12. - 19. September  2016                                                           Sümpfe, Gauchos und die Hundefänger von San Antonio

Die Grenzformalitäten diesseits des Rio Paraná sind schnell erledigt – kein Ausreisestempel für TIO – das Einreiseformular wird einfach einbehalten.

Auf argentinischer Seite die große Überraschung: Keine der großartig angekündigten und gefürchteten Fahrzeugkontrollen !!! Statt dessen eine sehr nette Zollbeamtin, deren Sohn in der Schule Deutsch lernt und die in der Mittagszeit bei 38,5°C wahrscheinlich keine Lust hat aus ihrem Büro zu kommen. Alles easy - lediglich der Passbeamte will uns nur einen Stempel für 90 Tage ins Dokument drücken... so what...

Wir fahren bis San Ignacio, bringen endlich unsere Karten zur Post – bei 4,35€ Porto / Karte sollten wir uns doch lieber auf Whats App beschränken – und übernachten am Ortsrand auf einem ziemlich heruntergekommenen Campingplatz, dessen Stromversorgung aber immerhin ausreicht, um unsere Klimaanlage über Nacht laufen zu lassen.

290km bis zu den Esteros del Iberá (den Sümpfen von Iberá) – davon 120km Lehm- und Sandpiste, zum Glück trocken, aber teilweise mit tief eingegrabenen Spuren und manchmal so weich, dass der Wagen „schwimmt“.

Dies ist TIO´s erste große Herausforderung, die er dank 4x4 (und dank Franjo´s Fahrkünsten ;-) ) bravourös meistert.

Unsere beiden Anhalter, die wir vor 77km eingeladen haben und deren Rucksäcke den ganzen Boden füllen, kommen ziemlich durchgeschaukelt und pünktlich zum Sonnenuntergang in Carlos Pellegrini an.... besser schlecht gefahren, als gut gegangen ;-)

Der Campingplatz ist wunderschön, aber leider ist die Durchfahrthöhe etwas unter TIO´s Niveau, deshalb richten wir uns auf dem Vorplatz für die Nacht ein.

Es werden Bootstouren in die Sümpfe angeboten und am nächsten Tag schippern wir zum Sonnenuntergang in die Lagune - sehen Kaimane, Wasserschweine, Sumpfhirsche und jede Menge Vögel. Am Besucherzentrum des Nationalparks führt ein Steg über das Schilf, so dass man gefahrlos Tiere (Kaimane und Piranhas...) beobachten kann.

Nach 3 Tagen zieht es uns weiter.

120km sind es bis Mercedes – davon die ersten 80km wieder Lehm- und Schotterpiste, allerdings etwas besser als auf dem Hinweg.

„Gauchito Gil“ wird als Schutzheiliger der Autofahrer verehrt, die immer hupend an seinen Altären entlang der Straße vorbeifahren. Zu seinem Geburtsort, einige Kilometer vor Mercedes pilgern jährlich Zehntausende um seinen Beistand zu erbitten. Auf der Weiterfahrt von Mercedes Richtung Colon stehen entlang der Straße riesige Hinweisschilder: „La Alemana“ in 20km, 10km, 6km, 3000m, 2000, 1000, 500...

Neugierig biegen wir ab und landen... in einem Bayernstadl... die Front geschmückt mit einem riesigen Bundesadler!!! Am Eingang stehen Trachtenfiguren in Krachlederner und superkurzem Dirndl – blond – und mit ordentlich „Holz vor der Hütt´n“, während Heino von den Bergvagabunden singt und wie blau doch der Enzian ist.

Neben dem Stadl werden Kinder-Holzdreiräder verkauft, die vielleicht anno dazumal modern waren; fast lebensgroße Bernhardiner, die mit einem Strohhalm aus einem Brunnen Wasser schlabbern... NEIN!!! Es kommen KEINE Fotos!!!

Im Inneren des Stadl´s Verkaufsregale, angefüllt mit allem was das „gute alte deutsch Herz begehrt“:

Apfelmus, Mixed Pickles, Schwarzwälder Schinken, Wein aus Köln (??), Autoaufkleber, Deutschlandfähnchen für´s Auto, Strohhüte mit Schleife... ich glaube, die Gartenzwerge haben gefehlt ;-)

Wir sitzen schneller als geplant wieder hinter´m Steuer und wollen nur noch weg!!!

In Colon finden wir einen ruhigen Stellplatz am Rio Uruguay.

Bis San Antonio de Areco sind es am folgenden Tag noch 290km. Es ist Sonntag und im Stadtpark findet ein kleines Volksfest statt. Bunte Verkaufsstände locken mit Andenken, Schmuck und Süßigkeiten. Alles ist auf den Beinen, deshalb können wir unseren Stellplatz vor der Touristeninformation erst am Abend anfahren. Eine sehr freundliche Señora gibt uns alle nötigen Informationen; insbesondere das Gaucho-Museum interessiert uns.

Die Ausstellungsstücke sind authentisch – man kann sich das Leben der Gauchos richtig gut vorstellen. Auf dem Spaziergang dorthin entwickeln wir uns allmählich zum Hundemagneten... erst folgt uns nur einer, dann werden es immer mehr und wir müssen am Eingang betonen, dass „solo un perro“ zu uns gehört, nämlich Jaron, der verzweifelt versucht mit allen gut Freund zu sein.


20. - 27. September 2016

Felsensittiche, Seelöwen und tückische Sanddünen

Bis Azul sind 320km zu fahren. Wir finden dort einen ruhigen Campingplatz, direkt am Fluss gelegen. Die Duschen sind heiß und die vielen Hunde nachts ruhig.

Am nächsten Tag ist eine Autowäsche fällig – 2 Stunden Handarbeit für 400 Pesos – und während dieser Zeit sitzen wir im Auto und genießen das freie Wifi ;-)

Über Bahia Blanca und Viedma fahren wir nach El Condor, wo es eine Felsensittich-Kolonie mit mehr als 30.000 Bruthöhlen gibt. Allerdings müssen wir vorher mal wieder unsere Lebensmittel verstecken, denn wir kommen an die ersten Frucht- und Fleischkontrollen. Patagonien ist frei von Fruchtfliegen, und damit das auch so bleibt, sind an den Straßen Richtung Süden Kontrollen eingerichtet, wo z.T. mit Hunden nach Früchten und rohem Fleisch und Eiern gesucht wird – gekocht scheint alles o.k. zu sein.

Wenn man Pech hat wird das Fahrzeug auch ausgeräuchert – und man zahlt sogar noch dafür... Mal sehen, was uns erwartet ;-)

Im Endeffekt ist alles halb so wild: Wir werden von freundlichen Kontrolleuren nur nach Obst und Fleisch gefragt, ohne unseren Kühlschrank präsentieren zu müssen.

Das war´s ??? Nein – es kommt noch ein 3. Posten, der im iOverlander nicht vermerkt ist.

Der Polizist verlangt die Papiere, geht einmal ums Auto, notiert sich die Daten – und wünscht uns eine gute Weiterfahrt. Dafür all die Aufregung ??? Bisher hatten wir scheinbar Glück ;-)

In El Condor finden wir einen ruhigen Stellplatz am Ende der Strandpromenade, direkt neben den Nestern der Felsensittiche.

Am nächsten Morgen um 7 Uhr liegt der Papageienfelsen im warmen Licht der Morgensonne. Das Gekreische ist ohrenbetäubend und die Kälte (2°C) lässt die Finger schnell klamm werden, also schnell zurück ins warme Auto und erst einmal frühstücken. Es ist ohnehin schwierig, die kleinen, schnellen Vögel im Flug scharf zu erwischen. Nur ein geringer Teil der Fotoausbeute ist verwendbar.

Einige Kilometer weiter südlich ist in La Loberia eine Seelöwenkolonie von momentan ca. 6000 Tieren - leider nur von den Klippen aus zu beobachten – man kommt nicht an den Strand hinunter, also geben wir für heute auf und übernachten auf dem Parkplatz.

Gauchito Gil - Schutzpatron der Autofahrer
Gauchito Gil - Schutzpatron der Autofahrer

123km übelste Wellblechpiste

sind am kommenden Tag u.a. zu bewältigen, weil wir den landschaftlich schöneren Weg an der Küste entlang Richtung Valdés gewählt haben... und dann ist in Bahia Creek erst einmal Ende!!!

Eine „kleine“ Sanddüne – quer über dem Weg – aus dem gerade ein kleiner PKW gezogen wird, ist auch unser Verhängnis. Trotz 4x4 und Getriebeuntersetzung, sowie ein bisschen Schwung bleiben wir stecken und fahren uns fest...

Der Fahrer des Toyota Hilux bleibt sofort da und hilft auch uns jetzt aus der Patsche. Seine Werkstatt ist direkt auf der anderen Straßenseite und wir fragen uns, wie viele Fahrzeuge er wohl täglich aus dem Sand zieht ;-)

Bevor wir von Puerto Madryn an die Küste fahren wollen wir noch einkaufen, aber die meisten Geschäfte sind geschlossen.

Das machen die Südamerikaner ja ganz geschickt: Wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt, so wie gestern die „Fiesta de la Ballena“ - das „Fest der Wale“, wird einfach der kommende Tag frei gemacht, sonst würde man ja um seinen freien Tag besch.... ummelt ;-)

Und jetzt geht’s an die Küste – Wale gucken !!!!


27. September – 06. Oktober 2016

Wal - da bläst er !!!            Von Walen und Rettern in Not ...

In der Heladeria „Bomke Artesanal“ gibt es fantastisches Eis und schnelles, freies Internet (das Passwort finden wir im iOverlander), so dass wir unsere Homepage noch aktualisieren können, bevor wir in die Bucht von Valdés fahren.

An der Playa Las Canteras machen wir den ersten Halt und sehen schon einige Wale in direkter Nähe zum Ufer – sogar mit einem weißen Jungtier.

Über Nacht stehen wir vollkommen allein auf der Klippe am Punta Ameghino mit fantastischem Blick auf die Bucht – und am nächsten Morgen sehen wir überall die Wasserfontänen der Wale aufsteigen, es müssen Dutzende sein.

Der Eintrittspreis für die Halbinsel beträgt 330 Pesos (etwa 20,-€) pro Person.

Da der Campingplatz in Las Pirámides geschlossen ist, zieht es uns an die Playa Pardelas, zumal wir wissen, das dort einige Overlander stehen – u.a. die Schweizer Renate und Bruno, die wir aus dem Panamericana-Forum kennen. Die Beiden sind schon seit 16 Jahren mit ihrem Pepamobil unterwegs www.pepamobil.ch

René und Karen (mit Yorkshire Luca) haben ein Hotel in Vicuña (Chile), in dem sie von Dezember bis Februar arbeiten. Die restliche Zeit sind sie auf Reisen – auch nicht schlecht ;-) www.facebook.com/karen.terral.7

Die Abendsonne taucht die Bucht mit den Felsen in ein magisches Licht – und ein paar Wale lassen sich auch noch blicken – 20m vom Ufer entfernt. So kann der Tag enden !!!

Nach 2 trüberen Tagen herrscht wieder Sonnenschein – und wir stellen fest, dass Wale doch Schön-Wetter-Tiere sind.

Schon zum Frühstück erscheinen sie in der Bucht, so dass wir unsere 2. Tasse Kaffee verschieben und erst einmal rausgehen.

Wir wollen von Puerto Pirámides mit dem Wal-Beobachtungsboot rausfahren, aber erst kommt noch die Einladung zu einem leckeren Kuchen: Lisbeth, Renate und Karen haben gebacken – und wir sitzen in großer Runde und genießen das fantastische Backwerk. DAS wäre ein Grund, um „Tio“ mit einem Backofen auszustatten ;-)

In Pirámides bekommen wir einen Platz für die Sonnenuntergangs-Fahrt: Es ist einer dieser atemberaubenden Momente, wenn dieser Koloss der Meere keine 30m vor uns aus dem Wasser springt und wir uns vor der Gischt schützen müssen – oder wenn eine Armlänge unter uns ein Wal auf die andere Seite des Bootes wechselt, um sich dort mit dem Partner zu vereinigen... Ich habe beim Schreiben noch eine Gänsehaut !!!

Am nächsten Tag folgen die übrigen Overlander:  Simone und Olaf www.two-vagabonds.de, sowie Lisbeth und Leo kommen auch nach Pirámides, so dass der Parkplatz fast voll ist ;-)

Der Ballena Franca Austral in seiner ganzen Pracht

Las Canteras ist unser nächstes Ziel.

Unterwegs treffen wir einen jungen Mann, der mit Starthilfekabel am Straßenrand steht und die Hand hebt: Sein Fahrzeug steht ziemlich abseits zwischen den Dünen und springt nicht mehr an...

auf abenteuerlichen Wegen erreichen wir das altersschwache Vehikel (WIE KAM DER DAHIN??)

und bringen es wieder zum Laufen.

Der Rückweg über die ausgewaschene Fahrbahn wird kritisch! TIO steht zeitweise auf 2 Rädern – vorne rechts und hinten links – und kippt bedenklich, aber dann haben wir wieder ebenen Grund unter den Reifen und retten uns in die nächste Bucht, wo ein toller Kiesstrand mit herrlichem Blick auf´s Wasser lockt.

Leider ist der Kies ein wenig zu tief... wir fahren uns hoffnungslos fest – Sandbleche und 2 Stunden buddeln bringen uns nur noch tiefer, so dass wir zum Schluss mit der Hinterachse aufsitzen.

Über Rene´s Handynummer, die wir am Vortag bekommen haben, erreichen wir Renate und Bruno, die uns für den nächsten Tag Hilfe zusagen.       Die Nacht verbringen wir dann zwar in einiger Schräglage, aber zumindest beruhigt.

Die Rettung naht gegen Mittag. Als wir von unserem Strandspaziergang zurückkommen ist das Abschleppseil schon befestigt und Bruno liegt unterm Auto...       Rausziehen geht dann schneller als Reinfahren...

Wieder was gelernt: Erst den Untergrund prüfen, bevor man hineinfährt... Das sollte uns nicht mehr passieren !!!

Der Nachmittag gestaltet sich dann sehr gemütlich:

Wale gucken, Kaffee trinken, Romme spielen (die Canastakarten würden hier vom Winde verweht)

Abends fahren wir dann endlich nach Las Canteras und beenden den Tag dort mit einem leckeren Abendessen.

DANKE IHR ZWEI !!!

Die Wale sind los!!!

Mit der Flut kommen die Wale an den Strand – und zwar so nah, dass man sie fast greifen kann.

Wir gehen den Strand rauf und runter und schießen Fotos was das Zeug hält – bis ich mich irgendwann einfach an den Strand hocke und mir vor lauter Freude über dieses Erlebnis mit den gigantischen Tieren die Augen überlaufen...

Es sind immer mehrere Tiere zusammen. Die Kopulation eines Paares findet meistens mit Hilfe eines zweiten oder dritten Walbullen statt, die mit ihrem Körper das weibliche Tier an Ort und Stelle halten. Es ist ein gewaltiges Spektakel – 20m vor uns im Wasser. Unbeschreiblich !!!

Nachmittags fahren wir kurz nach Puerto Madryn zum Einkaufen und Wäsche waschen, aber die Wale ziehen uns wieder zurück nach Canteras. Das kann man sich nicht nur einmal ansehen !!!


07. - 09. Oktober 2016

Wer den Wal hat, hat die Qual...

... und was heißt Darmverschluss auf spanisch ???

Der Regen am nächsten Morgen bietet die Gelegenheit zum Aufräumen, Putzen sowie Fotos bearbeiten und aussortieren – Langeweile kommt nicht auf. Aber welche der vielen tollen Fotos nimmt man denn nun??? Die Wahl des Wals ist schwierig... hier nochmal eine „kleine“ Auswahl:

Am nächsten Tag treibt es die Wale kurz vor Mittag mit der Flut wieder in die Bucht zur Paarung, oder um den Nachwuchs dem staunenden Publikum zu präsentieren. Da heute Wochenende ist steigt die Anzahl der PKW und Busse auf dem Parkplatz um einiges.

Mit einsetzender Ebbe ziehen sich dann sowohl die Wale, als auch wir vom Schauplatz des Geschehens zurück. Wir holen unsere Wäsche in Puerto Madryn wieder ab und übernachten auf dem freien Parkplatz am Strand, bevor wir morgen nach Punta Ninfas weiterfahren – in der Hoffnung, dort auf Seelöwen und Orkas zu treffen.

Jaron hat uns gestern schon Sorgen gemacht, als er sich beim Spaziergang mehrfach hinlegte und schmerzhaft krümmte. Na – wahrscheinlich mal wieder was Falsches gefressen: Eine krampflösende Injektion, etwas Kraut... dann ist er morgen wieder der Alte – haben wir gedacht, aber heute morgen rührt er seinen Futternapf nicht an – ALS LABRADOR !!!

Also brauchen wir ein Röntgengerät. Was heißt Fremdkörper und Darmverschluss auf spanisch ???

Am heutigen Sonntag hat in Puerto Madryn natürlich kein Tierarzt geöffnet und der Notdienst ist im 66km entfernten Trelew.

Die Röntgenaufnahme zeigt zum Glück keinen Fremdkörper im Darm, sondern nur viel Luft...

Wir fahren zurück nach Madryn und verschieben die Fahrt nach Punto Ninfas auf morgen.


10. - 21. Oktober 2016

Auf Tuchfühlung mit den Seeelefanten von Punta Ninfas

Jaron ist wieder fit und wir können endlich nach Punta Ninfas zu den Seeelefanten rausfahren, wo die anderen Overlander schon seit 2 Tagen stehen, allerdings bisher ohne Orka-Sichtung.

Auch wir haben in den 5 Tagen hier kein Glück, obwohl wir jeden Nachmittag zur Flut mit Walkie-Talkie bewaffnet die ca. 50m hohe Steilküste entlang patrouillieren.

Die Seeelefanten, zu denen wir 2x hinunter klettern, entschädigen uns allerdings für vieles. An die verlassenen Jungtiere kommen wir bis auf einen Meter heran – bei den bis zu 5 Tonnen schweren Bullen halten wir den Abstand lieber etwas größer ;-)

Hier bekommen wir auch zum ersten Mal ein Gefühl für den patagonischen Wind, auch wenn er mit ca. 60 km/h nur mäßig bläst, schüttelt er „Tio“ doch ordentlich durch und wir sind froh, dass er gegen Abend abflaut und wir eine relativ ruhige Nacht haben.

Unser nächstes Ziel an der Playa Isla Escondida erreichen wir bei Nieselwetter und schauen den Seeelefanten am Strand nur vom Wohnmobil aus zu.

Aus dem Schlamm zu den Magellan-Pinguinen

Auch in den nächsten regnet es überwiegend und wir kommen wegen aufgeweichter und gesperrter Straßen nicht weiter. Wohl oder übel müssen wir abwarten, bis die Sonne wieder scheint und die Wege abgetrocknet sind.

Am 3. Tag schaffen wir schlingernd und rutschend die 8km Piste, bis wir endlich wieder asphaltierte Straße unter den Rädern haben, und da „Tio“ jetzt ohnehin von einer Schlammkruste überzogen ist, fahren wir weiter nach Punta Tombo.

Die größte Magellan-Pinguin-Kolonie gibt es hier – bis zu 500.000 Tiere. Auf ausgewiesenen Wegen besichtigen wir das riesige Areal und kommen bis auf 1m an die Tiere heran. Die Weibchen sind vor ein paar Wochen gekommen und es wird fleißig an den Gelegen gearbeitet.

Der Eintrittspreis von 250 arg.Pesos hat sich in den letzten 2 Jahren verdreifacht, wobei die Einheimischen deutlich weniger bezahlen. Da das Terrain nicht für Hunde geeignet ist, fahren wir abends nach Trelew weiter.

Von Renate und Bruno bekommen wir die Nachricht, dass die Straßenverhältnisse in Chubut z.Zt. katastrophal sind und man alle Pisten meiden sollte, also fahren wir erst mal nach Puerto Madryn zurück, um uns und unser Fahrzeug wieder auf Vordermann zu bringen. Die Beiden stehen mit ihrem Pepamobil auch schon dort und wir verbringen erneut einen sehr schönen Canasta-Abend.


22. - 31. Oktober 2016

Fliegenfischen am Rio Chubut und abschreckende Füchse...

Wir fahren den ACA Campingplatz in Puerto Madryn an und sortieren uns neu... treffen Familie Schumacher wieder, und auch Irmi und Peter Müller, die wir in Uruguay kennengelernt haben. Mit den Beiden verbringen wir einen sehr schönen und laaangen Abend, bevor es uns am nächsten Tag weiterzieht.

An der Ausfallstraße stehen die „Vagabonds“ am Straßenrand. Sie haben es endlich geschafft aus Pardelas herauszukommen und erzählen uns, dass ihr alter „Traveldog“ Paco, den wir vor 3 Wochen noch mit Schmerzmitteln versorgt haben, leider nicht mehr lebt...

Letztendlich schaffen wir es heute nur noch bis Trelew und übernachten dort an der uns bereits bekannten Petrobras Tankstelle.

Der Kompressor für die Luftfederung streikt und wir suchen eine Werkstatt, die den Fehler finden und beheben kann. Relativ schnell entdecken wir eine Mercedes-Schmiede. Das Problem wird direkt an Ort und Stelle auf der Straße gelöst, das oxidierte Relais ausgetauscht, ein Ersatz-Relais mitgegeben, das Auto bewundert und fotografiert – und nach dem üblichen Smalltalk: woher, wohin, wie lange... und Begleichung der Rechnung von 250 arg.Pesos (15,-€) kehren wir dem Golfo Nuevo den Rücken und fahren auf die Routa Nacional 25 nach Westen, Richtung Chile. 

Wildcamp am Rio Chubut
Wildcamp am Rio Chubut

Am Rio Chubut, unterhalb des Stausees, finden wir ein herrliches Fleckchen zur Übernachtung.

Kaum sitzen wir vor „Tio“ und geniessen die Ruhe, strömt eine ganze Busladung argentinischer Touristen rechts und links an uns vorbei, eilt zum Ufer, schießt ein paar Handyfotos – und ehe wir uns versehen ist der ganze Spuk schon wieder zu Ende.

Der Chubut soll sehr fischreich sein und Franjo kann es gar nicht abwarten seine Rute auszupacken ;-). Hochkonzentriert steht er am Ufer und wirft die Fliege, dabei bemerkt er nicht, dass sie gar nicht mehr das Ende der Angelschnur ziert, sondern sich schon längst in Jaron´s Fell verhakt hat, da der arme Kerl seinem Herrchen zu nahe gekommen ist...

Beim 2. Anlauf hängt dann wirklich eine Bachforelle (Christian: 1. Beweisfoto anbei !!!) an der Angel, aber aufgrund ihres jugendlichen Alters wird sie wieder in die Freiheit entlassen, so dass die Kartoffeln am Abend zwar mit Kräuterquark, aber ohne Fisch auf dem Tisch stehen.

2 Tage später verleidet uns der Ranger das Abendessen: Keine Lizenz – kein Angeln – kein Fisch !!!

Also setzen wir unseren Weg auf der RN 25 fort und biegen kurz vor Paso de Indios auf die RP 12 ab, die gen Norden durch eine landschaftlich atemberaubende Gegend führt:

Zur Rechten der Rio Chubut mit den vielen Estancias, die man schon von weitem an den Zypressen erkennt, die als Schutz gegen Wind und Sonne um die Gebäude gepflanzt wurden.

Zur Linken immer neue Felsformationen (Monument Valley lässt grüßen...)

Und dazwischen die Pampa, trockener, steiniger Boden, mageres Gras, Büsche und Sträucher, aber auch schon tausende blühende Wildblumen. 

frisch gefangener Fuchs
frisch gefangener Fuchs

Wir sehen Rinder, Schafe und Pferde, aber auch Gürteltiere, Guanakos und Füchse – Letztere meistens als Skelett an den Zäunen baumelnd. Die Gauchos erschießen oder vergiften sie und hängen sie zur Abschreckung für die Artgenossen an die Weidezäune – man findet sie dann in sämtlichen Stadien der Verwesung, mit entsprechendem Geruch... Nichts für 52er ;-)

 

 

Es geht weiter die RP 12 entlang durch dieses naturgewaltige Tal und am Nachmittag finden wir unseren Stellplatz an der Piedra Parada, einem 450m hohen Monolithen. Der Cañadon Las Buitreras, ein archäologisch erforschtes Felsenmonument, das bereits vor 5000 Jahren Tehuelche, südamerikanische Ureinwohner, beherbergte, lädt zum Wandern und Klettern ein (wir beschränken uns auf´s Wandern).

Das nächste Ziel ist Esquel, von wo aus wir in den nächsten Tagen den Parque Nacional Los Alerces erkunden werden.


01. - 08. November 2016

Crash-Sensor, bockige Winde und viele nette Leute

Sooo...

wir haben also einen Crash-Sensor an Bord... Da muss man erst mal drauf kommen, wenn mitten in der Pampa plötzlich kein Gas mehr aus dem Tank kommt. Dieser Regler deaktiviert die Gasanlage bei einem Crash, oder – da wir den definitiv nicht hatten – bei sehr schlechten Straßen, und davon gibt es hier ja einige... ich denke da an Schlaglöcher und geschotterte Wellblechpisten außerhalb... und hunderte von Lomadas innerhalb der Ortschaften. Für Lomada gibt es keinen deutschen Ausdruck, da diese „Geschwindigkeitsregulierer“ (quer zur Fahrbahn liegende, mehr oder weniger hohe und breite Schwellen) bei uns nicht vorkommen.

Nachmittags fahren wir an die Laguna La Zeta, ein kleiner See oberhalb von Esquel mit phänomenalem Blick auf die schneebedeckten Kordilleren – bleiben an diesem einsamen Fleckchen aber nicht über Nacht, da der Wetterbericht Regen meldet und wir kein Verlangen nach einer erneuten Schlammschlacht verspüren.

NICHT der "Abuelo", aber auch schon sehr alt
NICHT der "Abuelo", aber auch schon sehr alt

Im Parque Nacional Los Alerces

finden wir einen einsamen Stellplatz am Lago Futalaufquen.

Der Weg dorthin ist nicht so schlecht wie befürchtet – und bei Regen könnten wir es durchaus ein paar Tage hier aushalten.

Die immergrüne Alerce (Fitzroya cupressoides) ist ein Zypressengewächs, das unter Artenschutz steht. Sie kann eine Höhe bis zu 60m erreichen und einen Stammdurchmesser bis 5m. Die älteste Alerce in diesem Nationalpark „El Abuelo – Der Großvater“ ist 2600 Jahre alt.

Wegen des starken Windes ist der Bootsverkehr eingestellt und die meisten Trails sind geschlossen. Bei Punta Mattos finden wir einen Stellplatz, der von Bäumen eingesäumt ist und uns ein bisschen Schutz gegen die heftigen Böen gibt.

Die Nacht wird gruselig: absolute Dunkelheit, während uns der bockige Wind trotz der schützenden Bäume ordentlich durchschüttelt. Hoffentlich bleiben die Äste dort, wo sie hingehören...

Am Übergang zum Lago Verde ist eine Wanderung zum Bootsanleger ausgeschildert. Von dort kommt man über eine Hängebrücke auch zum „Mirador Glaciar“. Der Wind hat nachgelassen, aber es fährt noch kein Boot. Die Wanderung führt uns einen naturbelassenen Waldpfad entlang – leider ohne Jaron, da Hunde im Nationalpark eigentlich nicht erlaubt sind. 

Bei unserer Rückkehr treffen wir die Amerikaner wieder, die gestern trotz der ungemütlichen Witterung noch lange vor ihrem Wohnmobil saßen.

John und John leben in ihrem Mitsubishi-Camper seit Jahren „auf der Straße“, Garrett und Rosie geht jetzt nach 2 Jahren das Geld aus. Sie wollen ihren Pickup verkaufen und dann heimfliegen - in die Baja California. Wir haben dort also schon mal eine Anlaufstelle für unsere nächste Tour – falls wir Lust haben sollten, mit den Walhaien zu tauchen ;-) www.aswegosouth.com

Der kommende Tag entwickelt sich traumhaft – endlich wieder Sonne, und der Wind ist nicht mehr als eine angenehme Brise. Da ist an eine Weiterfahrt nicht zu denken ;-). Immer mehr Sonntagsausflügler kommen mit Klappstühlen, Decken und Picknickkörben bewaffnet und genießen mit uns den herrlichen Tag. Am Nachmittag taucht eine große Gruppe Jugendlicher mit ihrem Lehrer auf, bewundert unser „casa rodante“ - das „rollende Haus“ und ehe Franjo sich versieht ist er von ihnen umzingelt und wird mit Fragen bombardiert. Zum Abschied gibt’s ein Gruppenfoto vor „Tio“.                                                                                                                                                                                          It was nice to meet you !!!

Rennwagen - Tankstopp

In Esquel lassen wir noch unsere Wäsche waschen und bleiben die Nacht wieder an der Petrobras Tankstelle stehen. Am nächsten Morgen überraschen uns einige Rennwagen, die zum Tankstopp hier halten... und um andere Flüssigkeiten nachzutanken ;-)

 

Nachmittags fahren wir weiter zum Eco Campingplatz Viñas Nant y Fall, der bei den Overlandern sehr gute Kritiken bekommen hat.

Leider sind dem Besitzer diese zu Kopf gestiegen, denn der Preis für eine Übernachtung hat sich innerhalb von 6 Monaten verdoppelt!!! Deshalb verkürzen wir unseren Aufenthalt, treffen aber Schumachers mal wieder (zum 4. Mal ;-) ) und grillen abends gemeinsam - bis Sonnenuntergang, denn danach wird es empfindlich kalt.


09. November 2016

Jaron´s Tag – Eine Hundegeschichte

Das ist heute MEIN Tag !!!

Die Sonne scheint schon ins Wohnmobil – es könnte warm werden, aber ich höre auch den Wind, meinen Freund, denn der lässt es nicht so heiß werden. Wenn nur meine Dosenöffner bald mal aufstehen würden...

Morgens geht Herrchen immer eine kleine Runde mit mir und Frauchen bereitet das Futter für die Zweibeiner zu.

Ich will immer schnell zurück, denn mein Napf steht ja auch schon bereit.

Während ich dann in Ruhe meine (viel zu kleine) Mahlzeit verdaue, sitzen die Zweibeiner am Tisch, trinken ein dunkles Gebräu, das so heiß ist, dass ich mir die Lefzen daran verbrennen würde und löffeln aus kleinen Schüsselchen – Müsli nennen die das. Manchmal gibt es auch Brot. Bis die dann endlich vom Frühstückstisch aufstehen muss ich eine ganze Weile warten. Mir ist aufgefallen, dass es länger dauert, wenn die Sonne scheint und die Beiden draußen sitzen...

Aber dann will ich los – ich muss mich doch bewegen, damit ich fit bleibe ;-)

Herrchen verschwindet jetzt aber erst mal hinter der Schiebetür... das daaauuuert...

Frauchen ist danach dran – kommt aber auch nicht viel schneller zurück !

Aber jetzt will ich !!!

Nein – jetzt suchen sie erst einmal alles zusammen, was sie schmutzig gemacht haben, lassen da Wasser drüberlaufen, trocknen alles wieder ab und räumen es in die Schränke.

Können die nicht, wie ich, aus nur einem Napf fressen?? Dann ginge das doch viel schneller, und wir könnten endlich...

Aber jetzt geht Frauchen wieder in die Betten – will die etwa schon wieder ???? Nein – sie wirbelt alles durcheinander, schüttelt kräftig, legt zusammen und kommt zurück.

Können wir jetzt …??

Oh nein – jetzt holen die nochmal Wasser (ich hab doch schon was in meinem Napf...), füllen da Pulver und Kleidung rein und mischen alles kräftig durcheinander. Wenn sie ein Fell hätten, wie ich, wäre das doch gar nicht nötig !!!

Herrchen hängt eine Leine auf – und Frauchen klammert da alles dran. Das flattert so lustig im Wind....

Aber jetzt sieht es gut aus – JAAAA ;-)

Sie ziehen sich die hohen Schuhe an – da weiß ich schon, dass wir jetzt Gassi gehen.

Die Straßen sind hier nicht so doll – viele Steine, viel Staub – und wenn ich mal ins Gebüsch gehe, piekst es oft an meinen empfindlichen Pfoten.

Wir laufen eine ganze Weile – viel Gras, viele Bäume, aber nirgendwo Wasser... Ich will mich doch abkühlen !!

Doch dann höre ich es rauschen und werde immer schneller, drehe mich zwischendurch nach meinen Dosenöffnern um: Los jetzt – beeilt euch !!!

Da haben sich die Zwei ja was tolles einfallen lassen, ein schöner Bach zum Abkühlen, dann noch eine gemütliche Wanderung zu irgendwelchen Wasserfällen, die sie besichtigen wollen. Ich soll dann warten, weil nur ein paar schmale Bretter mit viel Zwischenraum zu der Aussichtsplattform führen – ja glauben die denn, ich komm da nicht rüber ???

Kaum sind wir nach 3 Stunden zurück, sitzen die schon wieder da und trinken dieses heiße Gebräu – aber das ist mir jetzt egal: Ich hab den Bach mehrfach durchquert, bin erfrischt und ausgepowert – für´s Erste zumindest.

Frauchen verschwindet jetzt im Wohnmobil und setzt sich an einen viereckigen Kasten, den man aufklappen kann und auf dem jetzt ganz viele Fotos und Videos von mir zu sehen sind. Soweit ich weiß, könnt Ihr Euch die jetzt auch alle angucken - schaut mal hier nach !!

 

Am Abend (ich hab dann auch schon meine 2. Futterportion bekommen) sitzen sie drinnen am Tisch – das sind ja Zweibeiner ohne Fell, darum ist ihnen der Wind draußen zu kalt – und machen schon wieder viel Geschirr schmutzig, das dann morgen wieder ins Wasser muss. Anschließend holen sie kleine Klötzchen aus dem Schrank, die sie auf dem Tisch hin und her schieben...

Ich mache mich auf dem Boden breit – ist ja nicht viel Boden da, aber ich beanspruche wenigstens ein Viertel davon ;-) - und träume vor mich hin. Ab und zu belle ich auch im Traum und meine Pfoten zucken – dann lachen meine Dosenöffner immer...

Wenn es dann richtig dunkel ist und ich mir die gemütlichste Position gerade erdreht habe, steht Herrchen vor mir und scheucht mich in die Kälte raus... bloß damit ich an irgendeinem Strauch nochmal mein Bein hebe. Das muss ich ihm noch abgewöhnen, aber ansonsten bin ich ganz zufrieden mit meinen Beiden. 

Tja, so ist ein normaler Tagesablauf bei uns, aber wir fahren natürlich auch viel mit dem Auto. Das finde ich ganz toll, denn da kuschel ich mich im kleinen Badezimmer zusammen und döse vor mich hin. Wenn die Zweibeiner aber zwischendurch Fresschen besorgen, darf ich nicht mit - dann pass ich auf´s Auto auf !!!

Ich habe gehört, dass wir morgen in ein anderes Land fahren – Chile heißt das – und meine Dosenöffner müssen mein Futter verstecken, damit die Zweibeiner an der Grenze das nicht finden. Auf alle Fälle soll ich Euch von Herrchen und Frauchen ausrichten, dass der nächste Bericht aus Chile kommt !!! Den Link findet Ihr hier ;-)

Es grüßt Euch Euer Weltenbummlerhund JARON ;-)