24. Januar - 12. Februar 2018

Der Grenzübergang ist ein Klacks, die Formalitäten sind schnell erledigt und niemand interessiert sich für TIO´s Innenleben. Nach einer halben Stunde sind wir wieder in Peru. 

Am Nachmittag erreichen wir die herrliche Wohnmobiloase Swiss Wassi - direkt am Pazifikstrand – keinen Tag zu früh, denn erst seitdem gestern einige Overlander abgereist sind, ist wieder Platz auf dem kleinen Gelände.

Nach Kolumbien und Ecuador kommen wir endlich wieder in den Genuss einer 220V – Stromversorgung und können den Vorteil unserer Klimaanlage genießen, die die heißen Nächte etwas erträglicher macht. In Petra und Robert, die schon seit 10 Tagen hier stehen, finden wir ebenso begeisterte Spielernaturen wie wir sind – und die Abende vergehen beim Knobeln und Romme-Spielen.

Die Homepage ist aktualisiert, die Wäsche frisch gewaschen, …

da können wir den heutigen Tag können wir einfach nur genießen – nachdem Franjo die Ursache für unseren Stromausfall gefunden hat – eine versteckte Sicherung, die auf ihre Art gegen unseren übermäßigen Energieverbrauch protestiert...

In der Nacht stehen wir am Strand und staunen fasziniert über das Phänomen der Biolumineszenz, dem Meeresleuchten. Hervorgerufen durch winzige Algen - zum Phytoplankton gehörige Dinoflagellaten - scheint es, als wandere ein bläulich fluoreszierendes Licht durch die sich brechenden Wellenkämme. Ein seltenes Erlebnis. 

Alle besoffen unterwegs ...???

Schweren Herzens nehmen wir Abschied von einem weiteren Traumstrand.

Die ersten 200km Richtung Lima sind übersät mit Schlaglöchern, z.T. bis 15cm tief.

Den nachfolgenden und entgegenkommenden Verkehr beobachtend versuchen wir, den optimalen Weg durch diesen „Schweizer Käse“ zu finden, was in Schlangenlinien ausartet und aussieht, als hätte Franjo ordentlich einen über den Durst getrunken. Aber da alle so fahren, beschwert sich keiner.

Gelegentlich erbarmt sich jemand, schüttet die tieferen Löcher mit Erde zu und bekommt dafür von den Fahrzeugführern ein paar Münzen zugeworfen.

 

Ab Sullana wird die Straße besser und wir kommen noch bis kurz hinter Piura, bevor wir uns zum Übernachten in eine sandige Seitenstraße stellen – ein Ort, den wir von unserer Reise Richtung Norden noch kennen. 

Am nächsten Morgen sind wir früh unterwegs, da wir noch vor Mittag die Werkstatt in Lambayeque erreichen wollen. Der nächste Ölwechsel ist fällig und die Manschette ist schon wieder gerissen, dabei sind seit der Reparatur in Ibarra noch keine

4 Wochen vergangen.

Um 11.00h stehen wir vor DIVEMOTOR und dürfen auch sofort in die heiligen Hallen fahren. Die Ersatzmanschetten – es zeigt sich, dass beide ausgetauscht werden müssen – sind nicht vorrätig, aber das rechte Vorderrad wird schon mal abmontiert. Mit dem Hinweis, dass wir im Auto schlafen müssen stellen wir uns auf eine längere Wartezeit ein.

Als wir uns um 19.00h ernste Gedanken um unseren Schlafplatz im aufgebockten Auto machen, kommt Bewegung in die Mechaniker: Die Manschetten sind eingetroffen und werden, mit einigen Schwierigkeiten, wieder eingebaut, so dass wir um 23.00h die Probefahrt mit dem Mechaniker machen können !!!

Todo bien?? Si!! Muchas gracias!!

… und den geplanten Ölwechsel können wir auch in Lima noch machen lassen, wenn TIO´s Stoßdämpfer endlich eingebaut werden, die dort seit 4 Monaten auf uns warten. 

Zwischendurch mal wieder ein bisschen Kultur...

Das Museo Nacional Tumbas Reales de Sipán in Lambayeque ist Nord-Perus meistbesuchtes Museum.

Auf 3 Ebenen werden die Grabfundstücke des Herrschers von Sipán ausgestellt: Goldener, silberner und kupferner Grabschmuck der Moche-Kultur sind ebenso zu sehen wie eine Nachbildung der Grabstätte und Informationen zur Arbeit der Archäologen.

Sehr beeindruckend – auch wenn man ohne Führer durch die Räume streift.

 

Da in unserem Kühlschrank gähnende Leere herrscht fahren wir als nächstes in Chiclayo den riesigen Tottus-Supermarkt an und wundern uns über die vielen deutschen Reisemobile auf dem Parkplatz: vom kleinen Alkoven- bis zum 13t-Action-Mobil ist alles dabei. Das kann eigentlich nur die Seabridge-Reisegruppe sein.

Von den Fahrern leider keine Spur, die sind schon alle dabei, ihre Vorräte im Tottus aufzustocken.

Zwei Nachzügler hasten hinterher und haben kaum Zeit für ein kurzes „Hallo“...

Als wir endlich mit vollem Einkaufswagen vor TIO stehen, ist der ganze Spuk vorbei und der Parkplatz wieder leer....

Gaaanz gemütlich fahren wir unser nächstes Ziel, die Mole von Pacasmayo an.

Auf präkolumbischen Spuren unterwegs

Chan Chan, 5km westlich von Trujillo, war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimú-Reiches um 1300 n.Chr. und erstreckt sich heute noch über eine Fläche von

28 Quadratkilometer.

Die bis heute größte Lehmziegel-Stadt der Welt beherbergte etwa 60.000 Menschen und hatte ein Vermögen an Gold- und Silberschätzen,

sowie keramischen Kunstgegenständen angehäuft.

Nur durch Umleitung, bzw. Kappung der Wasserversorgung konnten die Inka die Stadt einnehmen. Nach der späteren Eroberung des Inka-Reiches durch die Spanier blieb von Chan Chan (Sonne-Sonne) und der Chimú-Kultur nicht mehr viel übrig. Den Rest besorgte El Niño, der mit massivem Regen und Sturm die Lehmbauten zerstörte.

Seit 1986 ist Chan Chan Weltkulturerbe und steht gleichzeitig auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes. Zum Schutz vor weiterer Zerstörung durch Niederschläge wurden die mit prachtvollen Verzierungen versehenen Altäre, Festsäle, Zeremonienplätze und Mauern mit einer speziellen Glasur überzogen, sowie ein Großteil der Bauten überdacht. 

Playa Tortugas
Playa Tortugas

Wüste, Meer und Sterne

zum Geburtstag...

Die Landschaft ändert sich: Aus Bananenplantagen werden Reis- und Zuckerrohrfelder - Müllhalden und verdreckte Ortschaften wechseln sich mit Dünenlandschaften und Wüstengebieten ab, die übergangslos am Strand enden.

In dem kleinen Badeort Tortugas finden wir einen ruhigen Platz an dem langen, dunklen Kiesstrand und genießen den Nachmittag.

Die Ferienwohnungen sind kaum belegt und die vielen Strandbuden fast alle noch geschlossen, aber wir finden ein kleines Restaurant mit Sitzplatz am Strand und feiern meinen Geburtstag mit Meeresgetier, Bier und Blick auf Wellen und Sterne. 

Das Museo Regional de Casma und die Ruinenanlage Sechín finden wir etwas enttäuschend. Im Museum sind kaum Ausstellungsstücke vorhanden und die Ruinenanlage, ein Zeremonialgebäude und Tempelkomplex von

1700 v.Chr. mit flachen Reliefs, die Krieger und Priester darstellen, ist von einer hohen Mauer umgeben und abgesperrt, kann also nur umrundet, aber nicht betreten werden.

An der Playa von Tuquillo finden wir einen unserer letzten Pazifik-Strandplätze und genießen den Sonnenuntergang – soweit das möglich ist, da plötzlich direkt neben uns 2 Pärchen mit Auto und Bierflaschen auftauchen, die im Kofferraum, wie hier üblich, riesige Lautsprecher spazieren fahren und die letzten Strahlen mit Getöse und Bumm Bumm im Meer verschwinden lassen.

Um 6.00h morgens dröhnen erneut die Lautsprecher aus einem geöffneten Kofferraum direkt hinter uns. Zwei Taucher bereiten sich, mit Harpune bewaffnet, auf ihre Unterwasserjagd vor.

Gibt es eigentlich auch wasserdichte i-Pods ???

Da wir nun ohnehin schon wach sind, können wir auch frühstücken und weiterfahren. Es ist Samstag und wir sollten unbedingt einen Platz abseits des Trubels finden, sonst platzt uns irgendwann das Trommelfell... 

Was lange währt, wird endlich gut... ;-)

Wir nehmen die Küstenstraße bis Lima und kommen erstaunlich gut durch. Schade nur, dass der typische Nebel die Sicht beeinträchtigt, denn die Kulisse ist grandios: Immer noch herrscht die Wüstenlandschaft vor – zur Linken Sand so weit das Auge reicht – und zur Rechten übergangslos der Pazifik.

Wir stellen uns wieder an den Malecon in Barranco und verabreden uns abends mit Alfonso und Kike zum Essen. Als „Dessert“ lädt Kike uns anschließend zu seinem „Spezial-Maracuja-Sour“ mit reichlich Pisco ein –

muy rico!!!

Am nächsten Morgen stehen wir vor einer Werkstatt mit deutsch-sprachigem Inhaber und lassen die Stoßdämpfer, die Alfonso uns gestern feierlich überreicht hat, nach 5 Monaten endlich einbauen :-)

Eigentlich wollten wir uns zum Abschied vom Pazifik noch einmal in Cerro Azul an den Surfer-Strand stellen, aber aus dem verschlafenen Nest, in dem wir vor 5 Monaten mutterseelenallein an der Promenade standen, ist ein vollkommen überlaufener Touristenort geworden, so dass wir schleunigst das Weite suchen und kurz vor Pisco ins Landesinnere abbiegen.

Pazifik adios... Mit dem Sand, den wir täglich aus dem Auto gefegt haben, könnten wir unseren eigenen Strand gestalten :-) Trotzdem haben wir Küste, Sand, Meer, Wellen und vor allem das Wetter und die traumhaften Sonnenuntergänge in vollen Zügen genossen – und schlagen jetzt, mit der Transoceanica, das nächste Kapitel auf...

Via de Los Libertadores und die Puya Raimondii

Da wir die Strecke über Nazca bereits kennen, entscheiden wir uns diesmal für die nördlichere Route – die „Via de Los Libertadores“ - um über Ayacucho und Abancay nach Cusco zu gelangen. Die Strecke ist asphaltiert und größtenteils sehr gut befahrbar – außerdem bekommen wir noch ein Erlebnis der besonderen Art geboten, mit dem wir gar nicht mehr gerechnet haben:

Kurz vor dem Paso Abra Apacheta entdecken wir die

Puya Raimondii !!! Diese Riesenbromelie wächst nur in Höhen zwischen 3500 und 4500m und kann bis zu 100 Jahre alt werden. Nach 50 – 70 Jahren erscheint ein Blütenstamm, mit bis zu 8m der höchste der Welt, dessen Bildung bis zu einem Jahr dauern kann. Nach 9monatiger Blütezeit stirbt die Pflanze langsam ab. Leider haben wir die eigentliche Blüte verpasst, aber die Blütenstände sind noch vorhanden und zeigen uns beeindruckend die gigantische Größe dieser bis zu 12m hohen Pflanze.

Mit dem Paso „Abra Abacheta“ erreichen wir auf 4760m die höchste Stelle – etwas atemlos nach so langer Zeit auf Meeresniveau.

Die umliegenden Berggipfel sind „überzuckert“ und der Gewitterregen, in den wir geraten, wandelt sich bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt in Schneematsch, der stellenweise auf der Straße liegenbleibt.

Die Innenstadt von Ayacucho wollen wir uns nach 7 Stunden Autofahrt nicht mehr zumuten, deshalb bleiben wir im Vorort, Huascahura, an der Plaza stehen. In der ungewohnten Höhe von 3120m bedarf es dann allerdings schon einiger Kopfschmerztabletten, um ruhig schlafen zu können.

Hochplateau und Stadtdurchquerung...

Früh am nächsten Morgen brauchen wir eine gute Stunde, um durch die verwinkelten und von Schlaglöchern übersäten Straßen von Ayacucho die südliche Anbindung Richtung Cusco zu erreichen. Immer wieder enden die Straßen in einer Sackgasse, Baustelle oder Einbahnstraße.

 

Weitere Pässe sind zu überqueren und Dutzende Serpentinen schlängeln sich über das Display unseres Navis. Auf dem Hochplateau des Altiplano fahren wir in Höhen von 4000m und fantastischer Fernsicht über Chincheros und Andahuaylas bis Abancay.

Der Weg durch die Stadt ist klar – immer der roten Linie nach. Keine Umleitungen, keine Einbahnstraßen, aber die Durchgangsstraßen sind – im Vergleich zu den hervorragend ausgebauten Überlandstraßen – eine Katastrophe.

Für die Instandsetzung fehlt den Gemeinden das Geld, oder der Wille?? Denn auf schlechten Straßen fährt man langsam – aber dafür sorgen doch schon die „Lomadas“... die „Geschwindigkeitsreduktionsbarrieren“, die zu hunderten in Städten, Dörfern und vor gefährlichen Passagen quer über die Straße verbaut sind; mal aufwändig beschildert und schwarz-gelb markiert, mal heimtückisch im Halbschatten lauernd, so dass es beim Überqueren gewaltig rumst, TIO einen Riesensatz macht und die Stoßdämpfer gequält aufstöhnen.

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 35km/h schaffen wir heute 260km und erreichen kurz vor Sonnenuntergang die Plaza von Limatambo.

 

Bis Cusco sind es jetzt nur noch 80km, aber dichter Nebel in den Bergen und Irrfahrten durch die verstopften Straßen der Stadt lassen uns am nächsten Tag erst nach 2 ½ Stunden den Campingplatz Quinta Lala erreichen – bei Regen...

Wenn wir es bisher noch nicht mitbekommen haben – jetzt wissen wir es  >>>>  Es ist Regenzeit. 

Tipón - Ruinen und Terrassen aus der Inkazeit
Tipón - Ruinen und Terrassen aus der Inkazeit

Nach 3 Tagen haben wir die Nase voll vom verregneten Cusco und machen uns über Urcos auf den Weg Richtung Brasilien.

Die Ruinenlandschaft Tipón hätte uns noch interessiert, aber 70Sol/Person Eintritt sind dann doch etwas heftig... Also stellen wir uns abseits und schicken mal kurz die Drohne hoch ... ;-)

Kurz vor Marcapata geht es noch einmal auf über 4700m hoch – unser letzter Pass, aber leider verstecken sich die schneebedeckten Berge hinter dichtem Nebel... Jetzt müssen wir nur noch eine angenehme Übernachtungshöhe erreichen. Auf 2230m befindet sich bei Limacpunko (den Ort wird niemand auf der Landkarte finden ;-) ) ein ehemaliges Fabrikgelände o.ä. Der Platz ist riesig, weit genug von der Straße entfernt, flach, sicher, ohne Hundegebell... und als „Campamento“ ausgeschildert. Was wollen wir mehr?? Ach ja – bitte etwas weniger Nebel, damit wir die Strecke besser genießen können...

Die Regenzeit und ihre Auswirkungen

Die Regenzeit hat die Straßen schon im Griff: Wegen abgerutschter Hänge ist z.T. nur eine Fahrbahn frei, oder wir müssen anhalten, weil ein neuer Abrutsch entfernt werden muss. Die „Baden“ - Absenkungen in der Straße, durch die das Hangwasser in die Flüsse gelangt, laufen über.

Wir kommen an bewohnten Bretterbuden vorbei, durch die der Wind pfeift; Hunde liegen mitten auf dem Weg, weil speziell vorbeifahrende Truckfahrer oftmals Essensreste aus dem Fenster werfen. Der Müll wird am Ortsrand gelagert - Protest?? Oder wider besseres Wissen ???

In Puerto Maldonado landen wir vor dem Hostel Villa Hermosa - ein Platz mitten im Dschungel – und werden sehr freundlich empfangen. Die Temperaturunterschiede sind extrem: gestern auf 3580m 9°C und hier auf knapp 200m Höhe 28°C und eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100% -

Wir sind fix und fertig. Morgen reisen wir über Iñapari nach Brasilien ein...