werden wir sehnsüchtig für die nächste Probefahrt erwartet. 

Carlo hat das Abgasrückführungssystem mit diversen Ventilen überprüft und ein verstopftes Rückschlagventil am Bremskraftverstärker gefunden. Das ist des Rätsels Lösung:

Das Ventil wurde durchgängig gemacht –

und TIO läuft wieder !!!


10. - 30. Juni 2017

Von Santa Cruz nach La Paz, Los Yungas, der Camino de la Muerte und die Ruinenstätte Tiahuanacu

Carlo hat uns die Route der Jesuiten Missionen über Concepción ans Herz gelegt, aber wir erwischen den falschen Einstieg. Als wir mit TIO auch noch auf einem dubiosen Floß einen schlammigen Fluss überqueren sollen, kehren wir entnervt um und nehmen die direkte Route nach Cochabamba. Diesmal übernachten wir im Ort, direkt an der Plaza, haben aber zu spät bedacht, dass Samstag ist und die Dorfjugend vor unserer Tür die Nacht zum Tage macht...

Es geht in die Berge. Auf den Straßen der östlichen Kordilleren, die auf dem Weg nach Cochabamba bis zu einer Höhe von 3700m aufsteigen, muss TIO heute beweisen, dass er wieder fit ist. Leider hüllt sich die Landschaft in dichten Nebel, so dass wir nicht allzu viel davon zu sehen bekommen.

Am Westufer des Lago Corani finden wir ein ruhiges Plätzchen direkt am Wasser, das uns allerdings am späten Abend jäh genommen wird, als das halbe Dorf „bewaffnet“ mit Stöcken und Schaufeln, heftig ans Auto klopft und uns verscheucht. Im Dunkeln müssen wir 8km weiter fahren und finden in Colomi Ruhe und Sicherheit – mal wieder an der Plaza...

Den Campingplatz „Las Lilas“ in Cochabamba hat eine Mormonengruppe komplett für sich gebucht – deshalb müssen wir auf den Parkplatz des Hotel „Casa Campestra“ ausweichen und bekommen dort für 180 Bs zwar kein funktionierendes WLAN, aber ein Apartment zugewiesen, in dem wir duschen können, Wasser für TIO und ein Frühstücksbuffet. 

An der 1. Mautstation Richtung La Paz streiken die Angestellten und die Autoschlange reicht weit zurück nach Cochabamba, aber das scheint hier normal zu sein. Niemand regt sich auf - und nach einer Stunde steigen alle wieder ein, zahlen und fahren weiter.

Wir schaffen heute, Baustellen- und steigungsbedingt in 5 Stunden knapp 200km und finden in Caracollo, im bolivianischen Altiplano - auf 3800m Höhe, einen Stellplatz... an der Plaza.

Ab Caracollo ist die Straße 4-spurig ausgebaut und mit insgesamt 30 Bs Mautgebühr sind wir dabei.

In Sica Sica besichtigen wir die Kathedrale „Fernando Soria“ aus dem 17. Jhdt. mit Reliquien, Holzschnitz-, Silber- und Goldarbeiten aus der Zeit des Vizekönigreichs Peru.

Die Dorfbewohner sind extrem freundlich und aufgeschlossen.

Wir werden mit Handschlag begrüßt und bekommen Coca-Blätter und Alkohol angeboten.

Die Messe in der Kathedrale ist zu Ende, es wird geklatscht und die kleine Gemeinde versammelt sich zur Fronleichnamsprozession. Weihrauchschwenkend ziehen die festlich gekleideten Gläubigen um die Plaza – von einem Altar zum nächsten. Wir halten noch ein Schwätzchen mit einem einheimischen Abuelo, der uns ganz stolz seine Enkelin vorstellt und fahren weiter.

 

Auf dem Sonntagsmarkt in Patacamaya – ein paar Kilometer weiter – sind Dutzende Stände um die Plaza herum aufgebaut und man bekommt so gut wie alles. Wir drehen nur eine kleine Runde, weil wir TIO nicht so lange allein am Straßenrand stehen lassen wollen.

Auf dem Weg nach La Paz

Am Nachmittag erreichen wir La Paz und haben aus 4000m Höhe eine beeindruckende Aussicht auf die am höchsten gelegene Regierungsstadt der Welt.

Hier ziehen es die Reichen vor, ihre Villen im Talkessel zu bauen, wo die Luft wärmer und weniger dünn ist, während sich die Bretterbuden der ärmeren Bevölkerung in „El Alto“ 1000m höher an die Hänge schmiegen. 

Wir treffen Uwe mit seinem Landcruiser wieder, von dem wir uns in Sucre verabschiedet hatten – außerdem Christian und Andrea mit Tochter Franziska, die schon viel von der Welt gesehen haben...

Christian im Sabbat-Jahr und Franziska mit frisch bestandenem Abitur ;-)

Über den Austausch von Neuigkeiten zieht sich das Frühstück bis mittags hin...

Der Schweizer Besitzer des „Hotel Oberland“, Walter, schaut nach dem Rechten und wir bekommen Besuch von Gerd.

Er wohnt seit 35 Jahren in La Paz und hat gestern mit Christian und Familie eine Stadtführung gemacht. Wir verabreden uns am Sonntag mit ihm, denn da ist wieder Markt und es wird bestimmt interessant.

Das Valle de La Luna,

ein kleines Tal mit schroffen Felsformationen, liegt direkt „um die Ecke“. Leider kann Jaron in diesen „geschützten Park“ nicht mit, so dass wir uns auf die Kurzbesichtigung beschränken, aber die Pfade sind ohnehin schnell durchschritten... Sehr stimmungsvoll ist der Panflötenspieler, der sich auf einem Felsen positioniert und das ganze Tal mit seiner Musik beschallt.

Kreuz und quer durch La Paz -

und die Bedeutung der Schamanen

Am Sonntag holt uns Gerd um 9.30h zur Stadtführung ab. Mit dem Taxi fahren wir in die Innenstadt zur Seilbahn, dem „Teleférico“, starten mit der grünen Bahn, steigen um auf Gelb und landen nach gut 30min in El Alto, dem Höhenstadtteil auf 4100m mit einem unbeschreiblichen Blick auf La Paz mit seinen schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Der komplette Talkessel ist angefüllt mit den größtenteils unverputzten, unscheinbar wirkenden Häusern dieser Millionenstadt.

Wir besuchen den riesigen Markt in El Alto, der sich 2 x pro Woche über etliche Plätze und Straßenzüge erstreckt.

Gerd führt uns zu seinem Haus-Schamanen, der am Rande des Hauptplatzes zusammen mit etlichen anderen seine Dienste anbietet. Brennt das Feuer vor der Hütte, ist die „Ordination“ geöffnet.

Bei vielen Gelegenheiten werden die Schamanen um Rat gefragt:

- Ist mein Partner der Richtige?

- Warum laufen meine Geschäfte nicht?

- Wo soll ich mein Geld investieren?

Oftmals wird ein Reinigungszeremoniell veranstaltet, es werden Gaben dargebracht,

Lamafoeten geopfert zur Hauseinweihung,  …

Und damit es auch wirklich funktioniert, geht man anschließend zum Beten in die Kirche gegenüber.

Mit der blauen Gondel überqueren wir den Markt, schauen uns das Treiben von oben an und erkennen erst von hier die gigantische Ausbreitung der Marktstände.

Die rote Gondel bringt uns wieder nach La Paz hinunter. Vom Killi Killi genießen wir die Rundumsicht auf die Stadt, stehen vor der, leider verschlossenen, Basilika „San Francisco“ und schlendern durch die Hexengasse, wo all die Kräuter, Steine, Lamafoeten, Säfte, Tränke und Pulver verkauft werden, die ein Schamane für die diversen Opferteller benötigt.

Gerd ist ein hervorragender Reiseführer, kennt die interessanten Orte, versorgt uns mit Hintergrundwissen und leckeren Salteñas zu Mittag.

Zur Belohnung, dass wir die Brühe ohne kleckern aus den gefüllten Teigtaschen geschlürft haben gibt es zum Abschluss der Tour für jeden einen „Beso de Negra“ - einen superleckeren Negerkuss.

Tierarzt und Stadterkundung auf eigene Gefahr...

Christian, Andrea und Franzi verabschieden sich am nächsten Tag und wir kombinieren Jarons Nachmittagsspaziergang  mit dem Gang zum Tierarzt – die Tollwutimpfung ist fällig.

Gegen Abend kommen Bösls von ihrem Dschungelausflug zurück und wir quetschen uns zu sechst in TIO´s Rundecke zum Spaghetti-Essen...

In der Werkstatt von Ernesto Hug lassen wir das Rückschlagventil noch einmal ausbauen und reinigen, bestellen aber vorsorglich eine Reserve aus Deutschland, die wahrscheinlich im Laufe der kommenden Woche hier eintrifft. Wir dürfen im Hof stehen bleiben und erkunden die Stadt in den nächsten 2 Tagen zu Fuß, was sich als recht anstrengend erweist, da es ständig bergauf und bergab geht und wir uns durch verstopfte Straßen und überfüllte Märkte kämpfen müssen.

Wir wollen die Straße des Todes, den „Camino de la Muerte“ von Coroico nach La Paz fahren. Die einspurige Strecke hat auf einer Länge von 30km einen Höhenunterschied von 1800m und vorgeschriebenen Linksverkehr, damit der bergab fahrende Fahrzeugführer den Abhang besser im Blick hat.

Da wir die Route bergauf fahren wollen, nehmen wir heute die neu gebaute, längere Strecke nach Coroico in Angriff – und werden 3 x von der Polizei angehalten.

Kurios ist die Kontrolle auf Narkosemittel... Dummerweise ist unsere ausfahrbare Treppe „kaputt“, was es etwas schwierig macht, ins Auto hineinzukommen ;-)

Und wenn Jaron dann noch von oben auf den Beamten herunterschaut, verflüchtigt sich der Wunsch auf eine gründliche Fahrzeugkontrolle ganz schnell, so dass er sich mit unseren Papieren zufrieden gibt und durchwinkt.

In Coroico gibt es diverse Übernachtungsmöglichkeiten, aber die Wege zu den Campgrounds sind dermaßen eng und unwegsam, dass wir wieder einmal an der Plaza landen.

Los Yungas – zwischen dem Hochland der Anden und dem tropischen Tiefland

Los Yungas
Los Yungas

Der Camino de la Muerte - die gefährlichste Straße der Welt

Yolosa - Endstation für die Mountainbiker am Camino de la Murrte
Yolosa - Endstation für die Mountainbiker am Camino de la Murrte

Wenn Coroico auch eng, steil, unwegsam und total überlaufen ist, so entschädigt die Aussicht von hier oben doch für Vieles.

Los Yungas ist die Übergangsregion zwischen dem Hochland der Anden (Altiplano) und dem tropischen Tiefland mit dem Amazonas Regenwald (Wikipedia) in einer Höhe zwischen 1000 und 2000m.

Wir fahren nach Yolosa hinunter und warten, bis uns am Nachmittag nicht mehr so viele Mountainbiker downhill entgegenkommen. Für 500 Bs kann man diese Tour buchen, incl. Protektoren, Fahrrad, Verpflegung und Transport.

Der Camino de la Muerte beginnt harmlos – fast zweispurig – verengt sich später und führt durch Bäche, unter Wasserfällen hindurch und an fast senkrecht abfallenden Steilhängen vorbei.

Aussteigen ist hier nicht angeraten.

Bis zum Bau der neuen Strecke hat die „gefährlichste Straße der Welt“ bis zu 300 Todesopfer jährlich gefordert.

Nach 2/3 der Strecke kommt Nebel auf, der ständig dichter wird und die Bäume wie mystische Schatten erscheinen lässt. Eine sehr schwierige Passage gilt es zu meistern, als es nach einem Geröllfeld direkt in eine Steilkurve geht und TIO nur mit großer Mühe einer überhängenden Felswand ausweichen kann.

Die Schönheit dieser ursprünglichen Landschaft und der Blick in die tief unter uns liegenden Täler sind diese Mühe aber wert – und natürlich der Reiz, diese „Todesstrecke“ gefahren zu sein. Ein Video über diese Route seht Ihr hier.

Trotz dichten Nebels finden wir das „Death Road Camp“ und haben – endlich einmal wieder – eine absolut ruhige Nacht.

Am Morgen treibt der Wind immer wieder vereinzelte Nebelschwaden über den Bergkamm. Die Drohne zeigt schon beeindruckende Bilder von Bergspitzen, Nebel und blauem Himmel, aber als wir dann die Anhöhe zu Fuß erreichen, stehen wir auf einmal „über den Wolken“ - ein gigantisches Gefühl. Mittlerweile ist eine Gruppe Mountainbiker eingetroffen, die sich ihre Ausrüstung vom Kleinbus holt, ein letztes Mal die wichtigsten Verhaltensregeln eingeimpft bekommt und sich dann johlend ins Tal verabschiedet.

Verkehrschaos in La Paz

Um die antike Ruinenstätte Tiahuanacu zu erreichen, müssen wir wieder durch La Paz fahren. Wir suchen uns die breitesten Straßen aus, werden aber durch Einbahnregelungen immer wieder in enge Gassen dirigiert, so dass der auf dem Kopfsteinpflaster schwankende TIO fast die vorstehenden Erker der Häuser touchiert.

In El Alto ist Sonntagsmarkt und alle Straßen sind verstopft. Jeder will hupend möglichst schnell vorwärts kommen. Das Reißverschlussverfahren, oder sonstige Verkehrsregeln sind hier unbekannt, der größere - oder frechere - hat Vorfahrt. 

 

Tiahuanacu - oder Tiwanaku - antike Ausgrabungsstätte
Tiahuanacu - oder Tiwanaku - antike Ausgrabungsstätte

Ein bisschen Kultur muss mal wieder sein ;-)

Nach einem Rundgang durch Tiahuanacu kaufen wir uns Eintrittskarten für die 2 Museen und die Ruinen, die wichtigste prähispanische Stätte Boliviens.

 

Als eine der Urkulturen des Kontinents bestand die Tiwanaku-Kultur fast 3000 Jahre, zählt zum Unesco Weltkulturerbe und heißt übersetzt

„Setz dich nieder, kleines Lama“.

Diese hochentwickelte Kultur hat u.a. das Verfahren zum Gefriertrocknen von Kartoffeln erfunden und aufwendige Bewässerungssysteme für die umliegenden Hochfelder entwickelt.

Nach ihrem Untergang dienten die steinernen Bauten von Tiahuanacu allerdings als Steinbruch und wurden für andere Bauvorhaben gesprengt und fortgeschleppt, so dass nicht mehr viel von der ursprünglichen Anlage zu sehen ist.

Eine Fussballmannschaft für Jaron !!!

Nach einem kurzen Abstecher an den Titicacasee, einer Abkühlung für Jaron, einem korrupten Polizeiposten und einer Militärkontrolle landen wir wieder auf unserem Stellplatz vor den Ruinen.

Jeden Morgen kommen etliche Busse mit Schulkindern, die sich im Rahmen eines Ausfluges die Ruinenstätte Tiwanaku, sowie die Museen ansehen.

Zwischendurch ist ausreichend Freizeit – und die verbringen die 10 bis 11jährigen heute um TIO herum.

 

Anhand unserer Weltkarte an der Fahrerseite gibt Franjo Erdkundeunterricht: Donde es Alemania??

Da unsere Fussballkärtchen nicht mehr für alle reichen, gibt es ein Rätsel:

Wer Joachim Löw, Manuel Neuer, Thomas Müller, … erkennt und den Namen aussprechen kann, bekommt die Karte ,-)

Als wir kurz darauf mit Jaron Fussball spielen, sind wir im Nu von über 20 Kindern umringt, die begeistert mitkicken. Nach 30min müssen wir dem Spiel, Jaron zuliebe, ein Ende bereiten – so platt war er schon lange nicht mehr.

Auf dem Rückweg nach La Paz werden wir johlend verabschiedet.

Auf Dokumentenjagd quer durch La Paz

Kein Zoofachhandel - wir sind hier beim Tierarzt !!!
Kein Zoofachhandel - wir sind hier beim Tierarzt !!!

Es ist immer ein Aufwand, die nötigen Papiere für Jarons Grenzübertritt zu besorgen – und jedesmal hapert es an anderen bürokratischen Vorschriften. Ich wollte ja nicht mehr darüber schreiben, aber es ist einfach zu typisch...

Bisher ist Franjo´s tierärztliches Gesundheitszeugnis immer akzeptiert worden – Bolivien ist anders – das hat mir der Beamte der SENASAG schon letzte Woche verklickert.

Da wir aber noch auf ein Ventil aus Deutschland warten, haben wir die Lauferei auf diese Woche verschoben:

Franjo geht mit der Rechnung der SENASAG zur Bank und will 80Bs einzahlen, braucht aber seinen Reisepass zur Vorlage !!???? Den habe ich aber im Rucksack – und ICH sitze beim Tierarzt und warte auf das Gesundheitszeugnis...

Nach langem Hin und Her gibt sich der Schalterbeamte mit dem Personalausweis UND dem Führerschein zufrieden – und Franjo wird unser Geld los. 

Der Tierarzt hat Jaron nur aus der Ferne gesehen, stellt aber das Dokument aus und ist auch noch so freundlich, die Entwurmung um eine Woche zu verschieben, da die Gültigkeit nur 15 Tage beträgt. Dafür zahlen wir allerdings 200 Bs. Wir hasten zur SENASAG – quer über die Straße, sind aber 5min zu spät – Siesta für 2 ½ Stunden. Endlich zum verantwortlichen Beamten durchgedrungen, macht er ein paar willkürliche Kopien und lässt sich erweichen, sich direkt an die Arbeit zu machen, denn normalerweise wartet man 2 Tage auf die Bescheinigung – die eine Gültigkeit von 10 Tagen hat!!!

Nach einstündigem Däumchendrehen sind wir wieder raus aus der Behörde... nächstes Mal wird Jaron geschmuggelt...

Zurück bei Ernesto in der Werkstatt ist unser Ventil zwar immer noch nicht da, aber dafür müssten die Stoßdämpfer ausgetauscht werden. Die durchschnittliche südamerikanische Lebensdauer von 10.000km haben sie immerhin schon um das 1 1/2fache überschritten. Die hinteren bekommen wir nächste Woche direkt eingebaut – die vorderen müssen bis Peru durchhalten, wo es mehr Sprinter gibt. 

Das Wochenende werden wir noch in der Werkstatt verbringen, da wir uns den Trubel in La Paz´ Straßen nur noch einmal zumuten werden - auf dem Weg nach Peru... daher übernehmen wir am kommenden Tag den Gang zur Post.

 

Die Strecke führt uns weit hinunter in die Stadt, vorbei am Carcel de San Pedro, der Gefängnisstadt, die ein ganzes Viertel einnimmt, aber leider nicht mehr zu besichtigen ist. Bis wir die Höhenmeter nach oben wieder geschafft haben, ist fast schon Abend...    La Paz hat wirklich seine Reize, aber wir werden auch froh sein, wenn wir (hoffentlich) in der kommenden Woche weiterfahren können...


01. - 08. Juli 2017

Dünne Luft von La Paz zum Titicaca-See

Wir verabschieden wir uns von Ernesto und Annie Hug, dankbar für die großartige Gastfreundschaft, die wir in der Werkstatt genossen haben.

Nach einer wackeligen Überfahrt mit der Ponton-Fähre über den Titicaca-See erreichen wir Copacabana, wo wir bekannte Gesichter aus Sucre wiedertreffen: Uwe, sowie Melli und Ronny aus der Schweiz.

Gemeinsam machen wir am nächsten Tag einen Tagesausflug zur Isla del Sol – und Jaron darf mit.

Nach 1 ½ Stunden erreichen wir die Insel und müssen 300 Höhenmeter erklimmen, um die Wanderwege über die Hügelkuppen in 4100m Höhe zu erreichen – eine enorme Anstrengung für Körper und Kreislauf, aber die Aussicht auf den See entlohnt für die Mühe. 

Fahrzeugweihe in Copacabana

Jedes Wochenende werden in Copacabana hunderte von Autos geweiht. Aus ganz Bolivien, aber auch aus den benachbarten Ländern Peru und Chile kommen Autobesitzer hierher um vor der „Basilica de la Virgen de la Candelaria“ Gottes Segen für ihr Fahrzeug zu erbitten. Dutzende von Ständen bieten Girlanden, Rosetten, Papierglocken, Blumen u.ä. an, um sein „Heilig´s Blechle“ zu schmücken. 

In 2er-Reihen warten die Autos vor der Basilika, während eine Nonne damit beschäftigt ist, über den Fahrzeugen und ihren Besitzern den Segen auszusprechen.

Jeweils 2 Gebete, reichlich Weihwasser um das Fahrzeug herum und im Innenraum, sowie ein abschließendes Foto, das der Fotograf direkt zum Kauf anbietet – das dauert eine Weile. In der Zwischenzeit bekommen sich die Wartenden über die Reihenfolge der zu segnenden Fahrzeuge fast in die Wolle, obwohl niemand davonfahren könnte, da die Schlange dicht an dicht steht.

Hat man den kirchlichen Segen bekommen, fährt man hinunter an den Strand, um zur Sicherheit auch noch das Wohlwollen des Schamanen für sein Gefährt zu erbitten.

Mit Feuerschalen, Glöckchen und ausgestopftem Gürteltier (?) bewaffnet zieht er mehrfach beschwörend ums Auto und begießt es anschließend reichlich mit Bier.

Die kirchlich gesegneten Fahrzeughalter versuchen dann bis zum Abend, ebenfalls einiges von dem „segensreichen“ Getränk des Schamanen in sich hineinzuschütten, bevor sie sich auf den Heimweg machen. Passieren kann ja nichts, denn alles ist doppelt geweiht.

 

Dieses Schauspiel muss man einfach mitmachen – allerdings ohne den Alkohol, denn wir wollen ja noch – bunt geschmückt - über die Grenze nach Peru.