Chile

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23. Januar – 05. Februar 2017

Panamericana: Landschaften, überraschende Begegnungen und Essen aus der Grube

Die SENASA war natürlich nicht an der angegebenen Adresse.

Nach einigem Fragen und viel Wegstrecke hatten wir dann unser Dokument in der Tasche.

Dafür traf mich an der chilenischen Grenzstation fast der Schlag, als der Zöllner mir sagte, dass er dieses Blatt überhaupt nicht benötigt, sondern der Impfausweis ausreicht... Was soll das ??? Dafür sind wir einen Umweg von 150km gefahren ???

Jetzt stehen wir in Futaleufú, wo wir im November die Riverrafter getroffen haben.

Sonja und Karl-Heinz aus der Schweiz sind auch hier, ebenso wie Ben, den wir jetzt schon zum 3. Mal treffen - Jaron tobt mit seinem Hund Lorenzo, so dass sich der Spaziergang für heute morgen erledigt. Wir haben ohnehin das Gefühl, als sei unser Hund in einen Jungbrunnen gefallen. Mit seinen fast 9 Jahren gebärdet er sich wie ein Zweijähriger und wenn er Wasser hat, ist er in seinem Element und kaum zu bremsen.

In Santa Lucia kommen wir mittags wieder auf die Carretera Austral. Im November sind wir hier nach Süden abgebogen – jetzt fahren wir in die andere Richtung – und landen im Parque Pumalin.

Für die Thermen ist es schon zu spät, übernachten dürfen wir dort nicht, aber am Ende des sehr holprigen Weges finden wir ein Plateau über einem Fluss. Die Gauchos dort haben nichts gegen unsere Anwesenheit einzuwenden.

Die Thermen sind selbst heute morgen schon gut besucht – zu gut für uns...

In Chaiten besorgen buchen wir die Fähre, die uns am Samstag (in 3 Tagen) nach Quellon auf die Insel Chiloe bringen wird, bevor wir von der anderen Seite in den Parque Pumalin fahren.

Zum Wohle des Hundes

Der Vulkan Chaiten

Wanderweg: 2,2km Länge, 800 Höhenmeter – überwiegend in Stufenform zu bewältigen

Ich weiß nicht, welcher Teufel uns geritten hat, diese Wanderung an einem heißen, wolkenlosen Nachmittag in Angriff zu nehmen...

Der Einstieg ist nicht schwierig – es kommt sogar noch ein Bach, in dem Jaron sich abkühlen kann. Dann werden die Stufen steiler, die Treppen länger und die hohen Büsche am Wegrand halten den kühlenden Wind ab. Die Pausen kommen in kürzer werdenden Abschnitten, die Wasserflasche macht häufiger die Runde. Wir kühlen Jaron mit dem jeweiligen Restwasser aus seinem Trinknapf den Kopf, trotzdem bleibt er immer wieder stehen und sieht den Berg hinauf, bevor er die nächste Treppe in Angriff nimmt. Obwohl ICH auch schon aus dem vorletzten Loch pfeife beschließt Franjo (als Tierarzt) nach 2/3 der Strecke wegen JARON umzukehren, da das Steilstück (haha – und was war das bis jetzt ???) noch vor uns liegt.

Der Rückweg ist naturgemäß schneller geschafft und kaum wittert unser Hund das Wasser des ersten Baches ist er nicht mehr zu halten. Er sucht sich eine tiefe Kuhle, legt sich hinein und bleibt geschlagene 20min darin liegen, während ihn das kühle Nass umspült. Wer ihn live erleben möchte, kommt HIER zum Video.

Auf dem Campground am Lago Blanco finden wir einen paradiesische Parkbucht im Schatten. Jedem Stellplatz ist ein kleines Seehaus zugeordnet, ausgestattet mit Tisch und Bänken. Hier genießen wir den Sonnenuntergang mit einem kühlen Bier in absoluter Stille.

Wen man so alles trifft ...

In Caleta Gonzalo erreichen wir das Ende des Weges. Von hier geht es nur mit der Fähre weiter - und mit ebendieser landen Jan und Jannik. Die beiden Westerwälder glauben ihren Augen nicht zu trauen, als sie unser WW-Kennzeichen sehen - drehen um und verfolgen uns. Bei einem Cappuccino in der Sonne halten wir ein Schwätzchen. Sie bleiben für 2 Monate hier, haben sich ein Auto ausgeliehen und sind auf dem Weg zu den Marmorhöhlen am Lago General Carrera – So klein ist die Welt !!! Wir freuen uns riesig und schießen zum Abschied noch ein Foto, das unbedingt auf der Wäller-Seite bei Facebook gepostet werden muss: Bannberscheid und Neuhäusel grüßt aus Chile ;-)

Ein großer freier Platz neben dem Fähranleger lädt zum Bleiben ein. Der Brasilianer Diego kommt mit seinem Fahrrad gerade vom Schiff und sucht eine Stelle für sein Zelt. Der 31-jährige ist ein Lebenskünstler. Mit wenig Geld in der Tasche arbeitet er gerade so viel, dass es für die Weiterfahrt reicht. Am Abend überrascht er uns mit einem großen Beutel gesammelter Muscheln und lädt uns zum Essen ein. Wir steuern Spaghetti und Wein bei und verbringen einen wundervollen Abend mit ihm.

Mittags sitzen wir mit Diego noch auf einen Cappuccino zusammen, bevor er weiterfährt. Auf unserem Rückweg nach Chaiten können wir, nachdem der Regen aufgehört hat, doch noch unseren kleinen Spaziergang durch einen verwunschenen Wald zum Lago Negro machen.

Endlich auf der Panamericana

Um 8.30h müssen wir in Chaiten an der Fähre sein, die pünktlich um 10.00h ablegt und nach 4 Stunden Fahrt Quellon erreicht.

Die erste Station ist natürlich „Hito Cero“ - der Grenzstein mit Kilometer Null – hier beginnt die Panamericana !!!

Der Millaguen Camping bietet uns Wifi und einen relativ ruhigen Übernachtungsplatz, abgesehen von der chilenischen Riesenfiesta ein paar hundert Meter weiter, deren folkloristische Musikfetzen noch zu uns herüberwehen... aber warum nur zuhören?? Da gibt es bestimmt auch etwas zu Essen. Also machen wir unseren Abendspaziergang zum Festplatz in Quellón. 

Unser erstes Rodeo – als Zuschauer ;-)

Auf Chiloé gibt es mehr als 150 hölzerne Kirchen, von denen 16 von der Unesco im Nov.2000 zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Beim Bau dieser Kirchen wurden aus Mangel an Metall ausschließlich Nieten aus Holz verwendet. Die Südbuche war der vorwiegende Rohstofflieferant, da ihr Holz bei der feuchten Witterung auf Chiloé (300 Regentage) nicht fault. Zum Video über die Holzkirchen kommt Ihr HIER. Nach dem Besuch der Kirche „San Carlos de Borromeo“ und des Friedhofs in Chonchi ist unser Kulturbedarf für heute gedeckt. Das Vergnügen ruft!!! Kurz vor Chonchi findet heute Nachmittag ein Rodeo statt. Das haben wir noch nicht gesehen – also: Eintrittskarten kaufen und rein ins Getümmel ;-)

Beim Aufmarsch in die Arena wir zunächst das schönste Pferd prämiert, dann treten 40 Reiter paarweise zum Wettkampf an.

Zunächst muss ein Jungbulle im kleineren Teil des Corrals 3 Runden im Kreis getrieben werden. Sobald sich die beiden Tore zur großen Arena geöffnet haben wird das Tier, nur mit Hilfe der Pferde, an der Bande entlanggetrieben und punktgenau an zwei gepolsterten Stellen zum Stehen gebracht, bevor es in die andere Richtung weitergeht. Drei Stopps insgesamt, dann folgt das nächste Team mit einem neuen Bullen. Ein Gaucho treibt den Bullen vorwärts, während der Zweite ihn zur Seite hin unter Kontrolle hält. Fasziniert sehen wir zu, wie die Pferde im Seitwärtsgalopp ständigen Kontakt mit dem Bullen halten und ihn auf Kommando an die Bande drücken und zum Stoppen bringen. Eine präzise, beeindruckende Zusammenarbeit von Pferd und Gaucho. Live sieht das natürlich auch klasse aus - und originalunterlegt mit der chilenischen Nationalhymne - HIER.

 

Am Lago Huillinco bietet eine Pizzeria einen geschotterten Parkplatz und noch bessere Pizza.

Felipe spielt die Musikmischung, die wir schon lange suchen, kennt aber nur wenige Songs der europäischen Charts. Was liegt da näher, als sich auszutauschen ???

Jaron der Shootingstar

Südlich des Nationalparks Chiloé liegt die „Muelle del Alma“ - ein Aussichtspunkt oberhalb schroffer Klippen, die vom Pazifik umtost werden. Ein 2,5km langer Wanderweg führt hinunter, und das Schönste daran: Jaron darf mit ;-)

Auf dem abschüssigen Gelände ragt eine Holzrampe in den Himmel, und natürlich möchte jeder dort – nur mit dem Himmel als Hintergrund – fotografiert werden. Eine Gruppe Jugendlicher lässt sich alle möglichen Posen einfallen und schaut uns anschließend zu, wie wir uns mit Jaron am Ende der Rampe positionieren und von einer Amerikanerin aus North Carolina ablichten lassen.

Dann kommt der erste Jugendliche und fragt zaghaft, ob er sich Jaron für ein Foto ausleihen dürfe... es kommt, wie es kommen muss: Am Ende quetschen sich alle 6 Chilenen zum Fototermin auf der schmalen Rampe zusammen – und Jaron mittendrin...

Am Nachmittag treffen wir dann auf Irmi und Peter. Wir hatten uns zwar per e-Mail verabredet, aber wer weiß schon genau, ob die hier auch ankommen? Umso größer ist die Freude auf beiden Seiten. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen zwischen Rio Huillinco und Pazifik und erzählen... und dann wird es wieder einmal spät – sehr spät!!!

Nach dem Frühstück sitzen wir beisammen und tauschen Reisetipps aus, bevor Irmi und Peter im Nationalpark wandern und wir uns Richtung Castro auf den Weg machen. Heute und morgen steht Kultur auf dem Programm. Wir wollen zumindest einige der Holzkirchen besichtigen, außerdem hat Castro interessante Pfahlbauten zu bieten, die an der Flussmündung des Nercón stehen.

Es ist sehr schwierig im Stadtbereich einen freien Stellplatz zu finden, so dass wir notgedrungen auf einen Campingplatz müssen.

Holzkirchen und Sonstiges auf Chiloé

Da die Pfahlbauten gestern Nachmittag schon im Schatten lagen, versuchen wir heute Morgen erneut unser Glück. Die Holzkirchen „Nuestra Señora de Gracia de Nercón“ und „San Francisco de Castro“ stehen anschließend auf dem Programm. In der Ersten erleben wir noch den Rest des 11.00h Gottesdienstes, begleitet von sehr klangvoller Gitarrenmusik. Die Kirche in Castro ist die Größe und bisher Schönste auf Chiloé – der Innenausbau ausschließlich mit naturbelassenem Holz gestaltet.

„Nuestra Señora de Los Dolores“ in Dalcahue erscheint eher unspektakulär, aber die Seepromenade hat schöne Geschäfte, Verkaufsstände und Kunstmärkte (Artesanias) zu bieten. Wir bekommen leckeren Lachssalat, Käse, der tatsächlich nach Käse schmeckt und den typischen Riesenknoblauch – groß wie eine Orange – den es nur auf Chiloé gibt.

Da wir nicht schon wieder auf einem Campingplatz übernachten wollen, setzen wir mit der Fähre nach Quinchao über (700m) und stellen uns in Curaco de Veléz ans Ende der Seepromenade.

Was kann man bei Regenwetter schon besseres machen als Kirchen besichtigen? Achao liegt ohnehin auf unserer Route, und im kleinsten Nest – Quinchao – steht die größte Holzkirche Chiloes, die momentan im Innenbereich renoviert wird.

An der Playa Traiguen finden wir einen einsamen Platz mit ruhiger See, ein paar Schafen, Schweinen und Vögeln – sonst nichts...

Wir fahren mit der Fähre zurück nach Dalcahue und übernachten im Norden der Insel an der Pingüinera. Der flache Strand ist befahrbar und voll belegt mit Autos und Touristenbussen, aber 100m oberhalb liegt ein Plateau mit Blick auf die Küste – direkt neben einer Tsunami-Warnstation, von denen es hier eine ganze Menge gibt. Vor 6 Wochen – an Weihnachten 2016 – gab es hier den letzten Alarm, bei einem Erdbeben der Stärke 7,5.

Wir besichtigen die Burg und archäologische Fundstätte „Fuerte Ahui“, suchen uns danach einen Strandplatz zum Kaffeestopp - und beschließen zu bleiben.

Essen aus dem Erdloch

In Quetalmahue sehen wir zu, wie ein typisch chilotisches „Curanto“ zubereitet wird: In einem Erdloch werden runde Kieselsteine auf ein Feuer gelegt. Sobald sie glühen wird die Grube mit riesigen Nalca-Blättern ausgelegt, dann kommen die Zutaten auf die Steine – verschiedene Muscheln, Kartoffeln, Schweinefleisch, Hähnchenschenkel, Würste und Milcau (ähnlich wie Kartoffelklösse). Alles wird mit den Blättern abgedeckt und mit Folie beschwert. Nach einer Stunde ist das Essen gar.

In der Zwischenzeit spazieren wir mit Jaron am Strand entlang und beobachten, wie die Einheimischen tonnenweise Algen aus dem Meer holen und am Strand trocknen, bevor sie mit LKW abtransportiert werden. Auf unsere Nachfrage erfahren wir, dass die Algen für Kosmetika – Shampoo, Seife, etc. - aber auch zum Essen verkauft werden.

In Chacao geht es dann mit der Fähre wieder auf´s Festland und weiter nach Puerto Montt.


06. - 18. Februar 2017

Schrumpfende T-Shirts und frischer Fisch

Im Café einer Petrobras-Tankstelle finden wir das bisher schnellste Wifi und aktualisieren die Homepage in Rekordzeit.

Die Lavanderias haben scheinbar ein Problem damit, unsere T-Shirts einfach NASS in den Beutel zu packen. Es kommt ALLES in den Trockner... und so schrumpfen sie immer weiter.

Der Fischmarkt in Puerto Montt ist absolut sehenswert. In den Markthallen bekommt man Seafood vom Feinsten – ganze Fische, Fischfilets, Fischsalat, geräucherten Fisch, Muscheln, Krabben, Tintenfisch, …

Die Kunsthandwerkstände ziehen sich einige hundert Meter am Strand entlang. Wir lassen uns treiben und genießen das schöne Wetter, aber der Trubel wird uns bald zuviel – von Jaron ganz zu schweigen.

Am frühen Nachmittag fahren wir weiter und landen am Lago Llanquihue – in Puerto Varas. Momentan sind Sommerferien und auch dieses Städtchen ist von Touristen bevölkert. Wir verziehen uns ans hinterste Ende der Strandpromenade und freuen uns auf den Abend, wenn wir den See für uns haben.

Die Kirche „Iglesia Sagrada Corazon de Jesus“ in Puerto Varas wurde 1918 von Jesuiten gebaut und ist eine Kopie des Gotteshauses in Marienkirche im Schwarzwald.

Die Chocolateria von Vicki Johnson mit der besten handgemachten gewürzten Schokolade ist weder unter der angegebenen Adresse noch sonst irgendwo zu finden, also trollen wir uns wieder und machen uns auf den Weg zum Vulkan Osorno, wo wir in 1180m Höhe übernachten – inmitten der 3 Vulkane Osorno (zuletzt aktiv 2012), Puntiagudo und Tronador, sowie einem herrlichen Blick auf den Lago Llanquihue, den zweitgrößten See Chiles.

Ein harter Tag für TIO

Ein Wanderweg am Osorno führt uns an einigen der 40 kleineren Krater vorbei, die rings um den Vulkan verteilt sind und ihm seine charakteristische Form gegeben haben. Die Landschaft könnte von einem anderen Planeten stammen: Graue Asche, Lavagestein und schwarze Schlacke – z.T. als riesige Steine, wie frisch aus dem Krater geworfen – geben uns das Gefühl inmitten eines erkalteten Lagerfeuers zu stehen, was durch den Geruch noch verstärkt wird.

Auf der Hälfte der 10km langen, steilen Rückfahrt überholt uns beißender Gummigeruch. Als auch im Display eine Warnlampe leuchtet, halten wir an und sehen den Qualm unserer heißgelaufenen Bremsen. Nach 15min Pause kann es weitergehen...

In einem Seitental liegt der Lago Todos Los Santos (Allerheiligensee) im ältesten Nationalpark von Chile (Parque Nacional Vicente Pérez Rosales – ggr. 1926). Von hier aus gehen einige schöne Wanderwege. Die Strecke dorthin ist allerdings allerübelste Ripiopiste, bedeckt von feinem Lavastaub, der alles umhüllt und in jede Ritze dringt. Mühsam quält TIO sich durch, aber wir haben den überfüllten Strand kaum erreicht, als uns klar ist, dass wir hier nicht aussteigen werden. Ungläubig betrachten wir die Sonnenanbeter, die von jedem ankommenden Fahrzeug in eine neue Staubwolke gehüllt werden...

Am Nachmittag stehen wir in Las Cascadas wieder am Llanquihue, mitten im Getümmel der Einheimischen, die den dunkelgrauen Strand bevölkern – allerdings ohne die Notwendigkeit einer Gasmaske.

Am nächsten Morgen sind nur ein paar Sportler unterwegs, als wir uns zum Frühstück an den Strand setzen – den See vor uns und den Vulkan Calbuco zu Linken.

In fast jedem Ort sind am Strand oder auf dem Dorfplatz Sportgeräte aufgebaut, die in einwandfreiem Zustand sind und von jedem frei genutzt werden können. Je kleiner der Ort, desto größer kommt uns die Auswahl der Geräte vor.

Für den Rest des Tages haben wir uns Urlaub genommen, chillen am Wasser, lesen und baden...

 

Über Puerto Oktay erreichen wir Osorno wo ich im Lider die ersten Körnerbrötchen seit 6 Monaten entdecke ;-) Wir möchten zur Cerveceria Armin, aber die möchten nicht, dass wir bei ihnen übernachten... Wozu dann zur Cerveceria, wenn man kein Bier trinken kann?? Dann eben nicht...

Von der Schwierigkeit einen ruhigen Stellplatz zu finden

In Valdivia fahren wir am Fischmarkt vorbei, um uns einen Überblick zu verschaffen, wo man am nächsten Morgen gut parken kann – Sonntags nachmittags dürfte dort nicht allzu viel Betrieb sein – so unsere Meinung. Die Realität sieht etwas anders aus: Sämtliche Uferwege sind zugeparkt – eine Sport-Großveranstaltung beschlagnahmt das Wiesengelände. Mit knapper Not entkommen wir zur Cerveceria Kunstmann, einer deutschstämmigen Brauerei – der größten im Süden Chiles. Auch dort ist alles überfüllt.

An der Küste entlang kommen wir nach Niebla, einem kleinen Ort auf einer Landzunge – 15 Straßen, eine Ruine und 6 Parkplätze. Hier ist ebenfalls kein Durchkommen, von einem freien Parkplatz ganz zu schweigen. Dicht gedrängt schieben sich die Leute durch das Dorf – wo kommen die alle her ??? Die Straßenverkäufer machen das Geschäft ihres Lebens – wir flüchten...

Die nächste Möglichkeit TIO mit etwas Meerblick abzustellen ergibt sich 10km weiter – ein kleiner Aussichtsparkplatz. Dort stehen tatsächlich erst 6 Fahrzeuge – wir quetschen uns an den Rand und verschnaufen erst einmal.

Später nehmen wir unsere Decke und folgen den anderen an den Strand hinunter, der so weitläufig ist, dass sich niemand in die Quere kommen kann.

Am nächsten Tag landen wir 1km weiter auf einer großen Wiese oberhalb des Pazifik. Kein Gedränge, kein Lärm, kein Staub – nur 2 Zelte – hier bleiben wir - nur einmal gestört von einem störrischen Rindvieh, das im Galopp an TIO vorbeisauste, gefolgt von 4 Hunden und einem Gaucho, die versucht haben es wieder einzufangen ;-)

Ein versteckter Pfad führt an den heute fast menschenleeren Strand hinunter. Die Masseninvasion war scheinbar nur ein Ferien-Wochenende-Phänomen.

Unser Rhythmus hat sich ganz schön verschoben: Ging im Arbeitsleben der Wecker vor 7.00h, so frühstücken wir hier selten vor 9.00h. Das ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass es vorher einfach noch zu kalt ist, um unser Müsli vor dem Wohnmobil zu genießen, und dass Jaron unser Lotterleben klaglos duldet.

Überschwemmung im Schlafzimmer

Heute Abend wollen wir dann doch noch die Cerveceria Kunstmann besuchen, zumal man dort auf dem Parkplatz auch gut übernachten kann, was nach einer Bierprobe (aktuell 15 verschiedene Sorten) ganz sinnvoll ist.

Der große Parkplatz ist wieder gut gefüllt, aber wir finden noch einen Platz in der hintersten Ecke, weit ab vom Geschehen, lassen Jaron im Auto und stürzen uns ins Getümmel.

Der Innenraum der Brauerei ist riesig und wie eine Bierschwemme mit urigen Holztischen und -stühlen eingerichtet. Der Auswahl der Glasgröße reicht von Chica, Grande, Mass bis zu einem 80cm hohen Zylinder, welcher gut 2l Inhalt hat, mit einem Zapfhahn versehen ist und auf den Tisch gestellt wird. Zwar gibt es keine bayerische Brez´n, aber das Essen ist gut.

Nach diesem „anstrengenden“ Abend freuen wir uns auf unser Bett im gut gelüfteten TIO, aber da wird so schnell nichts draus...

Der grüne Rasen neben uns ist nicht ohne Grund so grün: Irgendwann im Laufe des Abends hat der Rasensprenger seinen Dienst begonnen – und zwar sehr gründlich. Durch das geöffnete Schlafzimmerfenster in 3m Höhe erwischt er zielgenau immer wieder Franjo´s Bett: Das Oberbett tropft, die Matratze ist seitlich klatschnass und selbst die Treppenstufen und die Dusche haben ihren Teil abbekommen. Die Kamera auf dem Bett war zum Glück vom Lederhut geschützt, aber es reicht auch so schon...Das Oberbett wird zum Trocknen in die Dusche gehängt und die Matratze aufrecht gestellt, womit sich unsere Schlaffläche um knapp die Hälfte verkleinert. Wir stellen TIO um und versuchen das Beste aus der Nacht zu machen.

Wenn wir länger als 2 Tage stehen kommt die Batterie an ihre Grenzen, da der Kühlschrank bei diesen Temperaturen (24°C im Schatten) fast pausenlos läuft und der Solarregler seinen Betrieb mittlerweile komplett eingestellt hat.

In Valdivia finden wir dann doch noch einen Parkplatz an der Uferpromenade und sehen uns den Fischmarkt an. 

Zum Fluss hin warten Kormorane und Seelöwen auf die Fischköpfe und Leckerbissen, die regelmäßig "über Bord" geworfen werden. Ein Seelöwe hat es sich direkt hinter dem Filetier-Tisch bequem gemacht und lässt sich die Happen direkt ins Maul stecken ;-)

 

Bis Villarrica sind es 100km. Jenseits des Lago Villarrica liegt der gleichnamige Vulkan mit schneebedecktem Gipfel. Der Parkplatz ist voll und am steinigen Strand tummeln sich die Badegäste. Die Jungs auf der Skateanlage nebenan wollen scheinbar einen Rekord aufstellen – sie machen die Nacht durch...

Körnerbrötchen und leckere Kuchen

Auf Empfehlung von Jan Burggraf, den wir im Parque Pumalin getroffen haben, machen wir kurz Station in Temuco. Sein Vater hat eine Zeit lang in der hiesigen Bäckerei gearbeitet. Seitdem hat „Oma´s Brot“ Vollkornbrot und leckere Körnerbrötchen, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen dürfen... und der Kuchen ist ein Gedicht !!! Vielen Dank für den Tipp. Falls jemand in der Gegend ist – hier sind die Koordinaten:    38.73533°S 72.60766°W

Um dem ferienbedingten Massentourismus zu entgehen beschließen wir, zügig Richtung Vicuña weiterzufahren, wo wir bei Karen und René einen Parkplatz haben und zudem die Annehmlichkeiten ihres Hotel Terral nutzen können. Außerdem wartet der Solarregler dort sehnsüchtig auf uns.

Kurz vor Chillan gibt es ein kleines Weingut, das seit 2000 von zwei Schweizern bewirtschaftet wird „Viña Chillan“.

Ein Gästehaus mit 6 Zimmern und Swimmingpool sowie ein frisch renoviertes Restaurant gehören ebenfalls dazu. Die Señora an der Rezeption kommt aus Südtirol und vereinbart mit uns für den frühen Abend eine Weinprobe. Endlich finden wir auch einen guten trockenen Weißwein, wobei die Auswahl der Roten natürlich größer ist. Es gibt sogar ungefilterten Wein – Naturista – der eine leichte Trübung aufweist und sehr erfrischend schmeckt.

Wir füllen unser Weinlager und dürfen dafür im Weinberg hinter dem Haus übernachten.


19. - 23. Februar 2017

Colonia Dignidad - Kolonie der Würde

Ein dunkles Kapitel deutsch-chilenischer Geschichte

Das auslandsdeutsche festungsartig ausgebaute, von einer deutschen Sekte bewohnte Siedlungsareal wurde durch die u.a. während der Pinochet-Diktatur begangenen Menschenrechtsverletzungen weltweit bekannt.

1961 von dem Deutschen Paul Schäfer gegründet, umfasst es ein Areal von 30.000 Hektar.

Mit dem Versprechen eines „urchristlichen Lebens“ und der Prophezeiung einer angeblich drohenden russischen Invasion in Deutschland lockte Schäfer, der wegen des Verdachts sexuellen Missbrauchs von Kindern aus Deutschland fliehen musste, viele Familien seiner Sekte nach Chile und schreckte auch vor der Entführung Minderjähriger nicht zurück. Die Koloniebewohner mussten Fronarbeit leisten und wurden scharf bewacht – Quelle: Wikipedia.

Es würde zu weit führen, hier die ganze Geschichte über Menschenrechtsverletzung, Vergewaltigung, Folter und verbrecherische medizinische Versuche an Häftlingen, oder körperliche Züchtigung von Jugendlichen mit Elektroschockern und Psychopharmaka niederzuschreiben. Das kann gerne bei anderen Quellen nachgelesen werden.

Die Colonia Dignidad besteht heute unter dem Namen „Villa Baviera“, ist immer noch eine Kolonie mit ca. 115 Mitgliedern, hat sich aber nach außen geöffnet, den Gemeinschaftsbau zu einem Hotel umgestaltet und wirbt mit bayerischer Folkloristik um Touristen.

Der Schlagbaum ist heruntergelassen, als wir ankommen. Wir müssen uns anmelden und 1500 CLP

bezahlen, um auf das Gelände der Colonia Dignidad zu gelangen. An einem Wachturm vorbeifahrend gelangen wir zu dem kleinen Dorf der Kolonie.

Wenn man um die Geschichte weiß, betritt man dieses Gelände mit gemischten Gefühlen, obwohl die Landschaft paradiesisch ist – abgeerntete Felder, Landwirtschaftsgebäude, Häuser, Restaurant, Hotel, Kinderspielplatz, Seerosenteich und ein Swimmingpool.

Wir geraten in eine Hochzeitsgesellschaft, die in einem großen, luftigen Zelt feiert – Tischdekoration und Stühle in lachsfarben und weiß. Bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse des Restaurants beobachten wir die Vorbereitungen, während wir uns von bayerischer Musik und Andrea Berg berieseln lassen...

An der Rezeption treffen wir Anette, die 1974 mit 16 Jahren von ihren Eltern in die Kolonie geschickt wurde.

 

Sie weist uns ein Stellplatz zwischen Teich und Swimmingpool zu und wir sehen uns ein wenig um. Die Hochzeitsgesellschaft nimmt Fahrt auf, der Animateur gibt sein Bestes und die Musik wird lauter – bis Mitternacht, dann drosseln sich die Klänge der Liveband auf Zeltlautstärke.

Jetzt wird´s heissssss...

Im Inland sind für die kommenden Tage bis zu 35°C im Schatten gemeldet – an der Küste 10°C weniger...

Im überfüllten Surferparadies Pichilemu versuchen wir erst gar nicht einen Parkplatz zu bekommen, und auch ein paar Kilometer weiter am Punta de Lobos bleibt uns nur der Straßenrand, da die Parkplätze alle über Nacht geschlossen werden. 

Na, geht doch ;-)

 

Das Wetter ist herrlich und wir fahren einen der Parkplätze an, um den Tag am Strand zu verbringen. El Chefe lässt die Kette persönlich herunter. Sein Angestellter vom Imbiss-Stand – Thomas, ein Deutscher, den wir gestern Abend getroffen haben – hat ein gutes Wort für uns eingelegt und für 15.000 CLP dürfen wir bis morgen stehenbleiben. Direkt nach uns kommt noch ein deutsches Overlander-Paar – Gabi und Jürgen, die mit einem über 30 Jahre alten Toyota Landcruiser unterwegs sind. Wir schließen uns zusammen, verbringen gemeinsam einen tollen Tag und einen noch schöneren - und langen - Abend.

Verbrannte Wälder und ein Riesen-Swimmingpool

An der Pazifikküste nordwärts kommen wir durch Algarrobo, das mit seinem Resort „San Alfonso de Mar“ den größten Swimmingpool der Welt besitzt (Länge 1013m, 250 Mio Liter Salzwasser auf einer Fläche von 7,7ha) – Guinessbuch 2006.

Auf dem weiteren Weg sehen wir rechts und links der Straße weite Flächen und Wälder, die bei den vielen Waldbränden vor einigen Wochen den Flammen zum Opfer gefallen sind.

 

Wegen Überfüllung geschlossen

In Valparaiso und Viña del Mar haben wir absolut keine Möglichkeit irgendwo unterzukommen, also begnügen wir uns mit einer kurzen Sightseeing Tour und fahren auf dem weiteren Weg nach Norden mal wieder die nächste Tankstelle an.


24. Februar - 08. März 2017

Heiße Luft, neue Overlander y muchas estrellas ...

Auf der Suche nach einem ruhigen Stellplatz am Meer fahren wir die Küste entlang – und landen in Los Vilos wo wir uns unterhalb des Dorfes an den steinigen Strand stellen, abseits vom Geruch der Fischköpfe, die den Möwen, Kormoranen und Pelikanen von den Fischern überlassen werden.

In Tongoy gibt es laut iOverlander einen ruhigen Aussichtsparkplatz zwischen Lagune und Meer.

Hmmm... Hunderte von Autos, laute Musik und Verkaufsstände überall – und El Chefe will für die Übernachtung statt der üblichen 3000 CLP Parkgebühr 20.000 CLP haben... nur für´s Stehen?? Nein Danke !!

Da fahren wir lieber auf den Campingplatz Ripipal, zahlen – ohne alles – immerhin auch noch 15.000 Pesos, haben aber Wifi,eine ruhige Nacht und den Sandstrand direkt vor der Tür.

Alles Sand, oder was ?

 

Wir stellen Tisch und Stühle vor TIO in den Sand, genießen den Blick auf den noch ruhigen Strand und freuen uns mit Jaron, der wieder etliche Kumpel getroffen hat, mit denen er im Wasser tobt und sich anschließend im Sand paniert...so dass wir morgens im Auto immer auf einer feinen Sandschicht wandeln, die über Nacht aus seinem Fell gerieselt ist.

Heiße Pfoten an Rosenmontag

La Serena ist die zweitälteste Stadt Chiles. Auf dem bewachten Parkplatz des SODIMAC Baumarktes steht TIO sicher und wir können mit Jaron den Ort erkunden – immer schön im Schatten, denn der Bürgersteig heizt in der Sonne so auf, dass unser Hund hilfesuchend die Pfoten hebt. Ein kühles Bad im Stadtbrunnen schafft von außen Abkühlung, das Vanilleeis von innen – und weiter geht’s.

Am Nachmittag stehen wir an der Strandpromenade unter den wachsamen Augen einer kolumbianischen Parkwächterin, die unbedingt einen Blick ins Auto werfen möchte. Für 1700 CLP dürfen wir über Nacht stehenbleiben, und kurz nach Mitternacht hat auch der allerletzte Nachtschwärmer sein Bett gefunden und es kehrt Ruhe ein.

Vicuña - Pisco, Wein und 4-Sterne Hotel

Im Valle de Elqui, auf dem Weg nach Vicuña, wird der Wein vor allem für den typischen Pisco angebaut. Auf den Hügeln wächst nichts außer Kakteen – immerhin haben wir mittlerweile die Ausläufer der Atacamawüste erreicht, was sich auch auf die Temperatur auswirkt.

Im Terral Hotel www.terralhotel.cl bekommen wir den Schlüssel für den ummauerten, schattenlosen Parkplatz. Die Pflastersteine müssen erst gewässert werden, damit sich Jaron nicht die Pfoten verbrennt. Den Rest des Nachmittags erledigen wir angefallene Arbeiten.

In einem Anfall von Beschützerinstinkt hat sich Jaron gestern aus dem Auto auf einen Hund gestürzt dessen Nase ihm nicht passte. Dummerweise war die Moskitotür im Weg und wurde aus dem Rahmen gesprengt, so dass der Rückholmechanismus nicht mehr funktioniert.

Hier haben wir jetzt Zeit und Muße solche Dinge zu reparieren.

Nach einer erfrischenden Runde im Hotel-Swimmingpool sitzen wir dann am Abend mit Karen und René bei einem Drink auf der Dachterrasse, genießen die blaue Stunde und bestaunen den Sternenhimmel. 

Beim Frühstück ist die Temperatur noch angenehm und Jaron spielt mit Laura und Baptiste Fussball. Die Beiden sind mit ihren Eltern, José und Patricia, ebenfalls gestern hier angekommen. Französische Eltern haben die Möglichkeit ihre Kinder für 1 Jahr oder länger aus der Schule zu nehmen und sie auf Reisen selbst zu unterrichten – für die Kinder ein unvergessliches Erlebnis. 

Escuela para perros

Gegen Mittag ist Hundeschule angesagt.

René´s Sohn hat einen 6 Monate alten DSH – Rex – der bisher (leider) noch auf eine konsequente Erziehung verzichten durfte. Da Karen mit Renate und mir auf Valdés bereits Hundeübungsstunden abgehalten hat, hofft sie auf ein paar hilfreiche Tipps, um aus diesem ungebärdigen Youngster irgendwann einmal einen gehorsamen Begleiter zu machen...

Franjo und René haben schon bei der Begrüßung ein paar Kratzer davongetragen. Ich bin schneller und Rex prallt mit der Brust von meinem Knie ab, was ihn sichtlich einschüchtert. Mit ein paar Leckerchen wird das Vertrauen wiederhergestellt und die Lektionen können beginnen.

Rex lernt schnell und Eduardo ist erstaunt, wie „einfach“ manche Dinge erreicht werden können, wenn man die richtige Wurst in der Tasche hat ;-)

Die Übungen bereiten ihm soviel Spaß, dass ich ihn nach einer Weile bremsen muss – jetzt wird erst mal wieder gespielt !!!

Das Anwesen ist riesig und hinter dem Haus stehen Weinstöcke, Feigen-, Orangen- und Quittenbäume. Die Avocados, die Eduardo für uns frisch vom Baum pflückt sind riesig – und viel zu viele, also teilen wir mit Patricia und José.

... und immer wieder Behördenkram ...

Wir müssen noch einmal nach La Serena zurück, da Jaron neue Papiere für den bevorstehenden Grenzübergang braucht. Wir stellen TIO wieder auf den bewachten SODIMAC Parkplatz und gehen die 5 Quadros (Viertel) zu Fuß, erreichen aber nur die regionale SAG. Die überregionale Gesundheitsbehörde ist noch 3 Quadros weiter.

Eigentlich wollte ich ja nichts mehr über die Vorgehensweise der chilenischen Behörden schreiben, aber es ist einfach zu kurios:

Die nette Señora blättert laaange im Impfausweis auf der Suche nach der Tollwutimpfung, akzeptiert aber das von Franjo ausgestellte Gesundheitszeugnis ohne Beanstandung.

Als nächstes möchte sie unsere Adresse in Vicuña wissen, sowie das angestrebte Ziel in Argentinien – wir streben da so einiges an, einigen uns aber auf eine Stadt.

Schwierig wird es beim genauen Datum des Grenzübertritts... das wissen wir doch jetzt noch nicht – wir warten auf die neue Kreditkarte, brauchen evtl. noch Hilfe wegen der Solaranlage, wollen vielleicht noch eine Weile im Elqui Tal bleiben, …

NEIN ! Wir müssen uns festlegen, außerdem muss Jaron in eine Box und sie will die Autopapiere sehen – darf Jaron dann nur in DIESEM Auto die Grenze überqueren? Wir dachten, wir hätten sämtliche notwendigen Papiere im Rucksack, aber die Autopapiere... sind im Auto... wurden ja hierfür auch noch nie benötigt.

Während Franjo sie holt erfahre ich, dass wir die Dokumente heute nicht mitnehmen können, denn der für die Unterschrift zuständige Veterinario ist nicht vor Ort – das heißt dann also: noch einmal 120km fahren, um sie morgen abzuholen ??

Schicken geht nicht, da noch bezahlt werden muss – morgen... heute will sie kein Geld.

Die rettende Lösung kommt mir gerade noch rechtzeitig: Karen arbeitet in La Serena und erklärt sich bereit, die Papiere am nächsten Tag mitzubringen – womit auch die Señora einverstanden ist.

 

Karen, Du bist ein Schatz – und uns fällt ein Stein vom Herzen.

Hausputz

Um 8.30h hat TIO einen Termin in der Waschanlage. Die Feinarbeiten an der äußeren Fassade darf Franjo anschließend mit Wasser und Wischmop erledigen – auch das Dach, das dem Hochdruckreiniger winkeltechnisch entkommen ist.

Ich bewaffne mich mit Staubsauger & Co. und rücke dem inneren Staub auf die Pelle. Da wir in den kommenden Wochen keinen Sandstrand mehr anfahren, lohnt es sich wenigstens.

Der neue Solarregler wird eingebaut, löst unser Energieproblem aber leider immer noch nicht.

René steht mit Rat und Tat zur Seite; eine Solarpaneele wird abgebaut und durchgemessen... kaputt? Das hat Bruno auch schon befürchtet, aber mit dem Messgerät stellen wir fest, dass Strom ankommt, jedoch durch einen Kontaktfehler im Steuersystem nicht weitergeleitet wird.

Die Solarpaneele ist o.k., der Regler funktioniert und am Kabel liegt es auch nicht. Sch...öner Mist.

Donde es el problema ??

Observatorium Alfa Aldea - Vicuña

Um 20.30h werden wir vom Fahrer des Alfa Aldea Observatory abgeholt. Mitten zwischen den Weinstöcken stehen 2 Teleskope im Freien, ergänzt von einem kleinen Amphitheater und einer großen Leinwand. Für 10.000 CLP p.P. (14,-€) bekommen wir eine Kombination aus Weinprobe, Abendimbiss und Sternenkunde. Ein Video zeigt eine 3D-Reise durch das Weltall, Brille inbegriffen. Der leckere Rotwein aus eigenem Anbau soll wohl dafür sorgen, dass wir die Sterne besser sehen können ;-)

Während es danach eine heiße Tomatensuppe mit Knoblauchbrot gibt darf jeder mal durch das Teleskop sehen; zuerst den Mond, dann verschiedene Sternenhaufen und den Jupiter. Mit Hilfe eines starken Laserpointers erklärt uns Hugo einzelne Sternenbilder und erläutert, wie man das Kreuz des Südens vom „Fake-Kreuz“ unterscheidet und mit seiner Hilfe die Himmelsrichtung, bzw. die Südpolachse bestimmen kann. Wieder was dazugelernt …

Grillen und chillen ;-)

Wir laden Karen und René zu Risotto und Wein ein, begrüßen am kommenden Tag die Schweizer Beat und Silvia

 

www.onroad-offroad.com, die wir von Montevideo kennen, sowie Nese und Bruno Wagner aus Kulmbach mit Mercedes Kastenwagen. Wir grillen und chillen – und warten auf Renate und Bruno, die auf dem Weg nach Vicuña sind.


09. - 17. März 2017

Santiago de Chile - quirlig, weltoffen und sportbegeistert

Einen letzten Versuch wollen wir wegen der Solarpaneele noch unternehmen und fahren nach Santiago zurück. Im Digishop sind die Module zu groß, im Heliplast besteht man auf einen Techniker, der sich das Problem zuerst mal ansieht. Wir haben Glück und er kann in einer Stunde da sein, aber die Module bekommen wir doch erst am Montag, weil die Geschäfte jetzt schon geschlossen sind.

Am Samstag gehen wir mit Karen und René einkaufen. Franjo´s Begeisterung für die Drohne war ansteckend und René verlässt Dji auch mit einer großen Einkaufstüte ;-)

Am späten Nachmittag lockt die Wanderung zum Cerro San Cristóbal, einem 800m hohen Hügel im größten Stadtpark Südamerikas (375ha). Der Blick über die dunstverhangene Stadt ist atemberaubend. Die „Virgen del Cerro“, eine 22m hohe Statue der Jungfrau Maria, dominiert die Erhebung. Kirche, Amphitheater und viele Grillplätze locken die Bevölkerung vor allem an den Wochenenden, besonders die Radfahrer, die sich schon am frühen Morgen auf unserem Parkplatz einfinden, um die Steigung in Angriff zu nehmen.

Die Stimmung zum Sonnenuntergang ist unbeschreiblich: Ein riesiges Lichtermeer liegt vor uns, von den letzten Sonnenstrahlen beschienen. Am Rio Mapocho steigt eine Techno-Party, das Echo der Musik hallt vom Berg wider, und als dann ½ Stunde später hinter dem Gran Torre Santiago (mit 300m das höchste Gebäude Südamerikas) der Mond aufgeht, ist die Gänsehaut perfekt.

Da wir nun schon in Santiago sind, wollen wir auch etwas von der Stadt sehen und wandern über autofreie Straßen (Tal total in Santiago) zur „Plaza de Armas“. Nur Radfahrer und Jogger sind heute, am Sonntag, unterwegs und als wir in der Innenstadt ankommen, kennt Jaron die Wasserqualität sämtlicher Stadtbrunnen. Nach einem kurzen Rundgang durch die Hallen des „Mercado Municipal“ sind wir nach gut 6 Stunden wieder bei TIO angelangt – reif für die Dusche, nach 30°C im Schatten.

Jorge kommt am Montag um halb vier – mit einer Solarpaneele von 260 Watt. Unsere kleineren Größen sind nicht zu bekommen. Den Rest des Nachmittags kratzt Franjo mit ihm einen Teil der aufgeklebten Halterungen vom Dach, was dem Lack gar nicht gefällt. Das neue Modul kommt auf´s Dach, wird angeschlossen, gemessen – Energie kommt an...

und Steine rollen !!!

Der Kleber muss erst aushärten, daher ist heute an ein Verlassen dieses staubigen Platzes nicht mehr zu denken. Wir schnappen unsere Stühle und setzen uns auf den Grasstreifen zu den anderen Overlandern, die es sich dort schon gemütlich gemacht haben.

Dienstag morgen wird die Haftung des Klebers getestet: Als Gesichtsmaske wäre er sicherlich effektiver gewesen - ein leichter Ruck und Franjo hat die Halterungen in der Hand...

Wir müssen also wieder auf´s Dach, den Kleber abschaben und die Stellen reinigen. Britta und Sebastian aus Trier haben noch Sika Flex dabei – und nach 2 Stunden Arbeit sitzt das Modul wieder an Ort und Stelle – bombenfest, wie wir abends feststellen – allerdings etwas zu spät für eine Rückfahrt nach Vicuña. Da geht’s dann am nächsten Tag wieder hin – ohne Zwischenstopp.

Bruno und Renate kommen gerade aus dem Whirlpool auf der Dachterrasse als wir im Hotel eintreffen.

Wir schwatzen noch eine ganze Weile beim Pisco Sour – haben alle viel erlebt in der Zwischenzeit.

Am nächsten Morgen sind Franjo und Bruno schon ganz heiß auf den ersten Drohnenflug, arbeiten sich durch die Programmeinstellungen und tüfteln an der Befestigung des iPad, mit dem sie gesteuert wird. Nach dem Parkplatzfeinstaub in Santiago ist schon wieder ein „Hausputz“ fällig, die Wäsche kann ich z.T. bei Renate waschen und nach einer Stunde schon wieder abnehmen.

Bei all der Arbeit muss aber auch Zeit für ein Rummyspiel sein, wo es doch Monate her ist, dass wir uns gesehen haben.

Das obligatorische Canastaspiel am Abend gewinnen die Mädels mit 2:0 

 

Unsere Gastgeber Karen und René fahren am nächsten Tag zum Stausee Puclaro. Für sie fängt die Overlander-Saison heute an. Wir folgen am Nachmittag, wollen ein paar Tage bleiben und dann - endlich - über den Agua Negra nach Argentinien fahren.

18. - 24. März 2017

Vom Pisco zum Paso

Der Stausee „Embalse Puclaro“ ist Trinkwasserspeicher und ein Paradies für Kite-Surfer. Sobald der Wind mittags auffrischt sieht man die ersten Segel über dem Wasser.

Wir stehen mit Karen, René, Renate und Bruno am Ufer, können das Schauspiel aber kaum genießen, da die Windböen uns den Staub um die Ohren wirbeln und erst gegen Abend wieder Ruhe einkehrt.

Wir gehen spazieren, spielen Canasta und können am frühen Morgen, ohne Wind, auch die Drohne steigen lassen – aber nach 2 Nächten streichen wir unsere Segel und fahren nach Vicuña zurück. Auf dem Parkplatz des Hotel Terral schaffen wir wieder Ordnung und fahren ins Elqui-Tal.

Embalse Puclaro - Drohnenfoto
Embalse Puclaro - Drohnenfoto

Die Farben im Tal - blauer Himmel, braune Berge und grüne Weinreben – sind kolossal. Die Trauben hier werden hauptsächlich zu dem chilenischen Nationalgetränk Pisco verarbeitet und die Destillerie Gabriela Mistral in Pisco Elqui wollen wir uns morgen ansehen.

Die Führung in englischer Sprache findet leider erst um 15.00h statt, das ist uns zu spät.

Die Pisqueria Los Nichos, 4km weiter, veranstaltet ebenfalls Führungen, allerdings nur in spanisch... na dann wollen wir doch mal sehen, wieviel wir verstehen ;-)

Es werden 2 Piscosorten zur Degustation angeboten – beide haben es in sich. Wir stauben noch ein paar Longdrink-Rezepte ab, decken uns hier und bei Mistral mit Pisco ein und nehmen die Piste zum Agua Negra in Angriff. 

 

Um uns langsam an die dünne Luft zu gewöhnen schlagen wir in Juntas del Toro, direkt vor der chilenischen Grenzstation, in 2100m Höhe, unser Nachtlager auf.

Im Farbtopf der Natur

Die Formalitäten an der chilenischen Grenze sind in 5min erledigt. Wir sagen den Zöllnern, dass wir an der Lagune übernachten und erst morgen über die argentinische Grenze gehen, damit sie uns im Niemandsland um den Agua Negra nicht suchen.

Die Lagune liegt 3170m hoch und ist von Bergen umgeben, die in allen Pastelltönen leuchten, als seien sie in einen riesigen Farbtopf gefallen. Solche ungewöhnlichen Farben haben wir noch nie gesehen. Wir können uns gar nicht satt sehen und schießen Foto um Foto – und natürlich lassen wir auch die Drohne steigen ;-) Video hier. In der stockfinsteren Nacht am See versuchen wir uns erneut an der Sternenfotografie.

Lieber Farbenrausch als Höhenrausch ,-)

Der Agua Negra ist mit 4753m der höchste Pass zwischen Chile und Argentinien. Obwohl wir die Nacht schon über 3000m zugebracht haben, merken wir doch, dass unsere Kondition in dieser Höhe deutlich nachlässt. Nur ein paar Meter zu Fuß und wir schnappen nach Luft wie Fische auf dem Trockenen. Der Kopf dröhnt und der Kreislauf ist im Keller, aber die Landschaft ist unbeschreiblich. Wir kommen an Schneefeldern vorbei, die der Wind zu so bizarren Gebilden geformt hat, dass es aussieht, als würden Mönche in ihren Kutten in Reih´ und Glied stehen. Im Fachjargon heißen diese Gebilde tatsächlich Büßerschnee und sind Restfelder eines großen Gletschers. Die Ripio-Piste ist frisch gewalzt, trotzdem sind wir froh, als wir 50km vor der argentinischen Grenze wieder Asphalt unter den Reifen haben und sich mit der abnehmenden Höhe auch der Kreislauf wieder normalisiert. Zur Zeit wird an einem Tunnel gearbeitet, der den Grenzübergang auch im Winter ermöglichen soll – aber das wird noch 10 Jahre dauern … mas o menos.

Unser erster Drohnenfilm ist hier ebenfalls entstanden - bei günstigen Windverhältnissen konnten wir sie zeitweise steigen lassen. Das Ergebnis findet Ihr hier...

An der kleinen Grenzstation kurz vor Las Flores werden wir schon am Auto in Empfang genommen und freundlich durch alle Stationen geleitet. Alles läuft bestens. Für Jarons Gesundheitspapiere, die offiziell seit 12 Tagen abgelaufen sind, interessiert sich niemand, dafür wird bei der Fahrzeuginspektion erstmals unter den Matratzen nachgesehen und ich muss dem Beamten die Funktion von Oropax erklären ;-)

Mit einem „buen viaje“ wird sodann der Schlagbaum geöffnet und der Feierabend eingeläutet.

Da wir nun wieder auf der Ostseite der Anden sind, geht unser Bericht natürlich in Argentinien weiter... Wir freuen uns, wenn Ihr weiter dabei seid.