24. März 2017 – 05. April 2017

Spektakuläre Landschaft, Inka-Ruinen und ein schmerzhafter Abschied

Nach dem Farbenrausch am Agua Negra haben wir auf der argentinischen Seite in Pismante am Tourist-Office übernachtet und das Wifi für ein Homepage-Update genutzt.

Jetzt fahren wir zum Lago „Dique Cuesta del Viento“, einem See umgeben von 230Mio Jahre altem vulkanischen Gestein, das vom Wasser zu bizarren Felsen geformt wurde. Hinter einem Felsen finden wir einen geschützten Stellplatz und genießen die Abendstimmung über dem Wasser.

Am nächsten Morgen lässt der Wind noch einen Drohnenrundflug über den See zu, frischt aber im Laufe des Nachmittags auf, so dass wir die Markise einfahren und hinter TIO Schatten suchen müssen.

Tags drauf weht es schon heftiger. Unser Tischset und ein Plastikteller vom Frühstück wehen den Abhang hinunter. Das Set (ein Geschenk unserer Kinder mit deren Foto) bleibt zwischen dem Geröll aus großen, kantigen Steinen hängen, während der Teller schon auf dem See schwimmt. Mit Flip Flops krabbele ich auf allen Vieren über die rutschenden Steine die 5m zum Wasser runter – ich kann doch unsere Kinder nicht dem See überlassen...

Leicht lädiert erreiche ich die Plattform wieder und das Frühstück findet heute ein wenig abseits der Böschung statt.

Felsen und Dinosaurier

Der Nationalpark Ischigualasto ist unser nächstes Ziel.

Morgens um 10.00h fahren wir, von einem Ranger angeführt, mit 6 Fahrzeugen in den Park. Die Tour dauert 4 Stunden und führt durch ein 8.000 qkm großes Reservat mit wüstenhafter Landschaft, das wegen seiner vollkommenen Trockenheit auch Valle de la Luna (Mondtal) genannt wird und 2000 von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Das vulkanische Gebiet, jetzt 1300m über dem Meeresspiegel, wurde in früheren Zeiten regelmäßig überschwemmt und Wind und Wasser formten im Laufe von 230 Mio. Jahren die skulpturartigen, kuriosen Gesteinsformationen mit Namen wie: U-Boot, Pilz, Sphinx, Wurm oder Bocciabahn.

Einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde entstammen dieser Ischigualasto-Formation.

Nachmittags fahren wir nach La Rioja weiter, decken uns im „Vea“ Supermarkt mit Lebensmitteln ein und übernachten an einem idyllischen See 18km nördlich.

Nächtliche Männlichkeits – Ersatzrituale

Mit bemerkenswertem Gespür schaffen wir es immer wieder, die absolut geheimen und abgelegenen Orte aufzuspüren, an denen eine Horde cerveza-seliger junger Männer aus der jeweiligen Gegend ihre nächtlichen Rituale ausübt. In dieser Nacht haben wir genau das Zentrum erwischt: Um 2.30h bleibt ein Auto direkt hinter uns stehen, der Kofferraum öffnet sich und die Musik ertönt – genau in der vorgeschriebenen Lautstärke >> Regler bis zum Anschlag.

Von Taschenlampen mystisch beleuchtet erscheinen männliche Gestalten auf dem Schauplatz, tragen Flaschen in der rechten Hand, schwingen die Linke im Takt der Musik – und beginnen...                      zu tanzen...

Der Spuk dauert genau 2 Stunden, dann geht der Lautsprecherbox der Saft aus und die Lautstärke reduziert sich auf die Bässe des Autoradios. Irgendwann schlafen wir wieder ein – und heute morgen ist der Spuk verschwunden. Schade – uns war gerade nach lauter Musik und Hundegebell zum Frühstück. Dann geht’s halt ohne Revanche weiter...

In der Nähe von Belén stehen die Ruinen der alten Inka-Siedlung -Shincal, die wir uns ansehen möchten.

Die jungen Leute, die vor dem Eingang Kunsthandwerk verkaufen, empfehlen uns einen Übernachtungsplatz am Fluss: kein Hundegebell, keine tanzenden Männer, keine laute Musik – nur himmlische Ruhe ;-)

Von einem Guide lassen wir uns über die Anlage der ehemaligen Inka-Siedlung führen. Da wir den englischen Prospekt vorher studiert haben verstehen wir auch einiges von den spanischen Erläuterungen, die rasend schnell vorgetragen werden. Die Himmelsleiter und der erhabene Platz der Gerichtsbarkeit sind noch gut zu erkennen und die Ruinen der Häuser um den ehemaligen Dorfplatz geben uns ein Bild davon, wie die Ortschaft vor knapp 600 Jahren ausgesehen hat.

Mit 360 Sonnentagen gehört das Klima in Santa Maria zu den sonnigsten der Welt. Damit die Bevölkerung aber nicht übermütig wird, ist sie mit einer Meute von Straßenhunden gestraft, die Nacht für Nacht wild kläffend durch die Viertel zieht.

Hoffentlich ist es in Cafayate wieder ruhiger, denn spätestens jede 2. Nacht brauchen wir unseren Schönheitsschlaf. Liz und Leo stehen schon seit 4 Tagen auf dem Campingplatz und wir freuen uns darauf, sie wiederzusehen.

Ein zweiter Hund ...???

Aus dem Dorf ist uns gestern eine kleine Hündin gefolgt, vorne leicht lahmend, aber ansonsten fit.

Sie hat die Nacht unter TIO verbracht und uns heute morgen fröhlich begrüßt. Sie folgt uns auch zur Bodega Domingo, wo wir mit Liz und Leo eine Besichtigung mit Degustation machen. Als wir nach einer guten Stunde mit Flaschen bepackt wieder auf die Straße treten, steht sie schwanzwedelnd vor uns und kommt auch am Nachmittag wieder mit ins Dorf. Wir hoffen, sie dort loszuwerden, aber zurück am Campingplatz dauert es keine Viertelstunde und sie ist wieder da...

In der warmen Kabelrolle unter unserem Auto kann man sich schön einrollen und übernachten ;-)

Wir werden die Hündin wohl nicht mehr los, versuchen Liz und Leo zu überreden, sie mitzunehmen – erfolglos. Das wird ein schwerer Abschied, denn ein Hund im Auto ist definitiv genug...

Ich gebe ihr etwas zu fressen, damit sie abgelenkt ist, aber sie riecht den Braten und steht winselnd an der Treppe. Als wir fahren läuft sie humpelnd neben dem Auto her... Das tut weh – und der Rest des Tages ist für mich gelaufen...

El Anfiteatro
El Anfiteatro

... noch mehr Steine...

Die „Quebrada de Cafayate“ (Quebrada = Schlucht) ist bekannt durch ihre Gesteinsformationen. Aussichtspunkte wie „Los Colorados“, „Los Castillos“ und „El Obelisco“ säumen den Weg – und wer steht am „El Anfiteatro“ ?? Liz und Leo... Das wird wieder ein schöner Abend ;-)

 

Die „Garganta del Diablo“, ein riesiger Felsspalt, ähnlich dem Amphitheater, ist die letzte Formation, die wir uns in dieser Schlucht ansehen, dann geht’s zu nächsten weiter – die „Quebrada de Las Flechas“, deren Felsen wie Pfeile in den Himmel ragen, spektakulär im Licht der Nachmittagssonne. Zwischendurch sind auf dem braunen Boden große, rote Flecken zu erkennen. Bei näherem Hinsehen sind es Peperoni, die hier in der Sonne getrocknet werden. Das intensive Rot gibt einen schönen Farbkontrast für unsere Fotos.

Unser Ziel ist die Finca Colomé, ein Weingut mitten im Nirgendwo, 2200m ü.N.N., aber die 18.00h Führung durch das Museum mit Lichtinstallation fällt heute scheinbar aus...

...und montags sind die Museen auch in Argentinien geschlossen, also fahren wir unverrichteter Dinge wieder zurück – über Molinos und Cachi in den Nationalpark „Los Cardones“ auf 2800m ü.N.N.

Von den Steinen zu den Kakteen...

Die bis zu 12m hohen Kandelaberkakteen welche die Landschaft in diesem 650 Quadratkilometer großen Parque Nacional Los Cardones übersäen, gaben dem Park seinen Namen.

Nach dem Glauben der Ureinwohner wartet in jedem Kaktus einer ihrer Vorfahren darauf, wieder zum Leben zu erwachen. Ob man wohl von der Gestalt der Pflanze auf die Figur des Vorfahren schließen kann ???

Auf einer freien Fläche stellen wir TIO ab und haben eine herrlich ruhige Nacht, denn NOCH sind die Vorfahren NICHT am Leben ;-)

Nach einem Drohnenrundflug, (dessen Film HIER zu sehen ist) über die karge, hügelige Landschaft zieht es uns weiter nach Salta. Ich brauche einen Fachmann für ein kleines Zahnproblem.

Auf dem Camping Municipal in Salta stehen neben Liz und Leo noch einige andere Overlander. Horst und seine Tochter Marion haben noch 4 Wochen, bevor sie nach 2 Jahren Südamerika wieder nach Hamburg zurück verschiffen. Marita und Jan sind, wie wir, in Richtung Norden unterwegs www.majanta.net


06. - 16. April 2017

Salta - die Schöne, Nebelwald und farbenfrohe Dörfer

Nach einem gemeinsamen Frühstück fahren Horst und Marion weiter. Ich habe nachmittags einen Termin beim Zahnarzt. Nachdem ich zuerst bei einem Kieferorthopäden gelandet bin, kann mir der Dentista eine Straße weiter das gelockerte Implantat wieder befestigen (böse Zungen behaupten ja, dass sich auf der Ripio-Piste ALLE Schrauben lockern...) Die Verabschiedung erfolgt mit Küsschen... mich hat noch NIE ein Zahnarzt mit Küsschen verabschiedet ;-)

Der Abend ist mild und wir sitzen bis Mitternacht vor den Fahrzeugen und tauschen Tipps und Erlebnisse aus.

Mit dem Bus in die Innenstadt von Salta zu fahren ist wesentlich angenehmer als ein Fußmarsch, bei dem man permanent die Abgase und den Gestank der Autos in der Nase hat.

Wir sehen uns die Kathedrale – innen sehr pompös und von außen schön illuminiert – und das Convento de San Francisco an – ebenso wirksam angestrahlt und mit dem höchsten Kirchturm Südamerikas (53m)

Als Betthupferl gibt es nach der Rückkehr zum Campingplatz eine schweizerische Spezialität „Kaffee Luz“: ein dünner Nescafe, durch den man die Zeitung noch lesen kann (wichtig), mit Zucker und einem ordentlichen Schuss Fernet (oder anderem Kräuterschnaps). Die Gewöhnung tritt erst nach dem 3. Kaffee ein – aber soviel hatten wir nicht ;-)

Durch den Nebelwald zum Cerro de 7 Colores

Am nächsten Morgen verlassen wir Salta Richtung Norden. Die Quebrada de Humahuaca steigt von San Salvador de Jujuy in 1259m über eine Länge von 150km bis auf knapp 3000m an und endet in Humahuaca.

Zunächst übernachten wir aber am Trinkwasserreservoir von Salta, dem Embalse Campo Alegre.

Es ist neblig, kalt und leichter Nieselregen fällt, als wir zur alten Inka-Siedlung Purmamarca fahren – zum Cerro de Los 7 Colores, dessen Farbschattierungen durch die hohe Konzentration unterschiedlicher Mineralien im Gestein entstehen.

Die schmale Straße führt uns durch die Ausläufer des Nebelwaldes. Die Zweige hängen so niedrig, dass wir sie oftmals mit dem Autodach streifen und Franjo muss aufpassen, dass er TIO an den dickeren Ästen vorbeimanövriert (später stellen wir fest, dass eine Antenne abgerissen wurde). Bromelien, Farne und Ranken bewachsen die immerfeuchte Rinde der ausladenden Bäume, die im Nebel noch mystischer wirken. Erst kurz vor Purmamarca, auf 2200m Höhe, lichtet sich die weiße Wand und die Sonne strahlt wieder vom blauen Himmel. 

Wir wandern um den Berg der 7 Farben und schlendern durch den Ort, vorbei an vielen Verkaufsständen, deren Angebot von Lama-Salami über Ponchos, Hüte, bunte Stofftaschen und Tücher in herrlichen Farben bis zu Schalen aus Kakteenholz reicht.

Kaum haben wir am Abend unseren Stellplatz angefahren, hupt es von der Straße und Britta und Sebastian kommen auf den Platz – geradewegs aus Chile – auf dem Weg nach Salta.

Es wird mal wieder ein schöner, langer Abend.

Mit Pauke und Panflöte in die Kirche
Mit Pauke und Panflöte in die Kirche

Osterumzüge und bunte Schluchten

Wir haben die Semana Santa, die heilige Woche vor Ostern, mit ihren feierlichen Umzügen schon in Andalusien erlebt. Hier ist es ähnlich: In Tilcara zieht eine große Gruppe blau gekleideter Jugendlicher mit Panflöten und Pauken durch die Straßen zur Iglesia de La Virgen del Rosario. Der Klang der Instrumente lässt das kleine Gotteshaus erbeben. Knieend bekommen die Musikanten ihren Segen bevor sie weiterziehen.

Vor der kleinen Kirche von Uquia drängen sich die Kunsthandwerkstände: Töpferwaren, Hüttenschuhe, Stoffe, Hüte, … dahinter beginnt die Quebrada de Las Señoritas – ebenso farbenprächtig wie die anderen Schluchten, durch die wir bisher gefahren sind.

In Humahuaca, der Hauptstadt dieses Departamentos, erreichen wir dann eine Höhe von 3000m. Das gut erhaltene Stadtzentrum weist noch viele Kolonialbauten auf. Das übliche Heldendenkmal ist der argentinischen Nordarmee gewidmet und im Rathausturm erscheint alle 12 Stunden San Francisco Solano, um die Menge zu segnen. Uhrwerk und Mechanik sind deutsche Wertarbeit aus Nürnberg und wiegen 1800kg.

3 km nördlich der Stadt stellen wir uns in die Pampa (nein: Puna heißt das hier!!) zwischen dornige Büsche und Kandelaberkakteen und beschließen den Tag.

Bergkette bei Tres Cruces
Bergkette bei Tres Cruces

In Höhenlagen über 3000m

Bei 5°C im Schatten ist es morgens in der Sonne schon so warm, dass wir draußen frühstücken können. Die Strecke über den Abra del Cóndor in das Bergdorf Iruya entpuppt sich als üble Ripio-Piste und nach 3 Bachdurchquerungen kapitulieren wir und kehren um. Nach einem Abstecher über Tres Cruces - Zollstation für bolivianische Güter und von einer Bergkette mit ungewöhnlichen Sedimentablagerungen umgeben – fahren wir zurück nach Humahuaca. Im Osten der Stadt liegt der Mirador del Hornocal – eine mineraliendurchzogene Gebirgskette, die mit 14 Farben beworben wird, die in der Nachmittags- und Abendsonne leuchten.

Auf 4350m Höhe haben wir von einem Plateau aus einen spektakulären Blick auf die Bergkette, deren unzählige Pastellfarben sich durch die im rechten Winkel vorgelagerten Hügel wie eine Zickzackbordüre darstellen.

Wir kommen mit 3 Reisenden aus der Schweiz ins Gespräch, die uns bei einem gemeinsamen Kaffee vor TIO eine kleine Wanderung empfehlen, aber wir beschließen, die Drohne zu schicken (man muss sich in dieser Höhe ja jeden Schritt gut überlegen...)

Kaum schwirrt sie in der Luft, steht eine argentinische Großfamilie hinter uns und schaut sich gebannt die Luftbilder auf dem Display an. Aus Spaß gibt es noch ein Charango-Konzert vor der Bergkulisse – und auch wir müssen auf´s Bild. Mit Visitenkarte und Facebook-Adresse in der Tasche verabschiedet sich die lustige Truppe mit einem „Buen Viaje“.

Wir übernachten noch einmal an unserem letzten Stellplatz, denn 1000m tiefer schläft man einfach besser...

Panorama - Cerro de 14 Colores
Panorama - Cerro de 14 Colores
Der Friedhof passt sich wunderbar an den Hintergrund an
Der Friedhof passt sich wunderbar an den Hintergrund an

Über San Salvador de Jujuy wollen wir in den Nationalpark Calilegua, aber die Zufahrtstraße ist vom Regen überschwemmt – das muss hier ja heftig geschüttet haben – so dass wir in Libertador General San Martin (was für Namen...) einen Übernachtungsplatz suchen. Im Dunkeln landen wir auf dem Rangierplatz der Zuckerrohrfabrik – morgen ist Karfreitag, da haben wir bestimmt Ruhe...

aber mit der ist es vorbei, kaum dass wir im Bett liegen.

Ein Wachmann mit Hund klopft an die Tür, schickt uns aber dann nur einen Platz weiter, damit wir am Morgen nicht zwischen den ganzen abgestellten Anhängern aufwachen... aber was soll´s, der ist ohnehin verregnet.

Der erste richtige Regen seit Wochen...

Vor dem Café der Tankstelle können wir das Internet nutzen, um mal wieder ein paar überfällige Telefonate zu führen. Da wir den Nationalpark noch nicht befahren können und eine Wanderung bei diesem Regen ohnehin keinen Spaß macht, fahren wir nach Salta zurück. Wir brauchen noch Grenzpapiere für Jaron – und bei schlechtem Wetter lässt es sich besser auf dem Campingplatz aushalten. Am Ostersonntag fällt der Berufsverkehr aus und wir müssen keine Abgasvergiftung befürchten wenn wir die Stadt zu Fuß besichtigen.

Wenn wir Glück haben, ist die Senasa am Montag wieder geöffnet – der Ostermontag ist hier kein Feiertag - falls nicht, müssen wir bis Dienstag hier ausharren, bevor wir an Jarons Bescheinigung kommen, die an der Grenze zu Chile wahrscheinlich sowieso niemand sehen will.

Auf dem Rückweg fallen uns die vielen interessanten Bushaltestellen-Häuschen auf - oftmals wunderschön bemalt - die mussten einfach auf´s Foto ;-)

Wenn das so einfach wäre ...
Wenn das so einfach wäre ...

Heimweh... ???

Wir diskutieren über die Definition des Begriffes...

Heimweh - im Sinne von „Zurück nach Deutschland in die eigenen vier Wände“ haben wir nicht, denn unser Haus ist verkauft und die große Wohnung haben wir gegen ein 35qm großes Appartement eingetauscht, in dem die restlichen Möbel „abgestellt“ sind.

Aber – es gibt Tage, an denen wir (ich!) doch sehr intensiv an die Menschen denken, die uns lieb und teuer sind: Freunde, Familie – und vor allem natürlich die Kinder und unser Enkel Carl, dessen Entwicklung wir für einen langen Zeitraum nicht mitverfolgen können...

Und an solchen Tagen ist es ein großes Glück, dass wir Dank e-Mail und WhatsApp doch nicht so ganz von der Welt daheim abgeschnitten sind und von den Menschen, denen wir wichtig sind, Kommentare und Videos geschickt bekommen, die uns zeigen, dass sie in Gedanken bei uns sind und unsere spannende Reise mitverfolgen – und dafür sagen wir: DANKESCHÖN !!!


17. - 20. April 2017

Von nun an geht´s bergauf...

Argentiniens berühmtester Zug, der „Tren a las Nubes“ verkehrt auf einer der höchstgelegenen Trassen der Welt und fährt von Salta durch die Quebrada del Toro bis kurz hinter San Antonio de Los Cobres. Während einer Bauzeit von 27 Jahren sind mehr als 600 Arbeiter ums Leben gekommen. Während der Zugfahrt werden 29 Brücken, 21 Tunnel und 13 Viadukte überwunden, wobei das Highlight, wie immer, zum Schluss kommt: „La Polvorilla“, der 67m hohe Viadukt auf 4200m Höhe.

Man kann diese Tour buchen: Der Zug startet um 7.00h und ist nach Mitternacht erst wieder in Salta. Medizinische Versorgung ist gewährleistet, denn der Höhenunterschied ist gewaltig. Parallel zum Zug fahren Busse, ebenfalls von einem Sanitätsfahrzeug begleitet, bis „La Polvorilla“ - Fotostopps inbegriffen. Wir nehmen diese Strecke mit TIO in Angriff, da sie ohnehin auf unserer Route, über den Paso de Sico nach Chile, liegt. Unter dem mit 260m längsten Viadukt der Trasse "Viaducto del Rio Toro" haben wir übernachtet und finden für heute Abend einen geeigneten Stellplatz vor der Touristen-Information in Los Cobres. 

San Antonio de Los Cobres

Es ist a... kalt heute Morgen und leichter Raureif überzieht die Landschaft.

Im Tourist-Office erfahren wir, dass der „Zug in die Wolken“ morgen wieder fährt. Nachdem wir die Nacht in 3750 Höhenmetern gut überstanden haben, „klettern“ wir weitere knappe 500m höher und stellen uns unter dieses gigantische Stahlgerüst. 

Die Nacht war kalt und nur mit zusätzlicher Fleecedecke zu ertragen. Im strahlenden Sonnenschein warten wir nun bei 2°C auf die Ankunft von „El Tren“, der um 13.00h den Viadukt überquert.

Wir teilen uns auf: Franjo bleibt auf dem Parkplatz, um dieses „Ereignis“ mit Weitwinkel und Drohne festzuhalten – ich steige hinauf zu den Gleisen.

Es ist kaum zu glauben, wie anstrengend es ist, in einer Höhe über 4000m nochmals weitere 70 Höhenmeter zu erklimmen. Ich habe gerade genug Zeit meinen rasenden Puls zu beruhigen, als sich „El Tren“ mit wiederholtem Pfeifen ankündigt.

Wie aus dem Nichts sind plötzlich auch die fliegenden Händler da, die den Zugreisenden, die hier für ein paar Minuten aussteigen dürfen, ihre Waren anbieten.

Zum Abschluss des Spektakels wird die argentinische Flagge gehisst, die Nationalhymne gesungen, zum Einsteigen gepfiffen – und „El Tren“ verlässt den Schauplatz...

 

Wir auch, denn wir wollen ja weiter – tauschen noch kurz mit den beiden Schweizern Barbara und Mark ein paar Infos und rollen Richtung „Paso de Sico“ von dannen. 

Unser erstes Lama
Unser erstes Lama

„Kurz vor dem Sico links liegt Tolar Grande... Da müsst Ihr unbedingt hin und die Drohne steigen lassen !!!“ Das waren Renates Worte auf der letzten Whats App. Der Wille ist da, aber unser iPad, mit allen wichtigen Navigationsdaten gespickt, gibt keinen Mucks mehr von sich – nur noch ein schwarzes Display...

Im Garmin finden wir den Ort, biegen richtig ab und landen auf einer Piste, welche die bisher gefahrene üble Ripio-Piste noch toppt... und das noch über 100km? Die letzten Kilometer haben uns schon die Induktionsplatte gekostet, die irgendwann aus der Halterung gekracht ist; und mit der Drohne können wir ohnehin nicht fotografieren, da das iPad nicht funktioniert...

Ziemlich angefressen kehren wir um und übernachten am Straßenrand mit Blick auf den Salar Rincon, irgendwo vor der chilenischen Grenze.  Wie es  weitergeht erfahrt Ihr Hier ;-)