Unsere Reiseroute:
Über Aachen und Lüttich erreichen wir den kleinen belgischen Ort Thieu, kurz vor der französischen Grenze.
Am Canal du Centre liegt ein offizieller, kostenloser Stellplatz direkt am Wasser, der momentan überwiegend von einheimischen Wohnmobilisten genutzt wird. Man hält den vorgeschriebenen Abstand penibel ein und unterhält sich lautstark auf 2 - 3m Entfernung, so dass alle mithören können ;-)
Das hydraulische Schiffshebewerk am alten Kanal wurde mittlerweile durch ein moderneres in der Nachbarschaft ersetzt, wird aber - sehr touristenwirksam - am Abend wunderschön illuminiert.
Das 2002 in Dienst gestellte, elektromechanische Schiffshebewerk „Strépy-Thieu“, eines der größten der Welt, besuchen wir am nächsten Tag im Anschluss an unsere Radtour entlang des Canal du Centre.
Mit Hilfe dieses gigantischen Bauwerks können bis zu 1350 Tonnen schwere Schiffe auf dem Weg aus der Region Mons zur Nordsee einen Höhenunterschied von mehr als 70m überwinden.
Die vier alten Schiffshebewerke entlang des Kanals, die nun nicht mehr gebraucht werden, kamen 1998 auf die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO.
Über Lille und Béthune gelangen wir am späten Nachmittag auf den großen Parkplatz des Friedhofs von Saint-Pol-sur-Ternoise.
Solche Parkplätze fahren wir immer wieder gerne an, denn meistens bescheren sie eine friedliche Nachtruhe.
Im Schlosspark von Eu, idyllisch von hohen Bäumen umgeben, liegt der kleine Campingplatz Municipal.
Für 10,-€ / Tag, ohne Strom lassen wir uns hier nieder und warten auf Angelika und Wolfgang, die ihren Urlaub mit uns in Frankreich verbringen möchten.
Mit den Rädern fahren wir nachmittags nach Le Tréport, bestaunen die steil aufragenden Kreidefelsen und suchen das Pendant jenseits des Ärmelkanals - aber es ist zu diesig...
Nach einigen Ehrenrunden durch die Sackgassen und Einbahnstraßen von Eu stoßen die Beiden am nächsten Nachmittag zu uns.
Am nächsten Tag geht die Reise weiter nach Dieppe, 30km südlich die Küste entlang. Zur Zeit Napoleons III war dies der erste mondäne Badeort Frankreichs, nach dem Vorbild des englischen Seebades Brighton.
Während des 2. Weltkrieges wurden hier Luftangriffe der deutschen Luftwaffe geflogen und am 19. August 1942 versuchten alliierte Truppen mit etwa 6000 Mann hier anzulanden.
30m über dem Ärmelkanal trutzt die 1435 errichtete Burganlage von Dieppe. Wir genießen die traumhafte Aussicht auf die Stadt, finden hier allerdings keine Übernachtungsmöglichkeit, da viele Parkplätze abgehängt sind, oder die Bewohner etwas dagegen haben, dass wir ihnen den Blick auf´s Wasser verstellen...
Der offizielle Stellplatz am Strand ist uns zu voll, aber die Parkbuchten an der Strandpromenade sind lang genug für Wolfgangs Womo - warum also nicht hier?
Der nachmittägliche Spaziergang führt uns ums Hafenbecken herum auf den Aussichtspunkt oberhalb der Stadt und endet in einer kleinen Bar am Quai du Hâble bei Apérol für die Mädels und „Blondem“ für die Jungs.
Bevor wir Dieppe verlassen, wollen wir uns noch den - sehr sehenswerten - Samstagsmarkt ansehen. Dutzende Stände bieten hier über regionale Produkte, Kleidung und Haushaltswaren alles, was das Herz begehrt. Allerdings halten sich viele Besucher nicht an die Maskenpflicht - und der vorgegebene Abstand ist in diesem Gedränge überhaupt nicht einzuhalten, so dass wir ganz schnell wieder in ruhigere Gassen abbiegen und den Heimweg antreten.
Für 30,-€ haben wir uns den aktuellen Etappenführer für Frankreich „France Passion“ gekauft, in dem landwirtschaftliche Betriebe aufgeführt sind, bei denen man regionale Produkte probieren und erwerben kann. Die Übernachtung ist kostenlos und der Kauf nicht obligatorisch.
Mit der entsprechenden Plakette an der Windschutzscheibe fahren wir mit 2 Wohnmobilen auf dem Hof der Familie Dumortier in Petit Fumechon vor und werden sehr herzlich willkommen geheißen.
Neben Gemüse, Milch- und Getreideprodukten bietet der kleine Laden auch Apfelcidre, -essig und -aperitif, typische Produkte dieser Gegend.
Nach einer Radtour durch die landwirtschaftlich geprägte Gegend, vorbei an riesigen Apfelplantage, deren Ernte noch ansteht, genießen wir den Nachmittag in der Sonne vor den Reisemobilen, umgeben von Hunden, Hähnen und „normannischen“ Rindern.
Mittlerweile ist auch die Küste vor Le Havre und die Gegend um Rouen mit übermäßig vielen Corona-Infektionen „verseucht“. Da uns der Samstagsmarkt in Dieppe noch in schlechter Erinnerung ist, beschließen wir, unsere Suche nach ruhigen Stellplätzen im Landesinneren fortzusetzen - und landen auf dem kostenlosen Wiesenstellplatz in Saint Saire, direkt an der „Avenue Verte du Pays de Bray“, einem Streckenabschnitt des Fernradweges Paris - London.
Muss man ja mal gefahren sein - wenn auch nur ein kleines Stück ;-)
Über Rouen gelangen wir an die Seine, gönnen uns in La Bouille eine Kaffeepause und finden in Saint Nicolas de Bliquetuit einen kostenlosen Stellplatz mit Blick auf´s Wasser und 5 Flusskreuzfahrtschiffe, die am gegenüber liegenden Ufer - in Caudebec-en-Caux - beschäftigungslos vor Anker liegen.
Da wir keine Lust haben, uns mit Maske durch diverse Museen und Schlösser zu quälen, wollen wir doch zumindest die Landungsstrände besuchen - da kann man sich wenigstens frische Seeluft um die Nase wehen lassen.
Der nächste Weg führt also an die Küste. Franceville scheidet aus; total überlaufen, die meisten Parkplätze sind auf 2m abgehängt und die Touristen drängen dicht an dicht - meist ohne Maske...
Über die strategisch wichtige Pegasus Bridge, die in der Nacht zum 6. Juni 1944 durch britische Fallschirmspringer erobert wurde, überqueren wir den Caen-Kanal.
Die Brücke ist allerdings ein Nachbau, das Original steht im Museum - aber das Thema hatten wir ja schon...
Entlang der Jade-Küste wird nun ein kleiner, ruhiger Platz gesucht, an dem wir das „touristenüberfüllte“ Wochenende unbeschadet überstehen können.
Ein neuer Womo-Parkplatz für max. 8 Mobile in Courseulles sur Mer bietet die Lösung. Tür an Tür mit Angelika und Wolfgang parken wir ein und schaffen so unsere kleine, geschützte Enklave.
Das Juno Beach Centre am Ortsrand informiert über die Invasion aus kanadischer Sicht.
Der Jachthafen von Courseulles kann sich sehen lassen und der Strand ist übersät mit Austernschalen, aber zum Glück nur spärlich besucht.
Auf der Promenade und im Hafengebiet herrscht strikte Maskenpflicht, deren Nichteinhaltung mit drastischen Geldstrafen geahndet wird.
Die Corona-Neuinfektionen in Frankreich sind innerhalb von 24 Stunden um 10.000 angestiegen (Stand 11. Sept. 2020)!!!
Das Parlament tagt heute in einer Sondersitzung, um über eine erneute Ausgangssperre zu beraten - und wir denken darüber nach, unsere Reise in eine andere Richtung zu lenken.
Vielleicht sollten wir erst mal eine Watt-Wanderung machen, das klärt den Kopf - und hier, direkt am Strand, brauchen wir keine Maske ;-)
...und wechseln auf den Camping Municipal Canadian Scottish in Courseulles. Die 100qm großen Stellplätze bieten genügend Raum, um entsprechenden Abstand einzuhalten und das COVID-19 Virus für eine kleine Weile auszublenden. Der Preis ist sehr moderat: Für 10,90€ (mit Strom 15,10€), sowie -,20€ Kurtaxe/p.P. können wir sogar die Sanitäreinrichtungen ohne Zusatzkosten nutzen.
Das Wetter ist ein Traum für diese Jahreszeit. Nach einer ausgiebigen Strandwanderung suchen wir uns ein schönes Plätzchen im Sand und genießen die Sonne. Am Abend zieht es uns wieder dorthin - bewaffnet mit Brot, Käse und Rotwein sitzen wir am Ufer und schauen Wolfgang beim Köderbaden zu ;-)
Waschtag...
Wir haben den Platz, wir haben die Zeit - und wir haben die Möglichkeit... also suche ich die Wäsche zusammen und mache mich auf den Weg zu den Waschmaschinen. Der Wind trocknet alles im Nu, so dass der Nachmittag schon wieder zum Sonnenbaden am Strand zur Verfügung steht. Am Abend versuchen beide Männer ihr Glück mit der Angel - aber Angelika und ich haben vorsorglich schon für eine Alternative zum Abendessen gesorgt...
Arromanches-les-Bains lag bei der Landung der Alliierten im Abschnitt „Gold-Beach“. Hier landeten die Briten, die einen der beiden künstlichen Mulberry Häfen bauten, über den Truppen und Nachschub an Land gebracht wurden, und der auch während des Tidenhubs ein Entladen der Schiffe erlaubte. Bei Ebbe zieht sich das Wasser mehrere hundert Meter zurück, so dass man die vordersten Piers zu Fuß erreichen kann.
Der Sandstrand bietet ein riesiges Areal für die Strandsegler, die gerade von einem Traktor an den Start gezogen werden.
Leider findet sich kein Steuermann, so dass die Action-Fotos ausbleiben...
Austern über Austern...
Als wir von unserer Wanderung zurückkommen, legt die Ebbe gerade die letzten Reihen der Austernbänke frei und die Arbeiter haben jetzt ein paar Stunden Zeit, die grobmaschigen Säcke zu rütteln und zu wenden, damit die Muscheln nicht zusammenwachsen und eine schöne Schale behalten.
Der Vorteil dieser „Tischkultivierung“ liegt darin, dass die Austern vor Bodenräubern geschützt sind, keinen Schlammgeschmack annehmen und dadurch zu einem höheren Preis verkauft werden können.
Vom Klippenparkplatz genießen wir zum Sonnenuntergang einen guten Crémant und den fantastischen Blick auf Arromanches-les-Bains.
Auf das Musée du Débarquement und das 360° Kino, in dem die verschiedenen Phasen der Alliierten-Landung und die Funktionsweise des Mulberry-Hafens erläutert werden, verzichten wir aus bekannten Gründen. Eindrucksvoll ist jedoch auch das Außengelände, mit einem Teil der Landungsbrücke und stilisierten Metallsoldaten, an denen - wie bestellt - eine echte Kompanie vorbeimarschiert.
Die Batterie Longues-sur-Mer ist die einzige deutsche Küstenbatterie in der Normandie mit 3 noch erhaltenen 15cm - Torpedobootskanonen.
World War II Normandy American Cemetery and Memorial
Der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer beinhaltet auf 49ha insgesamt 9387 Gräber, gekennzeichnet durch weiße Marmorkreuze oder Davidsterne, und ist nach dem Mont-Saint-Michel eines der am häufigsten besuchten Ziele der Normandie.
Cimetière Militaire Allemand
Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in La Cambe ruhen mehr als 21.000 deutsche Soldaten, die nach Ende des 2. Weltkrieges von 1400 Bestattungsorten hierher überführt wurden.
Nach all diesen Friedhöfen, Memorials und Gedenkstätten bietet uns ein kleiner Feldweg oberhalb der Steilküste genügend Platz für eine Übernachtung mit Blick auf einen phänomenalen Sonnenuntergang hinter dem Pointe du Hoc.
Sturmwarnung...
Huiiii - das war eine stürmische Nacht, wie wir sie zuletzt in Patagonien erlebt haben.
Durch den schmalen Parkstreifen bestand zudem keine Möglichkeit, TIO in den Wind zu stellen, so dass wir die volle Breitseite abbekommen haben.
Der Himmel klart zwar im Laufe des Vormittags auf, aber die Wetter-App gibt eine Sturmwarnung bis übermorgen früh heraus, so dass wir beschließen, der Küste vorerst den Rücken zuzukehren.
Zunächst aber noch eine kurze Besichtigung des Pointe du Hoc, einem weiteren Memorial des D-Day.
Coronabedingt müssen alle Besucher Masken tragen und werden auf einen Rundkurs geschickt.
Trotz der Weite des Geländes schaffen es aber manche Leute nicht, den notwendigen Abstand einzuhalten. Als seien sie auf der Flucht hetzen sie drängelnd von Infotafel zu Infotafel zu Aussichtsplattform...
Wir haben genug gesehen - und auch genug von Erinnerungen und Memorials. Zur Abwechslung versuchen wir es mal mit einer Stadtbesichtigung und steuern den Camping Municipal Le Bocage in Valognes an.
Der Beiname „Versailles der Normandie“ lässt uns erwartungsvoll durch die Innenstadt bummeln, aber im prächtigen Stadtbild sind starke Lücken und der Rest der alten Gebäude lässt nur wenig von der einstigen Herrlichkeit erahnen.
Immerhin haben wir eine ruhige Nacht - ohne schaukelnde Fahrzeuge ;-)
Die Bucht vor dem Seebad Saint-Vaast-la-Hougue ist die älteste Austernzuchtregion der Normandie auf 250ha.
Auf unserem Bummel um den Hafen herum kommen wir bis zum Leuchtturm - die Île Tatihou ist nur mit dem Boot zu erreichen.
Das Fort de la Hougue südlich der Stadt ist ebenso wenig erreichbar, da die Wellen - vom starken Wind gepeitscht - die Straße überfluten.
Auf dem Parkplatz hinter der Kaimauer in Barfleur warnen Schilder vor Sturm und Überflutung, weshalb wir uns, mal wieder, ins Landesinnere zurückziehen und auf dem kostenfreien Gemeinde-Womoplatz in Saint-Pierre-Église landen. / VE ebenfalls kostenfrei - Bodeneinlass.
Über Cherbourg erreichen wir am folgenden Tag das Kap „Nez de Jobourg“ auf der Halbinsel Cotentin im äußersten Nordwesten der Normandie. Da das Wochenende vor der Tür steht, bevölkern neben dem Dutzend Wohnmobile auch etliche PKW den großen Parkplatz am Küstenwanderweg, aber wir stellen uns wieder Tür an Tür mit Wolfgang und Angelika und genießen den Blick auf die Bucht und den 5km entfernten Leuchtturm „Phare de la Hague“ vor der Küste von Auderville, seit 2009 ein „Monument historique“.
Vom Aussichtspunkt am „Nez de Voidries“ wandern wir, einige Höhenmeter überwindend, die Küste entlang über den Sentier du Littoral Richtung Laye und durch die Felder zurück.
Am Nachmittag lassen sich unsere Freunde zum DOG-Spielen überreden.
Bei einem Stand von 1:1 darf es dann auch gerne noch ein Entscheidungsspiel sein, bevor die Kartoffeln geschält werden müssen.
Schreck in der Morgenstunde, als ich die Nachricht meines Mobilfunkanbieters lese: „Sie haben das Preis-Limit für die mobile Datennutzung im Ausland erreicht...“ !???
Im europäischen Ausland fallen doch gar keine Roaming-Gebühren mehr an?
Ein Anruf beim Dienstleister klärt uns auf: Während der Küstenwanderung haben sich unsere Handys in das - stärkere - Netz der Kanalinseln eingewählt, was schon ausreichte um das Preis-Limit zu erreichen und das Daten-Roaming zu sperren - und das gleich zwei Mal...
Der Küste folgend geht es weiter in Richtung Bretagne.
Immer wieder zweigen kleine Wege ab, die direkt auf einen Strandparkplatz zuführen.
Bei Brettville sur Ay wählen wir einen davon und landen auf einem Sand-Wiese-Platz hinter der Düne - zum ersten Mal vollkommen allein ;-)
In Strandnähe tummeln sich ein paar Delfine, aber an ein gemütliches Sonnenbad ist nicht zu denken, da sofort Schwärme von Fliegen über uns herfallen. Bleibt nur der Wattspaziergang am menschenleeren Strand, der jetzt, bei Ebbe, wieder hunderte von Metern breit ist.
Am Abend schaffen wir es, stichsicher eingepackt, gerade noch, der untergehenden Sonne mit einem Glas Rotwein zuzuprosten, bevor wir ins Auto flüchten.
Das Ende der Normandie naht mit dem Mont Saint Michel, der 55.000qm großen Insel im Wattenmeer - Touristenattraktion und Sitz der gleichnamigen Abtei. Seit 2001 leben hier die Ordensleute der Gemeinschaft von Jerusalem.
Von der gegenüberliegenden Küste blickt man auf den 5km entfernten Klosterberg, der bei Ebbe zu Fuß erreichbar ist. Man sollte sich jedoch einem erfahrenen Wattführer anschließen, denn der größte Tidenhub Europas sorgt hier für eine Differenz von bis zu 15m und eine Geschwindigkeit des zurückkehrenden Wassers bis zu 30 km/h.
Wir beschränken uns auf eine Wanderung entlang der Salzwiesen mit Panorama-Aussicht auf den Mont Saint Michel und den vorgelagerten Mont Manet.
Dieser Abend ist der vorerst letzte mit unseren Freunden, denn ein paar Wochen müssen sie noch arbeiten, bevor es Ende November wieder losgeht.
Entlang der Küste fahren sie zurück nach Deutschland und wir wechseln am nächsten Tag auf den Stellplatz in Ardevon, um von dort aus eine Fahrradtour zum Klosterberg zu unternehmen.
Den Shuttle-Service nehmen wir lieber nicht in Anspruch - zu viele Leute auf zu engem Raum. Den Bummel durch die engen Gassen der kleinen Gemeinde ersparen wir uns ebenfalls aus diesem Grund...
Leider entwickelt sich diese Reise zu einer Tour ohne intensive Besichtigung der touristischen Highlights, aber unsere Gesundheit ist uns wichtiger, zumal sowohl Normandie, als auch die Bretagne mittlerweile zur „Roten Zone“ gezählt werden: Nach Rückkehr aus diesen Gebieten muss man sich in Deutschland innerhalb von 48h auf COVID-19 testen lassen...
Auf dem Rückweg überrascht uns eine Regenfront, und als wir nach 30-minütiger Wartezeit unter einem Garagendach wieder in die Pedale treten, folgt der 2. heftige Schauer und wir kommen vollkommen durchnässt bei TIO an.
Gegen mittag des kommenden Tages wird die nächste Schlecht-Wetter-Front erwartet - da hängen wir doch lieber noch einen Tag auf diesem Stellplatz an, nutzen die Stromversorgung aus, werfen den Backofen an und schieben Brot und Kuchen hinein...
Mittags wechseln wir auf den großen Parkplatz am Mont Saint Michel, und wandern von hier aus zur Klosterinsel. Auf der 1km langen Stelzenbrücke „Jetée du Mont-Saint-Michel“, die eine natürliche Meeresströmung erlaubt und somit eine Versandung der Bucht verhindern soll, herrscht heftiger Gegenwind.
In allen Reiseführern liest man, dass sich zu jeder Jahreszeit unendliche Touristenströme durch die engen Gassen wälzen, aber durch die ausgegebenen Reisewarnungen finden sich hier: Keine Amerikaner, keine Japaner, ... nur Franzosen und wenige ausländische Europäer - herrlich ;-)
So ruhig war es hier bestimmt noch nie und wir können den Bummel durch den Ort - trotz obligatorischer Maske - einfach mal genießen.
Das Kapitel Normandie ist hiermit abgeschlossen und wir folgen der bretonischen Küste in Richtung Saint Malo.
Kurz vor der kleinen Halbinsel Île Besnard lockt am Plage de la Guimorais ein kleiner Parkplatz mit traumhafter Aussicht auf die Bucht, in der Dutzende Fischer- und Segelboote liegen.
Der Küstenwanderweg führt uns in 2,5km einmal um die Insel herum und danach lässt es sich - windgeschützt - noch eine Weile vor TIO in der Sonne aushalten.
Saint Malo
„Intra Muros“ wird die Altstadt von Saint Malo genannt. Durch eines der Stadttore gelangt man in die „Ville close“ und von dort über eine Treppe zum Wehrgang hinauf. Bei einem Rundgang auf der Stadtmauer genießen wir die Aussicht auf die Altstadt mit den herrschaftlichen Häusern und auf der anderen Seite die Häfen und vorgelagerten Inseln.
Durch enge Gassen schlendern wir zurück, vorbei an zahlreichen Bistros und Restaurants, die sich eng an die Stadtmauer schmiegen und - für unser Verständnis von Abstand - recht gut besucht sind.
Über den Damm des Gezeitenkraftwerks La Rance verlassen wir Saint Malo.
Die meisten Parkmöglichkeiten entlang der Küste sind entweder auf 2m abgehängt, oder so schräg, dass auch mit Unterlegkeilen nichts zu machen ist...
Schließlich landen wir in Lancieux auf dem Kirchenparkplatz und hoffen, dass die Glocken nicht die ganze Nacht die Stunde schlagen.
Über Notre Dame du Guildo, Matignon und Plévenon geht es weiter zum großen Parkplatz am Cap Fréhel, aber auf dem Womo-zugänglichen Areal stehen schon 5 Fahrzeuge dicht an dicht, wie die Hühner auf der Stange...
Also zurück nach Plévenon, wo es zwar keinen Meerblick, aber genügend Freiraum und sogar noch kostenloses und schnelles Wifi gibt ;-)
Neben der Zugangsstraße zum Fort La Latte ist genügend Platz, um TIO am nächsten Tag während der Küstenwanderung abzustellen.
Durch ein Meer von Stechginster und Heidekraut geht es oberhalb der Küste zum Leuchtturm am Cap Fréhel, der seit 2011 zu den historischen Monumenten Frankreichs zählt.
Trotz des gelegentlichen Nieselregens kommen uns immer wieder Wanderer auf dem schmalen Pfad entgegen. Man grüßt sich freundlich und hält soviel Abstand, wie die spitzen Dornen des Stechginsters zulassen.
Ein Schlenker ins Landesinnere führt uns in den historischen Ort Moncontour mit seiner mittelalterlichen Atmosphäre und den fantasievollen, nostalgischen Ladenschildern und typischen Fachwerkhäusern.
In Saint Laurent de La Mer bietet sich ein ruhiger Parkplatz am Pointe du Roselier zum Übernachten an.
Der Blick auf die Küste ist regenverhangen - aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Wenn der Wetterbericht vor einem Sturm an der Atlantikküste warnt und auch noch speziell die Bretagne erwähnt, sollte man sich nicht auf einen exponierten Küstenparkplatz stellen...
Der gestrige Abend ließ noch nichts Böses erahnen, aber ab Mitternacht nahm der Wind beständig zu und rüttelte TIO mit immer stärker werdenden Sturmböen so heftig durch, dass an Schlaf nicht zu denken war.
Um 01.30h haben wird dann schließlich die Segel gestrichen, die Keile eingesammelt und im nächsten Dorf hinter einer Scheune Schutz für den Rest der Nacht gesucht.
Zum Frühstück fahren wir jetzt auf einen geschützten Parkplatz und lecken unsere Wunden: Es ist mal wieder Wasser in der Garage - nicht viel, aber ausreichend für feuchte Holzleisten.
Irgendwo muss der Regen, der letzte Nacht horizontal vom Himmel fiel, einen Weg hinein gefunden haben.
Aber das Schöne an unserer Art zu reisen ist ja die Flexibilität.
Wegen des Sturms in der Bretagne und der schlechten Wetterprognose für die nächsten 8-10 Tage haben wir beschlossen unsere Reisepläne kurzfristig zu ändern, der Küste den Rücken zuzukehren und statt nach Spanien lieber Richtung Italien zu fahren, zudem sich dort die Corona-Neuinfektionen auf einem niedrigeren Level halten.
Über Monaco wollen wir zunächst an die italienische Riviera und dann allmählich in Richtung „Stiefelspitze“ fahren.
In den Abendnachrichten wird dann berichtet, dass der Sturm auch an der Riviera gewütet und im Hinterland große Schäden verursacht hat.
Und nun...??
Über Vieille Brioude, einen beschaulichen Ort in der Auvergne, dessen alte Steinbogenbrücke im Mittelalter die größte Bogenspannweite besaß, fahren wir erst einmal bis Rosans im Département Hautes-Alpes, und können auf dem kostenlosen Gemeindestellplatz übernachten.
Zugegeben, es ist nicht die beste Jahreszeit um die Provence, eines der schönsten Départements Frankreichs, zu erkunden:
Die Felder sind abgeerntet und frisch gepflügt, der Lavendel geschnitten, die Temperaturen liegen im einstelligen Bereich und der Himmel ist wässrig-grau...
Aber wir wollen ja auch nur schnell an die Küste, um über Nizza das Land zu verlassen, denn bis zu 17.000 Neuinfektionen mit COVID-19 pro Tag sind uns dann doch zuviel.
Irgendwann werden wir die Bretagne noch einmal in Ruhe bereisen.
Auf das Abenteuer, welches nun folgt, hätten wir aber trotzdem gerne verzichtet...
Über Saint-Julien du Verdon, wo der Lac de Castillon den Verdon staut, fahren wir durch das Var-Tal Richtung Maissoins, geraten aber in Villars-sur-Var in eine Straßensperre und müssen umkehren. Das Unwetter vor 3 Tagen hat die vor uns liegende Straße unpassierbar gemacht und wir müssen 20km zurück nach Puget-Théniers, von wo aus es über die Alternativstrecke über Roquestéron und Gilette nach Nizza geht.
Eine schmale Straße, teilweise einspurig, führt über Dutzende Tornanten auf die Höhen der Alpes-Maritimes. Teilweise sind auch hier Straßenteile abgerutscht. Geröllmassen und umgeknickte Bäume wurden auf die Schnelle beseitigt - an den Engstellen wird der Verkehr über Ampeln einspurig durchgeschleust.
Erinnerungen an unsere Fahrt auf dem Camino de la Muerte - der Todesstraße in Bolivien - werden wach. Hier ist lediglich der Straßenbelag etwas besser, und gelegentlich sieht man Leitplanken.
Nach 70km Umweg landen wir am späten Nachmittag total erledigt in Gattieres, kurz vor Nizza, auf einem Lidl-Parkplatz.
Ein großes Kompliment und Dankeschön an Franjo, der sicher und souverän diese schwierige Strecke gemeistert und uns heil ans Ziel gebracht hat - auch wenn TIO bei diesem Abenteuer eine lange Schramme abbekommen und eine Seitenleuchte eingebüßt hat.
Ich liebe Dich !!!
Die Fortsetzung unserer Reise in Italien seht ihr HIER.